Baier H, Erdmann F, Holz R, Waterstraat A (Hrsg) Freiraum und Naturschutz — Die Wirkungen von Störungen und Zerschneidungen in der Landschaft © Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2006 Raumanalyse und Raumkennzeichnung: Geographische und naturschutzfachliche Methoden Landschaftsstruktur als komplexer Qualitätsindikator Erik Borg Grundlagen der Strukturanalyse der Landschaft. Landschaft als abgrenzbarer Ausschnitt und räumliche Einheit der Geosphäre ist nach ihrem äußeren Erscheinungsbild und komplexen prozessualen und funktionalen Wirkungsgefüge der am Aufbau beteiligten Geokomponenten und -faktoren sowie durch ihre Lage und die inneren und äußeren Lagebeziehungen charakterisiert. Hinter der äußeren Gestalt steht ein inneres Gefüge (räumliche Anordnung und Verbindungen), in dem u.a. die Naturraumausstattung, die Nutzungsformen sowie der anthropogene Einfluß in engem räumlichen Zusammenhang stehen (Bastian u. Schreiber 1994). Da sowohl die Funktionsvielfalt als auch die Funktionalität einer Landschaft nicht unabhängig von deren Struktur betrachtet werden können, kann der räumlichen Struktur eine Indikatorfunktion beigemessen werden. Obgleich wesentliche Zusammenhänge zwischen Struktur und ökologischer Funktionalität qualitativ bekannt sind, wird deutlich, dass bei aller Systemkenntnis für eine Evaluierung von Funktionalität, Funktionsvielfalt und Qualität einer Landschaft nur eine unzureichende quantitative Informationsbasis verfügbar ist, da die betrachteten Prozesse auf unterschiedlichen Raum- und Zeitskalen ablaufen (Forman u. Godron 1986; Forman 1996). In Anbetracht der Komplexität der Landschaft wird aber die Forderung einer Quantifizierung der Nutzungsstruktur unter Bewertungsaspekten vordringlich. Dies gilt insbesondere für Zielfunktionen des Natur- und Landschaftsschutzes wie z.B. Biotopvielfalt, Biotopeignung für bestimmte Arten, Harmonisierung des regionalen Wasserhaushalts, Minimierung von Erosions- und Windwurfrisiken u.a. Dazu ist es erforderlich, aus der Landschaftsstruktur aussagekräftige Parameter abzuleiten, die über eine Vielzahl lokaler Details integrieren und großflächig quantitative Aussagen darüber erlauben, wie sich das betrachtete Ökosystem in Bezug zum angestrebten Zielzustand verhält. Vor diesem Hintergrund werden zunehmend ökologisch optimierte Nutzungsstrategien diskutiert. Eine objektive Bewertung alternativer Nutzungsszenarien erfordert die Definition vergleichbarer Kriterien und deren Überwachung im Rahmen von Landschaftsbildern (Plachter 1994). Daraus resultiert ein Bedarf an meßbaren und abgeleiteten Parametern, die eine vergleichende Bewertung verschiedener Landschaftsstrukturen ermöglichen. Eine geeignete Methode ist hier die geometrische Strukturanalyse von flächendeckend klassifizierten geographischen Daten. Dementsprechend wurden in den letzten Jahren verschiedene Maße zur quantitativen Analyse des räumlichen Landschaftsmusters entwickelt, um dessen Einfluß auf ökologische Prozesse zu modellieren bzw. ein landschaftsbewertendes Instrumentarium bereitzustellen (Turner u. Gardner 1990). Freiraum und Naturschutz 2 Erik Borg Grundlage einer Strukturanalyse für die Bewertung von Landschaften sind thematisch klassifizierte und geokorrigierte Daten. Dabei zielen die Verfahren der Strukturanalyse auf die Ableitung von Indikatoren für Landschaften bzw. Landschaftsausschnitte, Nachbarschaften und Objekte, die mit detektierbaren Strukturen identifiziert und somit als Zusatzinformation zur konventionellen Auswertung hinzugezogen werden können. In diesem Zusammenhang stehen u.a. überregionale (Turner u. Gardener 1991; Li u. Reynolds 1993), regionale (Wickham u. Riiters 1995), objektübergreifende (Robinove 1986; Dillworth et al. 1994) oder objektbezogene Analysen (Bosch 1978; Lyon 1983; Podolski 1990) im Mittelpunkt des Interesses. In Tabelle 1 sind Strukturanalyseverfahren den Definitionen aus der Landschaftsökologie (Plachter 1994) und der Biodiversität (Brüning 1987) in räumlicher Hinsicht gegenübergestellt. Strukturmaße. Die Entwicklung von Methoden zur Strukturanalyse von Landschaftsobjekten und Landschaften wurde durch die Erkenntnis gefördert, daß nicht nur die Verteilung abiotischer Faktoren und Störungen sowie menschliche Einflussnahme die Struktur der Landschaft bestimmen, sondern daß die Struktur zugleich auch die in einer Landschaft ablaufenden biotischen und abiotischen Prozesse beeinflußt (Forman u. Godron 1981; Forman u. Godron 1986; Forman 1996). Dieser Tatsache trägt einerseits die Entwicklung landschaftsökologischer Indizes und andererseits strukturanalytischer Methoden zu ihrer Ableitung Rechnung (Turner 1989; Forman 1996). Dabei wird auf die Erfassung und Quantifizierung von wechselnden Landnutzungsmustern abgezielt (Turner et al. 1990; Hulshoff 1995; Dillworth et al. 1994; Skinner 1995). Raumstrukturelle Parameter mit Indikatorqualität, z.B. das Flächengrößenspektrum, die Vollständigkeit komplexer Biotopsituationen, die Isolation von Landschaftselementen oder Randlinienlängen (Reichholf 1986; Plachter 1990) können mit Methoden der Strukturanalytik extrahiert werden (O'Neill et al. 1988; Quattrochi u. Pelletier 1990; McGarigal u. Marks 1995; Metzger u. Muller 1996). Hierzu liegen zudem eine Reihe faunistischer Untersuchungen vor, die Interaktionen zwischen Flächengröße, Isolation und Fragmentation von Biotopen auf Artenspektrum und Häufigkeit zum Inhalt haben (Forman et al. 1976; van Dorp u. Opdam 1987; Mac Intyre 1995). Prinzipiell zielen die Strukturmaße dann auf eine Quantifizierung der Eigenschaften von Objekten, Nachbarschaften, Landschaftsausschnitten oder Landschaften, um Veränderungen in der Landschaft fassen und bewerten zu können. Die Betrachtung der geometrischen Struktur von Landschaftsobjekten und die Bereitstellung quantitativer objektorientierter Strukturmaße zielt auf eine Charakterisierung der potentiellen Interaktivität von Objekten mit ihrer Umgebung sowie auf eine Charakterisierung der potentiellen Innenraumstabilität dieser Objekte gegenüber äußeren Einflüssen. Die objektbezogenen Strukturmaße orientieren sich dabei in der Regel an gemessenen oder abgeleiteten geometrischen Eigenschaften von Landschaftsobjekten (patches) wie z.B. der Fläche, dem Umfang, dem Umkreis oder dem Inkreis, die dann in Form von Indizes zueinander in Relation gesetzt werden. Als Strukturmaße stehen unter anderem folgende Parameter zur Verfügung: Freiraum und Naturschutz − − − − UR UK UE UU 3 Raumanalyse und Raumkennzeichnung Umfang des realen Landschaftsobjektes der Objektfläche AR Umfang eines Kreises der Fläche AR Umfang des größten Inkreises (Fläche AE, Durchmesser DE) Umfang des kleinsten Umkreises (Fläche AU, Durchmesser DU) In Abbildung 1 werden die oben definierten geometrischen Strukturmaße und -größen schematisch an einem Objekt dargestellt. Abb. 1. Schematische Darstellung der für ein Landschaftsobjekt ableitbaren geometrischen Strukturmaße und -parameter Aus diesen Parametern wurden Formindizes abgeleitet, die ausgewählter Form in Tabelle 1 aufgeführt und entsprechend der eingehenden geometrischen Parameter geordnet sind. Entsprechende Studien beziehen sich u.a. auf die Analyse von Seen (Cole 1983), geologischen Struktureinheiten (Nguyen u. Ho 1988), urbanen Strukturen (Griffith 1982), Habitaten (Lyon 1983), geomorphologischen Strukturen (Bosch 1983) oder auf die Erfassung der Biodiversität von Inseln (Podolski 1990). Formindizes wurden stellenweise auch als Grundlage zur quantitativen Analyse der Diversität von Landschaften herangezogen (Wickham u. Norton 1994; Hulshoff 1995; Riiters et al. 1995). Die nachbarschaftsbezogenen Strukturmaße werden entweder zur Untersuchung der unmittelbaren Nachbarschaft oder der Grenzstruktur (z.B. Ökotone) von Landschaftsobjekten oder der mittelbaren Nachbarschaft oder Objektkonfiguration im Nahbereich von Landschaftsobjekten, z.B. Habitaten, herangezogen. Das Monitoring von Nachbarschaften zielt dann letztlich auf eine Charakterisierung der Vernetzung von Objekten innerhalb einer Landschaft. Die unmittelbare Nachbar- 4 Freiraum und Naturschutz Erik Borg schaftsanalyse ermöglicht Aussagen über Grenzstrukturen hinsichtlich ihres Natürlichkeitsgrades (z.B. Ökotonstruktur), der Interaktivität von Objekten untereinander und einer Charakterisierung von Grenzstrukturen unter dem Gesichtspunkt anthropogener Einflüsse. Die mittelbare Nachbarschaftsanalyse zeigt den Grad der Vernetzung von Objekten gleicher Eigenschaften (z.B. Biotope) bzw. von Objekten unterschiedlicher Eigenschaften (mit Blick auf die Ausweisung von Habitaten) auf. Tabelle 1. Ausgewählte Formindizes zur Charakterisierung der geometrischen Struktur von Landschaftsobjekten Index Gleichung Autor Gruppe 1: Umfang und Fläche des Objektes C1 = Compactness π AR 2 UR Bosch 1983 Podolsky 1990 Lyon 1983 Gruppe 2: Umfang des Objektes UU UR Bosch 1983 GSI = UR DU Davis 1986 Circularity Ratio CR = AR AU Stoddard 1965 Shape Factor SF2 = AE AR Davis 1986 DE DU Davis 1986 AU − AE AR Davis 1986 Shape Factor SF1 = Grain Shape Index Gruppe 3: Fläche des Objektes C4 = Circularity Shape Factor Corrected Circularity Index Corrected Circularity Index SF3 = CCI1 = CCI 2 =1 − U K2 + U E UU 2U K U U (UU −U K ) ⋅ (U K −U E ) UU U K Borg u. Fichtelmann 1998 Borg u. Fichtelmann 1998 5 Freiraum und Naturschutz Raumanalyse und Raumkennzeichnung Tabelle 2. Ausgewählte Nachbarschaftsindizes zur quantitativen Erfassung der Nachbarschaftsverhältnisse eines Landschaftsobjektes bzw. einer Gruppe von Landschaftsobjekten zueinander (fortgesetzt bis Seite 8) Name ContagionIndex Formel Literatur n pij Gesamtzahl der Klassen Verhältnismatrix der Nachbarschaften Aii Nachbarschaftsmatrix n n ( ) C1 = 2 n ln( n) + ∑ ∑ pij ln pij i =1 j =1 n n C2 a = 1 + ∑ ∑ ( ) pij ln pij n ln( n) i =1 j =1 n n C2 b = 1 + ∑ ∑ O´Neill 1988 nach Shannon u. Weaver 1949 Turner 1989, 1990 ( ) pij ln pij 2 ln( n) i =1 j =1 n C3 = ∑ Aii Gustafson 1992 Li u. Reynolds 1993 Wickham et al. 1996) Li u. Reynolds 1993 i =1 C NachbarschaftsIndex = 1− ∑∑∑ 4 i j k ( ) − p ln p ijk ijk () Indikator für den Aggregationsgrad der Landschaft (heterogen bzw. homogen) – von Pilou (1975) und Phipps (1981) hinsichtlich ihrer Empfindlichkeit gegenüber variierenden Größen von n kritisiert n Anzahl der Klassen Aij Nachbarschaftsmatrix n n ( ) − ∑ ∑ Aij ln Aij NSH = i =1 j =1 2 ln( n ) n n 1 − ∑ ∑ Aij NSI = Ränder Hunsaker et al. 1994 2 ln n 2 i =1 j =1 1 − n −2 Wickham u Riitters (1995) Simpson 1946 analog Contagion-Index, die aus dem Nachbarschaftsindex von Shannon u. Weaver 1949 hervorgegangen sind l Länge eines Pixels eij Anzahl der Nachbarschaften in Kardinalrichtung zwischen den Klassen i und j E ij = ∑ eij ⋅ l Summe der Randlängen (horizontal und vertikalen Schnittstellen) zwischen Zellen verschiedener Klassen Tomlin 1989 6 Freiraum und Naturschutz Erik Borg Tabelle 2. (Fortsetzung) Name GesamtRandlänge Formel n eik Literatur Anzahl der Klassen Randlänge der Klassen i und k n ∑ eik E= McGarigal u. Marks 1995 k =1 Anzahl der Randtypen Rand DichteIndex analog Eij n Anzahl der Klassen n(n −1) 2 Emax = Hunsaker et al. 1994 Anzahl der verschiedenen Randtypen, die bestimmte Klassen voneinander trennen A Gesamtfläche n Anzahl der Klassen eik Randlänge der Klassen i und k n ∑ eik Kontrastgewichtete Randdichte A Summe Randlänge zur Gesamtfläche A Gesamtfläche n Anzahl der Klassen eik Randlänge der Klassen i und k dijk Kontrast zwischen Objekt i und k n ∑ (e ik CWED = GesamtRandkontrastIndex McGarigal u. Marks 1995 k =1 ED = − dik ) k =1 A McGarigal u. Marks 1995 objektbezogener Randansatz und individuelle Wichtung durch Einsatz eines Kontrastfaktors - bezogen auf die Gesamtfläche n Anzahl der Klassen eik Randlänge der Klassen i und k dijk Kontrast zwischen Objekt i und k m TECI = ∑ (e ik k =1 − dik ) m ∑e ⋅100 McGarigal u. Marks 1995 ik k =1 RandkontrastIndex objektbezogener Ansatz und individuelle Wichtung durch Einsatz eines Kontrastfaktors bezogen auf die Gesamtrandlänge n Anzahl der Klassen pijk Grenzlänge Objekt ij und Objekt k dijk Kontrast zwischen Objekt ij und k n EDGECON = ∑ (pijk − d ijk ) k =1 p ijk ⋅ 100 objektbezogene Nachbarschaft durch individuelle Wichtung des Kontrastes im Verhältnis zur Nachbarschafts-Verhältnismatrix McGarigal u. Marks 1995 7 Freiraum und Naturschutz Raumanalyse und Raumkennzeichnung Tabelle 2. (Fortsetzung) Name Proximity-Index Formel an nn Literatur Gustafson u. Parker 1992 McGarigal u. Marks 1995 Fläche von Objekt n Nearest-Neighbour-Entfernung a PX = ∑ n n n NearestNeighbourWahrscheinlichkeit ContaguityIndex Bewertung der Fläche eines Objektes zu seiner Isolation nij Grenzen von Klasse i zu Klasse j alle Grenzen von Klasse i (auch intern) ni qij = Tomlin 1989 nij ni Ermittlung der Stärke der Nachbarschaft zu einer bestimmten anderen Klasse im Verhältnis zu anderen Klassen cij contaguity Größe von Pixel i in Klasse j Anzahl der Pixel in der Klasse j nj m Summe der Matrix- Größen La Gro 1991 ∑ cij n j − 1 Cj = +1 ( m − 1) Interspersions/ JuxtapositionsIndex Objektbezogener Index zur Ermittlung der Struktur eines Objektes einer Klasse eventuelle vorherige Stärkung/Schwächung durch Filtermatrix n Anzahl der Klassen eik Randlänge der Klassen i und k e ik e ik ln − n n k =1 e e k =1 ik k =1 ik Mead et al. 1981 McGarigal u. Marks 1995 n ∑ IJI = Angular Second Moment (ASM) ∑ ∑ ln( n − 1) ⋅ 100 0<IJI≤100 -IJI → 0, wenn eine Klasse nur einen Nachbarn hat und gleichzeitig die Anzahl der Klassen steigt -IJI → 100, wenn alle Klassen gleichmäßig verteilt und benachbart sind pij Verhältnismatrix der Nachbarschaften ( ) ASM = ∑ ∑ pij i j 2 Ermittlung des Nachbarschaftstyps zur Gesamtzahl der Nachbarschaftstypen Musick u. Grover 1991 8 Freiraum und Naturschutz Erik Borg Tabelle 2. (Fortsetzung) Name Inverse Difference Moment (IDM) Binary Comparison Matrix (BCM) Formel Pij Musick u. Grover 1991 1 IDM = ∑ ∑ 2 pij i j 1 + (i − j ) analog ASM mit einem Faktor, der hinsichtlich des Kontrastes der Nachbarschaften pij stärkt oder schwächt N Gesamtzahl der Nachbarschaftselemente der Matrix Häufigkeit der Elemente der Klasse i fi k Anzahl der Klassen der Matrix BCM = Center versus Neighbour (CVN) Number of different classes (NDC) Squared Euclidean Index (SED) Literatur Verhältnismatrix der Nachbarschaften Murphy 1985 1 2 k 2 n − ∑ fi 2 j =1 „Binary Comparison Matrix“ Analyse zur Messung der Homogenität / Heterogenität einer Landschaft Instrument der Strukturanalyse durch Vergleichen des Zentralpixels mit den umliegenden Nachbarpixels Mead et al. 1981 Index zur Angabe der Anzahl der Klassen Tomlin 1980 n w a A, B Brunt u. Conley 1990 Johnston et al. 1992 Mitte der Fensterhälften Fensterbreite Anzahl der Variablen jedes Fensters Fensterhälften a ( SEDnw = ∑ X jAw − X jBw j =1 ) 2 Detektion von Grenzstrukturen in unklassifizierten Satellitenbildern Landschaftsbezogene Strukturmaße werden zur Charakterisierung von Landschaftsausschnitten und Landschaften genutzt, indem sie den Ausstattungsgrad innerhalb eines betrachteten Raums berücksichtigen und in der Regel statistisch auswerten. Ausgewählte Landschaftsindizes zur quantitativen Erfassung der Komplexität der Landschaft werden in Tabelle 3 vorgestellt. 9 Freiraum und Naturschutz Raumanalyse und Raumkennzeichnung Tabelle 3. Ausgewählte Landschaftsindizes zur quantitativen Erfassung der Komplexität der Landschaft [fortgesetzt auf Seite 10] Name DominanzIndex Formel Literatur Gesamtzahl der Klassen Verhältnis der Klasse i zur Gesamtheit n D1 = DIVmax + ∑ pi ln( pi ) i =1 Vmax = ln( n) − pi ln( pi ) ln( n) i =1 Abweichung von der größtmöglichen Diversität (DIVmax) Gesamtanzahl der Klassen Verhältnis der Klasse i zur Gesamtheit Gesamtfläche Fläche der Klasse i n D2 = 1 − ∑ EvennessIndex n ESH = − ∑ pi ln( pi ) i =1 ln( n) n ESI = 1 − ∑ ( pi ) Shannon 1962 Wickham & Riitters 1995 2 Simpson 1946 i =1 1 − n −1 n ∑a A− 2 i Turner 1989, 1990 i =1 EMI = Diversitätsindex O´Neill 1988; Shannon u. Weaver 1949 Turner 1989, 1990 Hulshoff 1995 Hunsaker et al. 1994 A A− n Verhältnis von Diversität einer Landschaft zur maximal möglichen Landschaftsdiversität Gesamtanzahl der Klassen Verhältnis der Klasse i zur Gesamtheit Gesamtfläche Fläche der Klasse i Anzahl der Klassen in einem definierten Radius in der Nachbarschaft der Klasse i n DIVSH = − ∑ pi ln ( pi ) i =1 n DIVSI = 1 − ∑ ( pi ) 2 Simpson 1946 i =1 DIVRob = 100( i − 1) ( n − 1) A− DIVMI = Robinove 1986 n ∑a i =1 Shannon 1962 Turner 1989, 1990 2 i Turner 1989, 1990 A− A Aussage zur Komplexität einer Landschaft ohne Aussage zur räumlichen Verteilung 10 Freiraum und Naturschutz Erik Borg Tabelle 3. (Fortsetzung) Name Form-Index Fraktal-Index Formel Literatur Objektanzahl der Klasse i Objektumfang der Klasse i Objektfläche der Klasse i ui S1 = 1 ⋅ ni ∑ S2 = 1 ⋅ ni ∑ u i ai Iverson 1988 Hulshoff 1995 4 ai Forman u. Godron 1986 Summe der Umfang/Flächen-Verhältnisse eines Objektes der Klasse i in Beziehung zur Anzahl der Objekte dieser Klasse Fläche eines Objektes Umfang eines Objektes Anstieg der A-U-Funktion Fraktalkoeffizient log( A) ~ d log(U ) d = 2S log(U ) = 1 d log( A) 2 U 2 ln 4 d= ln( A) d= 2 ln(U ) ln( A) A ≅ kP d Aussage zur Komplexität einer Landschaft bei Betrachtung der Objektstruktur ohne Berücksichtigung der Klassenzahl Mandelbrot 1983 Turner 1989 O`Neill 1988 La Gro 1991 Olsen 1993 McGarigal u. Marks 1995 Gardner et al. 1987 Constanza u. Maxwell 1994 Milne 1988 Miller 1996 Freiraum und Naturschutz 11 Raumanalyse und Raumkennzeichnung Methodik der Strukturanalyse. Ausgangspunkt einer Strukturanalyse sind thematisch klassifizierte Daten, die entweder im Vektor- oder im Rasterformat vorliegen. Diese Daten werden dann entsprechend den oben dargestellten Algorithmen unterworfen, so dass die gewünschte quantitative Erfassung möglich wird. In Tabelle 1 sind Strukturanalyseverfahren den Definitionen aus der Landschaftsökologie (Plachter 1994) und der Biodiversität (Brüning 1987) gegenübergestellt. Abb. 2. Vergleichende Analyse definierter Landschaftselemente aus Sicht der Landschaftsökologie und Biodiversität mit Methoden der Strukturanalyse (Borg et al. 1999) Die Abb. 2 verdeutlicht, dass den Dimensionen der Landschaftsökologie und Biodiversität und dem sich jeweils daraus ergebenden Untersuchungsgegenstand entsprechende unterschiedliche methodische Ansätze der räumliche Auswertung von räumlichen Daten zuweisen lassen. Da die Algorithmen in der Regel auf unterschiedlichen räumlichen Skalen eingesetzt werden können, folgt dann aber andererseits, dass die geometrische Auflösung der Datengrundlage der jeweiligen landschaftsökologischen Fragestellung gerecht werden muss. An und für sich ist diese Aussage trivial, sie ist aber vor dem Hintergrund der Komplexität einer Landschaft sowie der in der Landschaft agierenden Akteure in Art und Vielfalt häufig nicht einfach zu beantworten. So kann eine Vernachlässigung scheinbar nur unwesentlicher funktionaler Zusammenhänge nachteilige Folgen bei der Bewertung der Landschaftsqualität nach sich ziehen, wobei die Nutzung einer möglichst hohen räumlichen Auflösung nicht notwendigerweise die optimale Lösung für eine Landschaftsbewertung darstellt. Vielfach sind unter dem Gesichtspunkt der Modellierung und Bewertung von Landschaften Aspekte der Generalisierung zu berücksichtigen, die eine Wahl des Maßstabes erforderlich machen Freiraum und Naturschutz 12 Erik Borg Dieser Umstand ist in der Tabelle 4 detailliert dargestellt. Hier sind die Dimensionen der abiotischen und biotischen Landschaftsfaktoren den administrativen ,und Planungsebenen und dem Auflösungsvermögen von Kartenmaßstäben, wie sie in Geographischen Informationssystemen (GIS) zur Anwendung kommen, und dem Auflösungsvermögen verfügbarer und zukünftiger Erderkundungsdaten als einer möglichen Datenquelle gegenübergestellt. Tabelle 4. Vergleichende Analyse verschiedener Dimensionen mit der Auflösung von Fernerkundungsdaten (verändert nach Borg et al. 1999 unter Einbeziehung von: Dyck, Peschke (1995); Gierloff-Emden (1989); Jedicke (1994); Kramer (2002); Lamp (in Blume, 1990); Lang (1985); Leser (1997); Scheffer, Schachtschabel (1992); Walter u. Breckle (1991)) Freiraum und Naturschutz 13 Raumanalyse und Raumkennzeichnung Literatur Bastian O, Schreiber KF (Hrsg) (1994) Analyse und ökologische Bewertung der Landschaft. G Fischer, Jena Blume HP (Hrsg) (2004) Handbuch des Bodenschutzes. 3. Aufl. Ecomed, Landsberg a L: 916 S Borg E, Fichtelmann B (1998) Vergleichende Analyse von Formindizes zur Charakterisierung von Landschaftsobjekten unter ökologischen Aspekten. Z Photogrammetrie u Fernerkundung 66: 108–119 Borg E, Fichtelmann B, Baruth B (1999) Methoden und Verfahren der Fernerkundung für die Landschaftsplanung. Publikationen der Deutschen Gesellschaft für Photogrammetrie und Fernerkundung – Globale und lokale Perspektiven, Gemeinsame Tagung der DGPF und des DFD 14.–16.10.1998. Vol 7: 325–332 Borg E, Lingner S, Grunwald A (1998) Präventiver Umweltschutz – Potential der Fernerkundung für eine nachhaltige Landnutzung. Spektrum d Wissensch 2: 122–125 Bosch W (1978) A procedure for quantifying certain geomorphological features. Geogr Anal 10: 241–247 Brüning EF (1987) Tropical forest areas as a source of biological diversity. In: McGloughlin P, Schmitz B (eds) Biological Diversity – A challenge to science, the economy and society. Proc Europ Conf Dublin 4.–6. 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