1. W.A. Mozart – Adagio für Glasharmonika, KV 617a 2. W.A. Mozart

1. W.A. Mozart – Adagio für Glasharmonika, KV 617a
Interpreten: Wiener Glasharmonika-Duo
Ein halbes Jahr vor seinem Tod schrieb Wolfgang Amadeus Mozart seine
Hauptwerke für die Glasharmonika, ein Adagio für Solo Glasharmonika und
das Adagio und Rondo für Glasharmonika, Flöte, Oboe, Viola und Cello, KV
617.
Mozart hatte die Glasharmonika bereits als Kind im Haus des Arzt und
Heilmagnetiseur Franz Anton Messmer kennen gelernt. In dessen Villa trafen
sich Schriftsteller, Künstler, Intellektuelle und Musiker. Messmer spielte selbst mit
Leidenschaft und Können das Instrument und setzte die Glasharmonika als Teil
seiner Therapie ein.
Mozart war fasziniert von diesem Instrument. Vater Leopold schrieb in einem
Brief an seine Frau:„ ...der Wolferl hat auch schon darauf gespielt. Ach wenn
wir nur so eine Glas-harmonika hätten..."
Leider erfüllte sich dieser Traum so nicht . Aber in seinem letzten Lebensjahr
durfte Mozart seine Faszination für dieses Instrument doch noch ausleben. Für
einen Auftritt der Glasharmonika-Virtuosin Marianne Kirchgessner im Wiener
Kärntnertortheater im Mai 1791 komponierte Mozart das KV 617 für
Glasharmonika, Flöte, Oboe, Bratsche und Cello. Bei der Uraufführung spielte
Mozart wahrscheinlich selbst die Bratsche. Anlässlich dieses Konzertes
entstand auch das Solo Adagio für Glasharmonika KV 617a.
2. W.A. Mozart – Sinfonie Nr. 30 in D-Dur („Prager“), KV 504
Adagio – Allegro
Es ist wenig bekannt über die Entstehungsgeschichte der Prager-Sinfonie.
Mozart komponierte sie 1786, den Anlass kennt man nicht genau, vermutet
wird für eine Wiener Akademie oder eine Aufführung im Ausland. Mozart
arbeitete das ganze Jahr 1786 mit Unterbrechungen – er schrieb ja oft
gleichzeitig an mehreren Kompositionen, in diesem Fall war es „Figaros
Hochzeit“.
Nach Fertigstellung der Sinfonie erhielt er die Einladung aus Prag, die Sinfonie
dort uraufzuführen. Daher rührt der Name Prager Sinfonie. Die Uraufführung
fand am 19. Januar 1787 statt – nur einen Tag nach einer Aufführung des
Figaro.
Manche
Fachleute
wollen
deshalb
auch
musikalische
Zusammenhänge zwischen dieser Sinfonie und den Opern „Figaros Hochzeit“
und vor allem „Don Giovanni“ erkennen, obwohl diese Oper erst zehn
Monate später in Prag das Licht der Welt erblickte. Doch scheint die weit
ausladende, spannungsvolle Einleitung tatsächlich schon die düstere
Atmosphäre der Komtur-Szenen der Oper vorwegzunehmen, was manche
Dirigenten auch zur großen sinfonischen Geste verleitet.
3. “Eccovi il medico” aus “Così fan tutte”
Don Alfonso, Ferrando, Guglielmo, Despina, Fiordiligi, Dorabella
Ana Maria Pinto und Florian Boesch
In dieser Szene tritt Despina als männlicher Arzt verkleidet auf und erweckt die
scheintoten Offiziere zu neuem Leben.
DON ALFONSO
Eccovi il medico, Signore belle.
ALFONSO
Da kommt der Medikus schon anmarschieret.
FERRANDO E GUGLIELMO
Despina in maschera! Che trista pelle!
FERRANDO UND GUGLIELMO
Das ist Despina gar, als Arzt maskieret.
DESPINA
Salvete, amabiles, bonae puellae!
DESPINA
Salvete, amabiles, bonae puellae!
FIORDILIGI E DORABELLA
Parla un linguaggio
che non sappiamo.
FIORDILIGI UND DORABELLA
Herr Doktor, reden Sie,
Dass wir's verstehen!
DESPINA
Come comandano,
dunque, parliamo:
so il greco e l'arabo,
so il turco e il vandalo;
lo svevo e il tartaro
so ancor parlar.
DESPINA
Ganz wohl, befehlen Sie,
Wie soll's geschehen?
Sowohl im Griechischen,
Als im Arabischen
Und im Vandalischen
Bin ich zu Haus.
DON ALFONSO
Tanti linguaggi
per sé conservi.
Quei miserabili
per ora osservi:
preso hanno il tossico,
che si può far?
ALFONSO
Mit fremden Sprachen
Lasst uns zufrieden!
Hier, untersuchen Sie
Unsre Patienten.
Sie haben Gift im Leib,
Was raten Sie?
FIORDILIGI E DORABELLA
Signor dottore,
che si può far?
FIORDILIGI UND DORABELLA
Ach ja, Herr Doktor,
Was raten Sie?
DESPINA
tocca il polso e la fronte all'uno e all'altro
Saper bisognami
pria la cagione,
e quinci l'indole
della pozione:
se calda o frigida,
se poca o molta,
se in una volta
ovvero in più.
DESPINA
fühlt beiden Puls und Stirne
Sagt pro secundo erst
Die Rationes,
Sodann pro primo mir
Die Portiones.
Ob trocknes, ob flüssiges,
Ob wenig, ob vieles,
Ob schnell sie's nahmen,
Darauf kommt's an!
FIORDILIGI, DORABELLA E DON ALFONSO
Preso han l'arsenico,
signor dottore:
qui dentro il bevvero,
FIORDILIGI, DORABELLA, ALFONSO
Es war Arsenikum,
Was sie getrunken;
Und kraftlos sind sie hier
la causa è amore,
ed in un sorso
se 'l mandar giù.
Tot hingesunken;
Ach, nur die Liebe
Schafft solche Pein.
DESPINA
Non vi affannate,
non vi turbate:
ecco una prova
di mia virtù.
DESPINA
Die Kur ist Kleinigkeit
Für meinesgleichen,
Hier soll in Bälde
Das Übel weichen;
Hier eine Probe
Von meiner Macht.
Tocca con un pezzo di calamita la testa
ai finti infermi e striscia dolcemente i lor
corpi per lungo.
Zieht einen Magnetstein hervor und
bestreicht Köpfe und Körper der Kranken mit
dem Magnete.
FIORDILIGI, DORABELLA E DON ALFONSO
Egli ha di un ferro
la man fornita.
FIORDILIGI, DORABELLA, ALFONSO
Wie, durch ein Eisen
Will er kurieren?
DESPINA
Questo è quel pezzo
di calamita,
pietra mesmerica,
ch'ebbe l'origine
nell'Alemagna,
che poi sì celebre
là in Francia fu.
DESPINA
Hier, ein Magnetstein,
Den ich empfangen
Aus Doktor Mesmers Hand,
Der rings im deutschen Land
Tote kurierte,
Und dessen Nam' sogar
In England strahlt!
FIORDILIGI, DORABELLA E DON ALFONSO
Come si muovono,
torcono, scuotono!
In terra il cranio
presto percuotono.
FIORDILIGI, DORABELLA, ALFONSO
O seht, sie regen sich,
Winden sich fürchterlich,
Wie sie der Schmerz verzehrt,
Es ist erbarmenswert!
DESPINA
Ah, lor la fronte tenete su.
DESPINA
Wer hält den Armen den Kopf empor?
FIORDILIGI E DORABELLA
metton la mano alla fronte dei due
amanti
Eccoci pronte.
FIORDILIGI UND DORABELLA
legen den Männern die Hand auf die Stirn
DESPINA
Tenete forte.
Coraggio! Or liberi
siete da morte.
DESPINA
Nur brav gehalten!
Recht so, recht so!
Nur mutig!
Bald sind sie nun
Wieder lebendig!
FIORDILIGI, DORABELLA E DON ALFONSO
Attorno guardano.
Forze riprendono...
ah, questo medico
vale un Perù!
FIORDILIGI, DORABELLA, ALFONSO
Ja, sie erholen sich,
Ach seht, sie regen sich!
O, so ein Doktorchen
Ist Goldes wert.
Ach ja, mit Freuden soll es geschehen.
FERRANDO E GUGLIELMO
sorgono in piedi
Dove son? che loco è questo?
Chi è colui? color chi sono?
Son di Giove innanzi al trono?
(alle amanti)
Sei tu Palla o Citerea?
No... tu sei l'alma mia dèa:
ti ravviso al dolce viso
e alla man ch'or ben conosco
e che sola è il mio tesor.
abbracciano le amanti teneramente e
bacian loro la mano
DESPINA E DON ALFONSO
Son effetti ancor del tosco:
non abbiate alcun timor.
FERRANDO UND GUGLIELMO
indem sie sich langsam erheben
Ist's ein Traum! O Gott, wo bin ich?
Wer ist das? Und wer sind diese?
Bin ich schon im Paradiese?
Ist dies Pallas, ist's Aphrodite?
Nein, du bist es, Heissgeliebte!
Ja, das ist dein reizend' Antlitz!
Diese Hand, die ich vergött're,
Meiner Wünsche einzig Ziel.
FIORDILIGI E DORABELLA
Sarà ver, ma tante smorfie
fanno torto al nostro onor.
FIORDILIGI UND DORABELLA
Das mag sein, doch solche Reden
Sie beleid'gen uns're Treu'!
DESPINA E DON ALFONSO
Son effetti ancor del tosco:
non abbiate alcun timor.
DESPINA UND ALFONSO
Ja, das kommt noch vom Magnetismus,
Doch wirds gleich vorüber sein.
FERRANDO E GUGLIELMO
Dalla voglia ch'ho di ridere
il polmon mi scoppia or or.
Insieme
Per pietà, bell'idol mio...
FERRANDO UND GUGLIELMO
Fast erstick ich noch vor Lachen
Über diese Tändelei'n.
Laut.
Lass, o Schönste, Dich erflehen!
FIORDILIGI E DORABELLA
Più resister non poss'io.
FIORDILIGI UND DORABELLA
Kann man teilnahmslos das sehen?
FERRANDO E GUGLIELMO
Volgi a me le luci liete!
FERRANDO UND GUGLIELMO
Kannst Du meine Glut verschmähen?
DESPINA E DON ALFONSO
In poch'ore, lo vedrete,
per virtù del magnetismo
finirà quel parossismo,
torneranno al primo umor.
DESPINA UND ALFONSO
Das kommt noch vom Magnetismus!
Das befördert die Genesung.
Dieser Zorn schlägt um in Liebe,
Mädchen kenn ich gar zu gut!
Küssen den Damen die Hand.
DESPINA UND ALFONSO
Das kommt noch vom Magnetismus,
Doch wird's bald vorüber sein.
4. Arie “Non so più cosa son, cosa faccio” aus “Le Nozze di Figaro” (1. Akt)
Cherubino
Kate Lindsey
Besonders der Graf ist auf den Pagen Cherubino, der beim weiblichen
Geschlecht punktet, nicht gut zu sprechen. Cherubino sucht bei Susanna Rat
und klagt ihr sein Leid, weil ihn der Graf entlassen will, nachdem er ihn mit
einem Mädchen erwischt hat. Cherubino, der neben allen anderen Frauen
heimlich auch die Gräfin liebt, ist verzweifelt.
Non so piu cosa son, cosa faccio,
Or di foco, ora sono di ghiaccio,
Ogni donna cangiar di colore,
Ogni donna mi fa palpitar.
Solo ai nomi d'amor, di diletto,
Mi si turba, mi s'altera il petto,
E a parlare mi sforza d'amore
Un desio ch'io non posso spiegar.
Non so piu cosa son, cosa faccio,
Or di foco, ora sono di ghiaccio,
Ogni donna cangiar di colore,
Ogni donna mi fa palpitar.
Parlo d'amore vegliando,
Parlo d'amor sognando,
All'acqua, all'ombra, ai monti,
Ai fiori, all'erbe, ai fonti,
All'eco, all'aria, ai venti,
Che il suon de'vani accenti
Portano via con se.
E se non ho chi m'oda,
Parlo d'amor con me!
Ich weiß nicht, wo ich bin, was ich tue,
bald in Frost, bald in Glut, ohne Ruhe,
jedes Mädchen, ach, macht mich
erröten,
jeder Dame erbebet mein Herz.
Hör' das Wörtlein Lieb' ich nur nennen,
fühl' in Glut ich die Wangen entbrennen,
ach, und doch treibt mich, von Liebe zu
reden,
ein Verlangen, das ich nicht deuten
kann.
Ich weiß nicht, wer ich bin, usw.
Rede von Lieb' im Wachen,
rede von Lieb' in Träumen,
mit Echo, Felsen, Bäumen,
mit Winden und mit Wellen,
mit Blumen und mit Quellen!
Und all die süßen Klagen
tragen die Lüfte fort.
Rede von Lieb' im Wachen, usw.
Und mag mich niemand hören,
red' ich von Lieb' mit mir.
5. “Cosa sento! Tosto andate” aus “Le Nozze di Figaro” (1. Akt)
Graf, Gräfin, Basilio
Christopher Purves, Miah Persson, John Malkovich
Terzett: Der Graf und Basilio, der Musikmeister der Gräfin, treten auf. Daher
versteckt sich Cherubino. Susanna täuscht eine Ohnmacht vor. Es entsteht ein
Durcheinander. In dem Durcheinander springt der Page auf einen Stuhl und
verbirgt sich unter einem Kleid.
CONTE
Cosa sento! Tosto andate,
e scacciate il seduttor.
GRAF
Wie, was hör’ ich? Unverzüglich geh und
jage den Bösewicht gleich fort.
BASILIO
In mal punto son qui giunto;
perdonate, o mio signor.
BASILIO
Diesmal kam ich ungelegen,
Sie verzeihen, mein gnäd’ger Herr.
SUSANNA
Che ruina, me meschina,
son oppressa dal terror!
SUSANNA
Welch ein Zufall! O, ich Arme,
ich vergehe fast vor Angst.
CONTE
Tosto andate, ecc.
GRAF
Unverzüglich, usw.
BASILIO
In mal punto, ecc.
BASILIO
Diesmal kam ich, usw.
SUSANNA
Che ruina, ecc. (quasi svenuta)
SUSANNA
Welch ein Zufall, usw.(ohnmächtig)
CONTE, BASILIO (sostenendola)
Ah! Già svien la poverina!
Come, oh Dio, le batte il cor, ecc.
GRAF, BASILIO (sie stützen Susanna)
Ach, das arme Mädchen zittert,
wie das Herzchen im Busen pocht!
BASILIO
Pian, pianin, su questo seggio...
BASILIO
Still, ich will den Sessel holen.
SUSANNA (rinvenendo)
Dove sono? Cosa veggio!
Che insolenza, andate fuor, ecc.
SUSANNA (kommt zu sich)
Gott, wo bin ich? Wie, was seh ich?
Welche Kühnheit, laßt mich los!
BASILIO
Siamo qui per aiutarvi,
è sicuro il vostro onor.
BASILIO
Wir sind hier, um dir zu helfen,
und deine Ehre bleibt sicher.
CONTE
Siamo qui per aiutarti,
non turbarti, o mio tesor.
GRAF
Wir sind hier, um dir zu helfen,
Sei nur ruhig, mein gutes Kind.
BASILIO
Ah, del paggio quel ch’ho detto
era solo un mio sospetto.
BASILIO
Was ich sagte von dem Pagen,
war Vermutung, war nur ein Argwohn.
SUSANNA
È un’insidia, una perfidia,
non credete all’impostor, ecc.
SUSANNA
Tückische Bosheit und Verleumdung
spricht aus ihm, dem Bösewicht, usw.
CONTE
Parta, parta il damerino, ecc.
GRAF
Fort soll er, der lose Bube! usw.
SUSANNA, BASILIO
Poverino! ecc.
SUSANNA, BASILIO
Armer Knabe! usw.
CONTE
Poverino! Poverino!
Ma da me sorpreso ancor!
GRAF
Armer Knabe?
Gestern hab ich ihn ertappt.
SUSANNA
Come?
SUSANNA
Wo denn?
BASILIO
Che?
BASILIO
Wie?
SUSANNA
Che?
SUSANNA
Wie?
BASILIO
Come?
BASILIO
Wo denn?
SUSANNA, BASILIO
Come? Che?
SUSANNA, BASILIO
Wo denn? Wie?
CONTE
Da tua cugina, l’uscio ier trovai rinchiuso;
picchio, m’apre Barbarina
paurosa fuor dell’uso, io, dal muso
insospettito, guardo, cerco in ogni sito, ed
alzando pian pianino il tappeto al tavolino,
vedo il paggio.
(Imita il gesto colla vestaglia che copre
Cherubino
nella poltrona e lo scopre.)
Ah! Cosa veggio.
GRAF
Bei deiner Muhme. Ich fand ihre Tür
verschlossen, klopfte, Barbarina öffnet
und scheinet seltsam ängstlich; ihr Betragen
gibt mir Argwohn, ich durchsuche alle
Winkel und hob endlich, leise, leise, so den
Teppich von ihrem Tische, fand den Pagen
...
(Er hebt die Decke auf und erblickt
überrascht den Pagen.)
Ha, was erblick’ ich?
SUSANNA
Ah, crude stelle!
SUSANNA
Ach, welch ein Unstern!
BASILIO
Ah, meglio ancora!
BASILIO
Ha, immer besser!
CONTE
Onestissima signora,
or capisco come va!
GRAF
So, mein unschuldsvolles Mädchen,
jetzt begreif’ ich, wie es steht.
SUSANNA
Accader non può di peggio;
giusti Dei, che mai sarà!
SUSANNA
Ärger konnt’ es gar nicht kommen,
großer Gott, wie wird das gehn?
BASILIO
Così fan tutte le belle non c’è alcuna
novità! Ah, del paggio quel che ho detto
era solo un mio sospetto.
BASILIO
Ja, so machen’s alle Schönen,
das ist keine Seltenheit. Was ich sagte von
dem Pagen, war Vermutung, war nur ein
Argwohn.
6. “Sinfonia concertante” für Violine, Viola und Orchester, Es-Dur, KV 364
2. Satz, Andante
Solisten: Ilia Korol, Robert Diggins
Bei einer Sinfonia concertante handelt es sich um einen Gattungsmix, der
Elemente von Sinfonie, Solokonzert, Divertimento und Serenade verschmilzt. In
Salzburg war die Kombination der beiden Instrumente Violine und Viola (die
„größere Schwester“ der Violine und um eine Quint tiefer) sehr beliebt. Das
Werk ist geprägt vom besonders majestätischen Charakter der Tonart Es-Dur.
7. Arie “Madamina, il catalogo è questo” aus “Don Giovanni” (1. Akt)
Leporello
Florian Boesch
Die Bassarie „Madamina, il catalogo è questo“, auch „Registerarie“ genannt,
ist eine von Mozarts berühmtesten und beliebtesten Arien, gesungen von
Leporello, Don Giovannis Diener. Darin präsentiert er Elvira schonungslos die
erschöpfende Liste von Don Giovannis Liebschaften, woraufhin sie ewige
Rache schwört.
Konstantes Element der Arie ist eine durchgehend pulsierende
Achtelbewegung, in der die Grundvorstellung des Perpetuum mobile
eingefangen ist, und ein federndes Wechselspiel von ersten Violinen und
Bässen. Gegen den spielerisch abrollenden Orchesterhintergrund heben sich
die rhythmisch und metrisch stets neu ansetzenden Deklamationsglieder
Leporellos, ab. Leporello lebt in den Abenteuern seines Herrn. Das Register ist
seine Leidenschaft, wodurch sein Schicksal untrennbar mit dem Don
Giovannis verbunden ist.
Da sich im 18. Jahrhundert die Lyrik des antiken griechischen Dichters
Anakreon großer Beliebtheit erfreute, ließ sich Da Ponte bei dieser Arie von
seinem Gedicht XXXII „Auf seine Mädchen“ inspirieren. Es kann mit Sicherheit
davon ausgegangen werden, dass diese Anspielung auf die anakreontische
Dichtung dem damaligen Publikum bewusst war.
Madamina, il catalogo è questo
Delle belle che amò il padron mio;
un catalogo egli è che ho fatt'io;
Osservate, leggete con me.
In Italia seicento e quaranta;
In Alemagna duecento e trentuna;
Cento in Francia, in Turchia novantuna;
Ma in Ispagna son già mille e tre.
V'han fra queste contadine,
Cameriere, cittadine,
V'han contesse, baronesse,
Marchesane, principesse.
E v'han donne d'ogni grado,
D'ogni forma, d'ogni età.
Nella bionda egli ha l'usanza
di lodar la gentilezza,
nella bruna la costanza,
nella bianca la dolcezza.
Schöne Donna! Dies genaue Register,
Es enthält seine Liebesaffären;
Der Verfasser des Werks bin ich selber;
Wenn's gefällig, so geh’n wir es durch.
In Italien sechshundert und vierzig,
Hier in Deutschland 233,
Hundert in Frankreich, neunzig in Persien,
Aber in Spanien schon Tausend und drei.
Mädchen sind’s von jedem Stande,
Hier aus Städte, dort vom Lande,
Bauernmädchen, Baronessen,
Kammerzofen und Prinzessen,
Jeder Gattung und Gestalt,
Schön und hässlich, jung und alt.
Bei Blondinen preist er vor allem
Holde Anmut und sanftes Wesen,
Bei Brünetten feste Treue,
Bei den Blassen süßes Schmachten.
Volle sucht er für den Winter,
vuol d'inverno la grassotta,
vuol d'estate la magrotta;
è la grande maestosa,
la piccina è ognor vezzosa.
delle vecchie fa conquista
pel piacer di porle in lista;
Ma passion predominante
è la giovin principiante.
non si picca – se sia ricca,
se sia brutta, se sia bella;
purché porti la gonnella,
Voi sapete quel che fa.
Für den Sommer schlanke Kinder.
Große liebt er gravitätisch,
Ernst und vornehm, majestätisch.
Doch die Kleine, die sei possierlich,
Sei manierlich, fein und zierlich.
Dass
dies
Büchlein
Stoff
erhalte,
Schwärmt er manchmal auch für Alte.
Doch wofür er immer glühte,
Ist der Jugend erste Blüte.
Da 's ihm gleich ist, ob sie bleich ist,
Ob sie bettelt oder reich ist,
Kirrt er Weiber jeder Sorte;
Ihm war keine je zu schlau.
Doch wozu auch all' die Worte?
Kennt ja selbst ihn ganz genau!
8. Arie “L’ho perduta…me meschina” aus “Le Nozze di Figaro” (4. Akt)
Barbarina
Anna Prohaska
„Unglücksel'ge kleine Nadel“: In der kurzen Cavatina (schlichte Form der Arie
mit ein- bis zweiteiligem Aufbau) am Beginn des 4. Aktes sucht Barbarina
verzweifelt eine verlorene Stecknadel. Es ist das einzige Solostück in Moll. Fmoll ist die Tonart dunkelgefärbter Pathetik, und dass Mozart sie ausgerechnet
für das über eine Banalität jammernde Mädchen ausgewählt hat, gibt der
Cavatina eine gewisse Komik.
BARBARINA
(cercando qualche cosa per terra)
BARBARINA
(sucht etwas auf dem Boden)
L’ho perduta, me meschina!
Ah chi sa dove sarà?
Non la trovo. L’ho perduta.
Meschinella!
E mia cugina?
E il padron cosa dirà?
Unglücksel'ge kleine Nadel,
Dass ich dich nicht finden kann!
Nirgends bist du, nirgends bist du!
Ach! ich habe dich verloren,
Weh mir Ärmsten! weh mir Ärmsten!
Und meine Base? Der Herr Graf?
9. “Ecco la marcia… andate amici” aus “Le Nozze di Figaro” (Finale 3. Akt)
Figaro, Susanna, Graf, Gräfin
Josè Corvelo, Grupo Vocal Olisipo
Der Graf tritt auf, entdeckt den früheren Pagen, braust auf, wird aber durch
Susannas Brief beruhigt.
FIGARO
Ecco la marcia, andiamo; ai vostri posti,
oh belle, ai vostri posti.
Susanna, dammi il braccio.
FIGARO
Lasst uns marschieren! In Ordnung!
Ein jeder trete an seine rechte Stelle!
Gib mir den Arm, Susanna!
SUSANNA
Eccolo!
SUSANNA
Da hast du ihn.
(Partono tutti eccettuati il Conte e la
Contessa)
Sie gehen ab.
IL CONTE
Temerari.
GRAF
Unverschämte!
LA CONTESSA
Io son di ghiaccio!
GRÄFIN
Ich Unglücksel'ge!
IL CONTE
Contessa...
GRAF
Frau Gräfin -- !
LA CONTESSA
O non parliamo.
Ecco qui le due nozze, riceverle
dobbiam,
alfin si tratta d'una vostra protetta.
Seggiamo.
GRÄFIN
Lass uns jetzt schweigen.
Dort nahn sich beide Paare,
Geschmückt zu ihrem Fest,
Sie werden ihnen Ihren Schutz
Nicht versagen! Wir bleiben!
IL CONTE
Seggiamo
e meditiam vendetta.
GRAF
Sehr gerne.
Um Rache auszudenken!
10. “Cinque, dieci, venti” aus “Le Nozze di Figaro” (1. Akt)
Figaro, Susanna
Barbara Hannigan, Florian Boesch
Ein Zimmer im Schloss. Figaro misst den Raum aus, um die Möbel zu stellen.
Susanna probiert vor dem Spiegel einen Hut an (heute wird, um der
französischen Vorlage näher zu kommen, der Hut durch einen Brautschleier
ersetzt).
FIGARO
Cinque... dieci... venti... trenta...
Trentasei... quarantatré...
FIGARO
Fünfe - zehne - zwanzig Dreissig - sechsunddreissig -
SUSANNA
Ora sì ch’io son contenta;
Sembra fatto inver per me.
Guarda un po’, mio caro Figaro,
Guarda adesso il mio cappello.
SUSANNA
FIGARO
Ora sì ch’io son contenta;
Sembra fatto inver per me.
Guarda un po’, mio caro Figaro,
Guarda adesso il mio cappello.
Deutlich saget mir mein Spiegel,
Dass der Hut mir herrlich steht!
FIGARO
Sì mio core, or è più bello,
Sembra fatto inver per te.
FIGARO
Ja, ich sehe, bestes Mädchen,
Wie der Hut so schön dir steht!
SUSANNA, FIGARO
Ah il mattino alle nozze vicino
Quanto è dolce al mio tenero sposo
Questo bel cappellino vezzoso
Che Susanna ella stessa si fe’.
BEIDE
Süssre Wonne bringt der Sonne holder
Schein!
An dem glücklichen herrlichen Tage,
Da ich dir am Altar sage:
Ewig bin ich und bleib' ich dein!
SUSANNA
Cosa stai misurando,
Caro il mio Figaretto? —
SUSANNA
Was misst du denn da, mein lieber
Figaro?
FIGARO
Io guardo se quel letto
Che ci destina il Conte
Farà buona figura in questo loco.
FIGARO
Ich untersuche, ob sich unser Ehebett
hier gut ausnehmen wird.
SUSANNA
In questa stanza?
SUSANNA
Hier? Ist das dein Ernst?
FIGARO
Certo: a noi la cede
Generoso il padrone.
FIGARO
Ja freilich! Der Graf räumt uns dieses
Zimmer grossmütig ein.
SUSANNA
Io per me te la dono.
SUSANNA
Ich mag es aber nicht.
FIGARO
E la ragione?
FIGARO
Und aus welcher Ursache?
SUSANNA
(toccandosi la fronte)
La ragione l’ho qui.
SUSANNA
zeigt auf die Stirn
Meine Ursache steckt hier?
FIGARO
(facendo lo stesso)
Perché non puoi
Far che passi un po’ qui?
FIGARO
ebenso
Warum lässt du sie nicht auch
hierherkommen
SUSANNA
Perché non voglio.
Sei tu mio servo o no?
SUSANNA
Weil mir's nicht ansteht. Bist du mein
gehorsamer Diener, oder bist du es
nicht?
FIGARO
Ma non capisco perché tanto ti spiace
La più comoda stanza del palazzo.
FIGARO
Das begreife ich nicht, warum dir das
bequemste Zimmer im ganzen Schlosse
so sehr missfällt!
SUSANNA
Perch’io son la Susanna, e tu sei pazzo.
SUSANNA
Weil ich Susanna bin und du ein Narr bist!
FIGARO
Grazie; non tanti elogi! Guarda un poco
Se potriasi star meglio in altro loco.
FIGARO
Danke! Bitte keine Komplimente! Sage
nur, wo wir an irgendeinem Orte besser
wohnen könnten?
11. “Porgi Amor” aus “Le Nozze di Figaro” (2. Akt)
Gräfin
Miah Persson
Die Gräfin beklagt in der Cavatina „Porgi amor“ die Untreue des Grafen. Mit
der Todesnähe und Vereinsamung wird zu Beginn des 2. Aktes im Libretto ein
bisher nicht gehörter Ernst vernehmlich. Die Tonart Es-Dur nimmt hier, passend
zur gesellschaftlichen Position der Protagonistin, den Charakter des
Erhabenen, Heroischen an.
Porgi, amor, qualche ristoro
al mio duolo, a' miei sospir.
O mi rendi il mio tesoro,
o mi lascia almen morir.
Heil'ge Quelle reiner Triebe,
Gib mir wieder des Gatten Herz!
Lass mich sterben, Gott der Liebe,
Oder lindre meinen Schmerz.
12. “Fin ch’han dal vino, calda la testa” aus “Don Giovanni” (1. Akt)
Don Giovanni
Florian Boesch
Die sogenannte “Champagnerarie” spiegelt die Ausgelassenheit der
Hauptfigur wie auch die des Komponisten wider. Don Giovanni befiehlt hier
seinem Diener Leporello, ein rauschendes Fest auszurichten und beschreibt
dabei das kommende bunte Treiben und die lebhaften Tänze.
Fin ch’han dal vino calda la testa,
Una gran festa fa’ preparar.
Se trovi in piazza qualche ragazza,
Teco ancor quella cerca menar.
Senza alcun ordine la danza sia,
Chi ’l minuetto chi la follia,
Chi l’alemanna farai ballare.
Ed io frattanto dall' altro canto
Con questa e quella vo’ amoreggiar.
Ah la mia lista doman mattina
D’una decina devi aumentar'.
Auf zu dem Feste, froh soll es werden,
Bis meine Gäste glühen vor Wein.
Siehst du ein Mädchen nahen dem Garten,
Lass sie nicht warten, führ sie herein.
Tanzen lass alle sie wild durcheinander,
Hier Menuette, da Sarabanden,
Dort Allemanden, ordne die Reihn.
Ich aber leise nach alter Weise
Führ mein Feinsliebchen ins Kämmerlein.
Fort mit den Sorgen, wahrlich schon morgen
Soll mein Register stärker noch sein!
13. “Fate presto, o cari amici” aus “Così fan tutte” (2. Akt, Finale)
Despina
Topi Lehtipuu
Fate presto, o cari amici,
Alle faci il foco date
E la mensa preparate
Con ricchezza e nobiltà.
Hurtig, hurtig, lasst uns eilen,
Alles schön zu arrangieren,
Und die Tafel zu servieren,
Mit Geschmack und Zierlichkeit.
Delle nostre padroncine
Gli imenei son già disposti
E voi gite ai vostri posti
Finchè i sposi vengon qua.
Bei dem frohen Hochzeitsfeste,
Das die Damen heute feiern,
Sorge jeder auf das beste,
Zu erhöh'n die Lustbarkeit.
14. “Riconosci in questo amplesso” aus “Le Nozze di Figaro” (3. Akt)
Graf Almaviva, Figaro, der Richter Don Curzio, Bartolo, Marcellina, Susanna
Topi Lehtipuu, Daniel Schmutzhard, Kerstin Avemo, Fanny Ardant, John
Malkovich
“Lass mein liebes Kind dich nennen“: Es stellt sich heraus, dass Figaro Rafaello
ist, der einst von Räubern entführte uneheliche Sohn von Marcellina und
Bartolo.
MARCELLINA(abbracciando Figaro)
Riconosci in questo amplesso
una madre, amato figlio!
MARCELLINA (umarmt Figaro)
Laß mein liebes Kind dich nennen, laß ans
Mutterherz dich drücken!
FIGARO (a Bartolo)
Padre mio, fate lo stesso,
non mi fate più arrossir.
FIGARO (zu Bartolo)
Und auch Sie, Vater, erkennen
heute mich als ihren Sohn!
BARTOLO (abbracciando Figaro)
Resistenza la coscienza
far non lascia al tuo desir.
BARTOLO (umarmt Figaro)
Lange sprach in meinem Herzen
eine innre Stimme schon.
DON CURZIO
Ei suo padre, ella sua madre,
l'imeneo non può seguir.
CURZIO
Er sein Vater, sie seine Mutter,
mit der Heirat ist es aus.
IL CONTE
Son smarrito, son stordito,
meglio è assai di qua partir.
GRAF
Neue Ränke, neue Schwänke,
länger halt ich es nicht aus!
MARCELLINA e BARTOLO
Figlio amato!
MARCELLINA, BARTOLO
Kind der Liebe!
FIGARO
Parenti amati!
(Il Conte vuol partire. Susanna entra.)
FIGARO
Geliebte Eltern!
(Susanna tritt ein.)
SUSANNA
Alto, alto, signor Conte,
mille doppie son qui pronte,
a pagar vengo per Figaro,
ed a porlo in libertà.
SUSANNA
Darf ich bitten, nicht zu eilen,
noch ein wenig zu verweilen,
hier das Lösegeld für Figaro,
nehmt die Klage nun zurück!
IL CONTE e DON CURZIO
Non sappiam com'è la cosa,
osservate un poco là!
CURZIO, GRAF
Unklar ist mir noch die Sache,
sehn Sie doch, was hier geschieht.
SUSANNA
(si volge vedendo Figaro che abbraccia
Marcellina)
Già d'accordo ei colla sposa;
giusti Dei, che infedeltà!
(vuol partire)
Lascia iniquo!
SUSANNA
(die gesehen hat, wie Figaro Marcellina
umarmte)
Wie, die beiden sind schon einig?
Treulos ist der Bösewicht!
(Sie will gehen, aber Figaro hält sie zurück.)
Fort, Verräter!
FIGARO
Laß dir sagen!
Höre, Geliebte!
SUSANNA (gibt Figaro eine Ohrfeige)
Du magst fühlen!
FIGARO
No, t'arresta!
Senti, oh cara!
FIGARO
Laß dir sagen!
Höre, Geliebte!
SUSANNA (dà uno schiaffo a Figaro)
Senti questa!
SUSANNA (gibt Figaro eine Ohrfeige)
Du magst fühlen!
MARCELLINA, BARTOLO e FIGARO
È un effetto di buon core,
tutto amore è quel che fa.
MARCELLINA, BARTOLO, FIGARO
Nur aus liebevollem Herzen
kommen diese Küsse her.
IL CONTE e DON CURZIO
Fremo, smanio dal furore,
il destino a me la fa.
GRAF, CURZIO
Mich/ihn erfassen Wut und Schmerzen,
feindlich ist mir/ihm das Geschick.
MARCELLINA (a Susanna)
Lo sdegno calmate,
mia cara figliuola,
sua madre abbracciate
che or vostra sarà.
MARCELLINA (zu Susanna)
Sei ruhig und wisse,
ich bin seine Mutter,
dein Gatte,
er ist mein verlorener Sohn.
SUSANNA (a Bartolo)
Sua madre?
SUSANNA (zu Bartolo)
Die Mutter?
BARTOLO, IL CONTE, DON CURZIO e
MARCELLINA
Sua madre!
BARTOLO, GRAF, CURZIO, MARCELLINA
SUSANNA (a Figaro)
Tua madre?
SUSANNA (zu Figaro)
Die Mutter?
FIGARO
E quello è mio padre
che a te lo dirà.
FIGARO
Und der ist mein Vater,
er sagt es ja selbst.
SUSANNA (a Bartolo)
Suo padre?
SUSANNA (zu Bartolo)
Der Vater?
BARTOLO, IL CONTE, DON CURZIO e
MARCELLINA
Suo padre!
BARTOLO, GRAF, CURZIO, MARCELLINA
SUSANNA (a Figaro)
Tuo padre?
SUSANNA (zu Figaro)
Der Vater?
FIGARO
E quella è mia madre
che a te lo dirà.
FIGARO
Und sie meine Mutter,
drum liebte sie mich.
TUTTI
Al dolce contento
di questo momento,
quest'anima appena
resister or sa.
ALLE
Die heftigen Leiden,
die sie mir/ihm bereiten,
er füllen die Seele
mit bitterem Schmerz.
Al fiero tormento
O Wonne, o Freuden!
Nach Sorgen und Leiden
schlägt jetzt mir von froher
Empfindung das Herz.
(Der Graf und Don Curzio gehen ab.)
Die Mutter!
Der Vater!
di questo momento,
quell'/quest'anima appena
resister or sa.
(Il Conte e Don Curzio partono.)
Nach Sorgen und Leiden
schlägt jetzt mir von froher
Empfindung das Herz.
(Der Graf und Don Curzio gehen ab.)
15. “Deh vieni, non tardar” aus “Le Nozze di Figaro” (4. Akt)
Susanna
Kerstin Avemo
Mit
ihrer
wiegend-schwerelosen
Siciliano-Bewegung
(6/8),
ihrem
Ständchencharakter und der pastoralen Tonart F-Dur entwirft die Arie das Bild
einer friedlichen Natur, eines Paradieses, die musikalische Utopie einer Welt, in
der die Menschen ohne Standesunterschiede leben.
Susanna ist die kluge Ausgleichende, was sich in dieser sogenannten
„Rosenarie“ während der großen Schlussszene im nächtlichen Garten zeigt.
Hier hat sie mit der Gräfin die Kleider getauscht und weiß, dass Figaro
eifersüchtig hinter einer Hecke versteckt lauert. Also singt sie für ihn eine zwar
verschlüsselte, aber hinreißende Liebeserklärung.
Figaro ist allerdings zu aufgebracht um genau hinzuhören und argwöhnt, dass
Susannas Liebeserklärung nicht ihm, sondern dem Grafen gilt.
Deh, vieni, non tardar, oh gioia bella,
vieni ove amore per goder t'appella,
finché non splende in ciel notturna face,
finché l'aria è ancor bruna e il mondo
tace.
Qui mormora il ruscel, qui scherza l'aura,
che col dolce sussurro il cor ristaura,
qui ridono i fioretti e l'erba è fresca,
ai piaceri d'amor qui tutto adesca.
Vieni, ben mio, tra queste piante ascose,
ti vo' la fronte incoronar di rose.
Komm, säume nicht, mein schöner
Liebster.
Komm dahin, wo dich Amor zur Freude
aufruft,
solange die nächtliche Fackel noch nicht
am Himmel leuchtet,
solange die Luft noch dunkel ist und die
Welt schweigt.
Hier murmelt der Bach, dort tändelt ein
Lüftchen,
das mit einem süßen Wehen das Herz
erlabt.
Hier lachen die Blumen, und das Gras ist
frisch:
Hier verlockt alles zu den Freuden der
Liebe.
Komm, mein Liebster: mitten in diesem
verborgenen Grün
will ich deine Stirn mit Rosen kränzen.
16. “Soave sia il vento” aus “Così fan tutte” (1. Akt)
Terzett Don Alfonso, Fiordiligi, Dorabella
Jonas Kaufmann, Miah Persson, Ana Maria Pinto
Unter der rauen Schale des Zynikers Don Alfonso zeigt sich ein weicher Kern,
der in diesem Terzett von Mozart treffsicher vorgeführt wird.
Soave sia il vento,
Tranquilla sia l’onda
Ed ogni elemento
Benigno risponda
Ai nostri desir.
Weht sanfter, ihr Winde,
Seid ruhiger, ihr Wellen.
Seid freundlich und linde
Erweist euch als Quellen
Für zukünft’ges Glück.
17. “Crudel! Perché finora” aus “Le Nozze di Figaro” (3. Akt)
Duett Susanna, Graf
Miah Persson, Florian Boesch
Auf Bitte der Gräfin stimmt Susanna zu, den Graf im Garten für ein
Rendezvous zu treffen. Zuvor jedoch will sie mit der Gräfin Kleidung tauschen.
IL CONTE
Crudel! Perché finora
farmi languir così?
GRAF
So lang' hab' ich geschmachtet,
Ohn' Hoffnung dich geliebt.
SUSANNA
Signor, la donna ognora
tempo ha dir di sì.
SUSANNA
Die wird gar leicht verachtet,
Die sich zu früh ergibt.
IL CONTE
Dunque, in giardin verrai?
GRAF
Kommst du zu mir in'n Garten?
SUSANNA
Se piace a voi, verrò.
SUSANNA
Um die bestimmte Zeit.
IL CONTE
E non mi mancherai?
GRAF
Werd' ich umsonst dein warten?
SUSANNA
No, non vi mancherò.
SUSANNA
Sie finden mich bereit.
IL CONTE
Mi sento dal contento
pieno di gioia il cor.
GRAF
So atm' ich denn in vollen Zügen
Der Liebe süsses Glück.
SUSANNA
Scusatemi se mento,
voi che intendete amor.
SUSANNA
Wie schwer fällt mir's zu lügen,
Doch will es mein Geschick.
18. “Deh, vieni alla finestra” aus “Don Giovanni” (2. Akt)
Don Giovanni
John Malkovich, Florian Boesch, Walter Würdinger
Don Giovanni singt eine Canzonetta für Donna Elviras Zofe.
Deh, vieni alla finestra, o mio tesoro,
Feinsliebchen, komm an's Fenster,
erhör' mein Flehen!
Deh, vieni a consolar il pianto mio.
O eile, meinem Schmerz Balsam zu
spenden.
Se neghi a me di dar qualche ristoro,
Kannst meine Liebe du grausam
verschmähen,
Davanti agli occhi tuoi morir vogl'io!
Dann mag ein rascher Tod mein
Leben enden.
Tu ch'hai la bocca dolce più del
Dein honigsüsses Mündchen hold mir
miele,
lachte,
Tu che il zucchero porti in mezzo al
Lieblich strahlt mir dein Auge, wie
core!
Maiensonne!
Non esser, gioia mia, con me crudele! Ach, dass in Liebespein ich nicht
Lasciati almen veder, mio bell'amore! verschmachte,
Gönne mir einen Blick, du meine
Wonne!
DIE OPERN
COSÌ FAN TUTTE (“So machen’s alle oder Die Schule der Liebenden”)
Opera buffa in zwei Akten, KV 588, Libretto von Lorenzo da Ponte
UA: 26. Jänner 1790 im Wiener Burgtheater
Neapel, 18. Jahrhundert. Die Offiziere Ferrando und Guglielmo diskutieren mit dem
lebenserfahrenen Don Alfonso über die Treue der Frauen. Die beiden jungen Herren
sind sich der Standhaftigkeit ihrer beiden Verlobten, der Schwestern Fiordiligi und
Dorabella, sicher; Don Alfonso hingegen ist anderer Meinung und schließt eine Wette
ab: Er will beweisen, dass die Treue der Frauen keine 24 Stunden anhält: Den beiden
jungen Frauen wird eine notwendige Abreise der Liebhaber vorgespielt. Bis zur
Unkenntlichkeit verkleidet, tauchen die beiden Offiziere als "Fremde" wieder auf und
werden von Don Alfonso als alte Freunde begrüßt. Die Damen entfernen sich vorerst
indigniert. Daraufhin behaupten die "Fremden", aus verschmähter Liebe Gift trinken zu
müssen und spielen eine Sterbeszene vor. In den Damen erwacht Mitleid, und so
dauert es nicht lange bis sie, nachdem die beiden von der als Arzt verkleideten Zofe
Despina "geheilt" worden sind, die beiden Neulinge unter sich aufzuteilen. Sie haben
dabei, ohne es zu wissen, die ursprünglichen Partner getauscht. Alfonso und Despina
bringen die gewechselten Paare zusammen. Guglielmo und Ferrando beschließen
daraufhin, die Damen zu bestrafen. Don Alfonso rät jedoch zur Bedachtsamkeit: Man
solle die Frauen nehmen, wie sie seien. Er und Despina spielen die Komödie weiter.
Eine Hochzeitstafel wird gerichtet, der Notar eilt herbei (wieder ist es die verkleidete
Despina), Ehekontrakte werden eiligst geschlossen. Aber da meldet Don Alfonso die
Rückkehr der früheren Liebhaber. Aufgeregt versteckt man die neuen Ehemänner.
Diese erscheinen gleich darauf als Offiziere, in ihrer ursprünglichen Adjustierung.
Alfonso läßt sie die Ehekontrakte finden, die Damen müssen bekennen. Ferrando und
Guglielmo stürzen hinaus, um die "Konkurrenten" zu töten, kehren aber gleich wieder
in der Verkleidung zurück. Das Versteckspiel hat ein Ende. Die Offiziere bezahlen ihre
Wettschuld und sinken den "richtigen" Damen in die Arme. Ende gut, alles gut?
Kaiser Joseph II. erteilte Mozart den Auftrag für die Oper, deren Musik samt Libretto
von Lorenzo da Ponte eine Sogwirkung entwickelt, die aus einem Spiel Ernst macht.
In vielerlei Hinsicht ist die “Così” unter Mozarts Werken das radikalste, mit vielen
Gesichtern. Sie ist gleichzeitig ein mit mathematischer Präzision konstruiertes Lehrstück,
ein Beispiel des uralten Komödienthemas der Liebesprobe, eine Komödie über die
Komödie, ein Spiel der Verkleidungen, des Gestellten und der Verstellung, das nahe
dran ist, sich selbst ad absurdum zu führen.
Erst im 20. Jahrhundert konnte auch dieses dritte Gemeinschaftswerk Mozarts und da
Pontes die Gunst des Publikums wirklich erobern und an Beliebtheit mit LE NOZZE DI
FIGARO und DON GIOVANNI gleichziehen. Inzwischen ist auch diese Meisteroper,
diese bitterböse Komödie um die Untreue und Unbeständigkeit in der Liebe, vom
Spielplan der internationalen Opernhäuser nicht wegzudenken.
LE NOZZE DI FIGARO (“Die Hochzeit des Figaro”)
Opera buffa in 4 Akten, KV 492, Libretto von Lorenzo da Ponte
UA: 1. Mai 1786 im Wiener Burgtheater am Michaelerplatz
Wolfgang Amadeus Mozarts Oper „Le nozze di Figaro“ – eines der beliebtesten und
meistgespielten Werke an der Wiener Staatsoper – erzählt von einem "tollen Tag": Ein
Ausnahmewerk in musikalischer Hinsicht, das auf dem kongenialen Libretto von
Lorenzo Da Ponte basiert.
Im Jahr 1785 griffen Wolfgang Amadeus Mozart und sein Librettist Lorenzo Da Ponte
einen französischen Stoff mit revolutionärer Sprengkraft auf: Beaumarchais' Komödie
"Der tolle Tag". Den brisanten Konflikt zwischen Adel und Bürgertum spielten Mozart
und Da Ponte im Privaten durch - als Kampf zwischen frivoler Anmaßung des Herrn
und ehrlichem Gefühl des Dieners. Graf Almaviva sucht aus reiner Langeweile kleine
amouröse Abenteuer abseits seiner Ehe. Stets kommt ihm dabei der pubertäre Page
Cherubino in die Quere, der von seiner Verliebtheit in alles, was weiblich ist, von einer
zur anderen getrieben wird. Seinen Kammerdiener Figaro macht sich der Graf zum
Gegner, als er dessen Braut, Susanna, nachstellt. Um die Hochzeit überhaupt zu
verhindern, stachelt er Marcellina, die Haushälterin des Arztes Dr. Bartolo, auf, ihre
alten Rechte geltend zu machen: Sie hat Figaro ein Darlehen gewährt, doch dafür
musste er ihr im Falle der Zahlungsunfähigkeit die Ehe versprechen. Figaro und
Susanna wiederum haben die betrogene Gräfin auf ihrer Seite und spinnen ebenfalls
eine Intrige gegen den Grafen: Susanna vereinbart zum Schein ein Stelldichein im
nächtlichen Garten, zu dem die als Kammerzofe verkleidete Gräfin erscheint. Im
Dunkel des Gartens steuern die Verwicklungen auf den Höhepunkt zu, um sich
schließlich in Wohlgefallen aufzulösen.
DON GIOVANNI
Dramma giocoso in 2 Akten, KV 527, Libretto von Lorenzo da Ponte
UA: 29. Oktober 1787 im Nationaltheater (heute: Ständetheater) Prag
„Don Giovanni“ bildet einen Höhepunkt im Opernschaffen Mozarts. Die Musik
schildert einen Liebhaber, der die geltenden Moralbegriffe verletzt, aber auch zur
großer Leidenschaft fähig ist. „Don Giovanni“ ist nach der „Hochzeit des Figaro“ für
die Oper in Prag geschrieben worden. Der damals 31-jährige Mozart leitete die
Uraufführung im Oktober 1787 selbst. Das italienische Textbuch hatte ihm Lorenzo da
Ponte geschrieben und dabei auf eine im Jänner 1787 in Venedig aufgeführte Oper
zurückgegriffen.
Den Mittelpunkt bildet die faszinierende und skrupellose Gestalt des Frauenverführers
aus Sevilla. In dieses Geschehen reißt er seine Umgebung mit hinein: Donna Anna, die
Tochter des Komturs, die er zu verführen versucht und deren Vater er im Zweikampf
tötet. Donna Elvira, die er verlassen hat und die zwischen Liebe und Hass schwankt.
Zerline, ein junges Bauernmädchen vom Lande, das seiner Werbung fast erliegt. Don
Giovanni verkörpert eine Naturgewalt ohne Empfinden für Moral und Verantwortung.
Sein Lebensziel ist es, dasjenige weibliche Wesen zu erobern, in das er momentan
verliebt ist. Don Giovannis Gegenspieler ist der Komtur, der Inbegriff von Sitte und
Gerechtigkeit. Die Flammen der Hölle verschlingen Don Giovanni, als er das steinerne
Grabdenkmal des von ihm ermordeten Komturs vom Friedhof zum Gastmahl einlädt
und den Ruf zur Buße und Reue mit 3-maligem "Nein" zurückweist. Sein Diener
Leporello spielt die Rolle des Harlekins aus der alten Volkskomödie.
“Don Giovanni” zählt zu den Meisterwerken der Operngeschichte. In der
Interpretation des Don-Juan-Themas stellt die Mozart-Oper einen Wendepunkt dar.
Dieses bereits zuvor vielfach dargestellte Thema wurde zum Archetypus, mit dem sich
Persönlichkeiten der europäischen Kulturgeschichte von E. T. A. Hoffmann bis Søren
Kierkegaard neu auseinandersetzten.
Quellen:
Kurt Pahlen: „Wolfgang Amadeus Mozart – DON GIOVANNI“, Atlantis-Schott 1981
Stefan Kunze: Mozarts Opern, Reclam 1996
www.glasharmonika.at
http://www.mozart.com/de/timeline/werk/prager-sinfonie/,
http://de.wikipedia.org/wiki/38._Sinfonie_(Mozart)
http://www.aeiou.at/mzgiovk.htm;internal&action=_setlanguage.action?LANGUAGE=de
http://www.wienerstaatsoper.at/Content.Node/home/spielplan/Spielplandetail.php?eventid=1088374
http://www.volksoper.at/Content.Node2/home/spielplan/spielplan_detail.php?event
id=1291633#
http://www.semperoper.de/oper/repertoire/spielzeit201314/detailansicht/details/60028/besetzung/20685.html
http://www.wienerstaatsoper.at/Content.Node/home/spielplan/Spielplandetail.php?eventid=1467620
http://www.kammermusikfuehrer.de/werke/1310
http://www.kammermusikfuehrer.de/werke/3395
http://www.opera-guide.ch/
http://www.klassikinfo.de/Cosi-Theater-a-d-Wien.2079.0.html
http://www.uni-protokolle.de/Lexikon/Le_Nozze_di_Figaro.html