MANUAL Praktikum Lernsituationen Abteilung Berufspraktische Ausbildung 1. Studienjahr MANUAL / Praktikum Lernsituationen Du könntest das besser, sagte der Meister zum Schüler, als er sah, dass dem Schüler etwas gelang, was er - der Schüler noch gar nicht konnte. Nun könnte man annehmen, dass der Meister im Unrecht war. Peter Bichsel PHGR – Abteilung Berufspraktische Ausbildung / 1. Studienjahr 1 MANUAL / Praktikum Lernsituationen Einleitung Der Schwerpunkt der vorangegangenen Ateliers war eine erste Auseinandersetzung mit dem Berufsfeld und dem Rollenwechsel vom Studierenden/von der Studierenden zur Lehrperson. Im Praktikum Lernsituationen rücken Schul- und Kindergartenalltag sowie die Kinder ins Zentrum des Interesses. Kindorientierung als Leitgedanke in Kindergarten und Schule bildet nun den Schwerpunkt der Auseinandersetzung: Welches sind wirksame Lernsituationen für Kinder in der Schule oder im Kindergarten? Wie sind Lernsituationen im Unterricht beschaffen? Wie werden kindgerechte Lernsituationen und -umgebungen gestaltet? Die Studierenden machen in diesem Praktikum erste Schritte in der Planung, Umsetzung und Nachbereitung solcher Lernsituationen. Der Auftrag für das Praktikum Lernsituationen orientiert sich am Rahmenstudienplan (vgl. auch Rahmenstudienplan, abrufbar unter http://www.phgr.ch Ausbildung). Ziele der Berufspraktischen Ausbildung im 1. Studienjahr > Ateliers und Praktika als Lernorte erfahren > Berufsmotivation klären und differenzieren > Schulwirklichkeit erkunden > Kindergarten- und Schulalltag wahrnehmen, beobachten und dokumentieren > Mit Kindern Spiel- und Lernsituationen theoriegeleitet gestalten, durchführen und reflektieren Zielsetzungen Praktikum Lernsituationen > Begegnungen und Interaktionen mit Kindern aus Kindergarten und Schule arrangieren und reflektieren > Kompetenzen im Bereich Wahrnehmen, Beobachten und Reflektieren auf- und ausbauen > verschiedene Lernformen der Kinder wahrnehmen und reflektieren > Hospitieren, assistieren und Unterrichtssequenzen und/oder Lektionen vorbereiten, durchführen und reflektieren > gezielt an ausgewählten berufsrelevanten Kompetenzen (s. Bausteinheft) arbeiten und entsprechende Erfahrungen und Erkenntnisse im Praktikumsteam reflektieren und im persönlichen Portfolio dokumentieren > Facetten des Berufsfeldes aus der Sicht der Lehrperson wahrnehmen und erfassen > mit Zielstufenwechsel Einblick in Organisation und Unterricht von Kindergarten, Primarschule und Oberstufe erhalten PHGR – Abteilung Berufspraktische Ausbildung / 1. Studienjahr 2 MANUAL / Praktikum Lernsituationen Erwartungen an die Studierenden Die Studierenden setzen sich mit dem Lernen der Kinder in verschiedenen Situationen auseinander. Sie übernehmen Verantwortung für die Planung, Durchführung und Nachbereitung von Spiel- und Lernsequenzen und/oder Lektionen in ausgewählten Themen- und/oder Fachbereichen. Erwartet werden im Besonderen > die Klärung der personellen und situativen Bedingungen der Zielstufe(n) am Hospitationstag > die Bekanntgabe der aus dem Bausteinheft ausgewählten Kompetenzen an die Praxislehrperson und die Mentorin/den Mentoren und die gezielte Arbeit an diesen Kompetenzen > die Bereitschaft, Heterogenität in Kindergärten und Schulklassen wahrzunehmen und sich über mögliche Konsequenzen auszutauschen > die sorgfältige, theoriegeleitete Planung, Vorbereitung und Durchführung von Spiel- und Lernsequenzen und Lektionen nach dem vorgegebenen Planungsschema in den verschiedenen Lernbereichen. > das Erstellen von schriftlichen Vorbereitungen (in der Regel in der Erstsprache der Studierenden) inklusive Aufgabenstellungen, Materialien, Hilfsmittel, etc. > die Übernahme von mehr Verantwortung mit zunehmender Praxisdauer Primarschule (PS): Erste und zweite Woche: Schwerpunkt Unterrichtssequenzen und Lektionen: eine vorbereitete und durchgeführte Unterrichtssequenz pro Tag, in der Regel eine Lektion oder Doppellektion Letzte Woche: Studierende übernehmen je einen Drittel des Unterrichts, Praxislehrperson einen Drittel Kindergarten (KG): Unterrichtsbausteine: geführte Sequenz, individuelle Vertiefung, Spielbegleitung für die freie Sequenz planen und durchführen. Erste und zweite Woche: einzelne Elemente üben Letzte Woche: Studierende übernehmen je einen Drittel des Unterrichts ohne die Gesamtverantwortung für die freie Sequenz > die Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit Praxislehrpersonen, dem Schulhausteam, den Mentorinnen und Mentoren sowie den Mitstudierenden > Interesse, Engagement, Flexibilität, Zuverlässigkeit und Bereitschaft zur Auseinandersetzung > die sorgfältige Dokumentation der Praktikumserfahrungen anhand einer Sammlung von Belegstücken und deren Reflexion (Portfolio) > die Besprechung des Portfolios mit der Praxislehrperson PHGR – Abteilung Berufspraktische Ausbildung / 1. Studienjahr 3 MANUAL / Praktikum Lernsituationen Erwartungen an die Praxislehrpersonen Die Praxislehrperson gibt den Studierenden der Ausbildung Primarschule das Thema zum Lernbereich Sprache und/oder Mathematik, den Studierenden der Ausbildung Kindergarten das Praktikumsthema rechtzeitig bekannt. Während des Hospitationstages gibt die Praxislehrperson einen Einblick in den Kindergarten- bzw. Schulalltag (Lernbedingungen, Entwicklungs- und Lernstand, Themen, Sozialstrukturen, Rituale usw.). Praxislehrpersonen und Studierende besprechen am Hospitationstag die Struktur der drei Praktikumswochen inkl. Verantwortlichkeiten. Von den Praxislehrpersonen wird erwartet, dass sie das Praktikum Lernsituationen als Lernort gestalten, wo > das Berufsfeld mit seinen Facetten und die Organisation Schule aus der Sicht der Lehrperson erfasst werden kann > der Rollenwechsel von der Studierenden/vom Studierenden zur Lehrperson bewusst wahrgenommen werden kann und in der Folge die Grundlage für die persönliche Standortfindung der Studierenden bildet > Studierende im Rahmen von ein bis zwei Halbtagen oder einzelnen Lektionen Einblick in andere Stufen (Kindergarten, Primarschule und Oberstufe) erhalten > Studierende berufsrelevante Kompetenzen weiter aufbauen und reflektieren können und bei der Auswahl und dem Üben dieser Kompetenzen unterstützt werden (Grundlage: Bausteinheft) > gemeinsam über die Gestaltung wirksamer und kindgerechter Spiel- und Lernumgebungen nachgedacht wird > Hospitieren, Assistieren und Einblick in die tägliche Arbeit der Lehrpersonen gewährleistet werden > sorgfältige schriftliche Planungen der Studierenden eingefordert und regelmässig (vor-)besprochen werden > die Übernahme von mehr Verantwortung der Studierenden mit zunehmender Praxisdauer gewährleistet ist Primarschule (PS): Erste und zweite Woche: Schwerpunkt Unterrichtssequenzen und Lektionen: eine vorbereitete und durchgeführte Unterrichtssequenz pro Studentin/Student pro Tag Letzte Woche: Studierende übernehmen je einen Drittel des Unterrichts, Praxislehrperson einen Drittel Kindergarten (KG): Unterrichtsbausteine: geführte Sequenz, individuelle Vertiefung, Spielbegleitung für die freie Sequenz planen und durchführen. Erste und zweite Woche: einzelne Elemente üben Letzte Woche: Studierende übernehmen je einen Drittel des Unterrichts ohne die Gesamtverantwortung für die freie Sequenz > reflexive Praxis (Beobachtungsauftrag - Protokollieren - mündliche Reflexion - schriftliche Reflexion) in den täglichen Nachbesprechungen zwischen Praxislehrpersonen und Studierenden bewusst angewandt wird > Rückmeldungen zum Portfolio erfolgen sowie Zeit für die Portfolioarbeit zur Verfügung gestellt wird PHGR – Abteilung Berufspraktische Ausbildung / 1. Studienjahr 4 MANUAL / Praktikum Lernsituationen Organisation Zuteilung der Praktikumsplätze Die Zuteilung der Studierenden erfolgt durch die Abteilung Berufspraktische Ausbildung. Die Studierenden nehmen bis anfangs Woche 50 mit den Praxislehrpersonen Kontakt auf. Das Praktikum findet für die deutsch-, romanisch- und italienischsprachigen Studierenden im Erstsprachgebiet statt. Im 1. Studienjahr absolvieren die Studierenden die Praktika in der Regel zu zweit. Studierende, die das zweisprachige Diplom erwerben, absolvieren die Praktika im 1. Studienjahr gemäss separatem Plan. Hospitationstag Dem Praktikum geht ein Hospitationstag voraus. Dieser Tag ist bestimmt für die Kontaktaufnahme der Studierenden mit den Praxislehrpersonen und den Kindern, das Kennenlernen des Arbeitsumfeldes, das Einholen des Themas zum Lernbereich Sprache und/oder Mathematik (PS) bzw. des Praktikumsthemas (KG) und aller für die Planung notwendigen Informationen. Die Studierenden bereiten sich darauf vor, die Praxislehrperson am Hospitationstag über ihre persönlichen Voraussetzungen (biographischer Hintergrund, bereits absolvierte Module an der PHGR, etc.) zu informieren. Die Studierenden werden angehalten ihre Planungsunterlagen vor Praktikumsbeginn der Praxislehrperson zur Ansicht zu unterbreiten. Spesen Auslagen für Kost, Logis und Reisen gehen zu Lasten der Studierenden. Studierende können bei Bedarf ein Gesuch um finanzielle Unterstützung an das Rektorat der PH einreichen, wenn Wohn- und Reisekosten Fr. 100.- pro Praktikumswoche übersteigen. Der Bedarf ist nachzuweisen (z.B. Stipendienberechtigung). Kosten für Unterrichtsmaterialien (Kopien, Werkmaterial usw.) gehen zu Lasten der Institution am Praktikumsort. Verantwortlichkeit und Entlöhnung Die Verantwortung für die Vor- und Nachbereitung des Praktikums liegt bei der Abteilung Berufspraktische Ausbildung, bei den Mentorinnen/Mentoren und den zuständigen Dozierenden. Für die Praktikumswochen übernehmen die Praxislehrpersonen die Verantwortung. Der Arbeitsaufwand der Praxislehrpersonen wird mit Fr. 350.- (für Praxislehrpersonen ohne Basisteil Fr. 300.-) je Praktikumswoche honoriert. Begleitung Die Studierenden werden von den Mentorinnen/Mentoren (s. Leitfaden: Mentoring) begleitet. Diese übernehmen - zusammen mit der Abteilung Berufspraktische Ausbildung - die Funktion als Bindeglied zwischen den Lernorten Praktika und PHGR. Portfolio Die Studierenden führen im Bereich der Berufspraktischen Ausbildung ein Portfolio. Es dient dazu, den eigenen Lernprozess aufzuzeigen und zu reflektieren. Praxislehrpersonen und Mentorinnen/Mentoren haben Einsicht. Letztere führen mit den Studierenden nach jedem Praktikum ein Gespräch (s. Leitfaden: Führen eines Portfolios). Bausteinheft Das Bausteinheft legt für die Studierenden Lernsituationen und -anlässe fest. Diese beziehen sich jeweils auf die aktuellen Ausbildungsschwerpunkte des betreffenden Praktikums (vgl. Manuale) und auf die Modulinhalte. Im Praktikum bildet das Bausteinheft die Basis für den Auf- und Ausbau berufsrelevanter Kompetenzprofile. Diese sind im Bausteinheft in Kompetenzen aufgeschlüsselt, die konkret geübt und beobachtet werden können und zu denen die Studierenden Rückmeldungen erhalten. PHGR – Abteilung Berufspraktische Ausbildung / 1. Studienjahr 5 MANUAL / Praktikum Lernsituationen Leistungsnachweis Die Praxislehrperson qualifiziert Teilaspekte der geleisteten Arbeit nach den Kriterien der Zielerreichung (vgl. Beurteilungsblätter im Anhang). Als Grundlage für die Beurteilung können die Kompetenzenblätter aus dem Bausteinheft herangezogen werden. Die Studierenden nehmen weiter eine Selbstbeurteilung vor und sind angehalten auch der Praxislehrperson eine Rückmeldung zu geben. Die Gesamtbeurteilung des Praktikums wird in einer Note ausgedrückt. Für den Erwerb der Kreditpunkte (Praktikum Lernsituationen: 6 KP) ist eine genügende Note Voraussetzung. Anhang Beurteilungsblätter (Fremd- und Selbstbeurteilung) PHGR – Abteilung Berufspraktische Ausbildung / 1. Studienjahr 6 MANUAL / Praktikum Lernsituationen Kontakt Pädagogische Hochschule Graubünden Abteilung Berufspraktische Abteilung Scalärastrasse 17 7000 Chur www.phgr.ch PHGR – Abteilung Berufspraktische Ausbildung / 1. Studienjahr 7
© Copyright 2024 Paperzz