Gesundheit als ökonomisches Gut Inhalt Suchen 16 z 05 01 Hilfe Treffer 16 z 05 Gesundheitsökonomie – eine einführende Analyse Dezember 2000 Eckhard Knappe, Sonja Optendrenk inhaltsüberblick Die Tatsache, dass das Gut „Gesundheit“ versichert wird, beinhaltet aus Sicht der ökonomischen Theorie folgenschwere Besonderheiten. Wie Gesundheit „hergestellt“ und wie sie „konsumiert“ wird, steht am Anfang der Analyse. Was es für die Ausgabenentwicklung bedeutet, dass Gesundheit „versichert“ wird, ist Thema von Abschnitt 3. Der Preisbildung des Gutes „Gesundheit“ durch das Zusammentreffen von Angebot und Nachfrage ist der abschließende Abschnitt gewidmet: Aufgrund der gewonnenen Erkenntnisse wird die Beitragsentwicklung der Gesetzlichen Krankenversicherung eingeschätzt. 16 z 05 | 01 Gesundheit als ökonomisches Gut Gesundheit – ein besonderes Gut Gesundheit ist in vielerlei Hinsicht ein besonderes Gut. Dies hat in vielen Ländern zu einem hohen Grad staatlicher Intervention bei seiner Erstellung und Verwendung geführt. Es besteht Einigkeit darüber, dass für den Patienten nicht der Gesundheitsschutz bedeutend ist, sondern die Gesundheit, was ein hiervon zu unterscheidendes Gut ist. Gesundheitsökonomie ist die Übertragung der ökonomischen Theorie auf die Herstellung und Verwendung von Gesundheitsleistungen. Sie betrachtet die wirtschaftlich relevanten Aspekte des Gesundheitssystems. Sie analysiert und bewertet das Verhalten der Akteure dieses Systems (Versicherte, Patienten, Krankenversicherungen, Ärzte etc.). Sie betrachtet im Gesundheitwesen sowohl den Einzelnen als auch das Gesamtsystem. 1 Gesundheit Gesundheitsökonomie 16 z 05 01 Gesundheit als ökonomisches Gut Inhalt Gesundheit als das höchste Gut Unterschied zu anderen Güteren Suchen Treffer Hilfe Unbestritten gilt Gesundheit als ein existentielles Gut. Der Gedanke, dass medizinische Dienstleistungen nach monetären Kriterien verteilt werden, verursacht Unbehagen. Regelmäßig werden jedoch in den sozialstaatlichen Ländern alle Patienten behandelt (auch wenn sie keinen ausreichenden Versicherungsschutz haben), und Notfälle werden als erste behandelt, selbst wenn andere mehr bezahlen würden. Was umfasst der Begriff „Gesundheit“? Nach Definition der Weltgesundheitsorganisation WHO ist „Gesundheit . . . nicht nur die Abwesenheit von Krankheit, sondern umfasst einen Zustand des physischen, geistig-seelischen und sozialen Wohlbefindens“ (s. a. Kap. 6.06.04). Diese Definition trägt der weitläufigen Auffassung Rechnung, dass „Gesundheit das höchste Gut“ ist und sie nicht ausschließlich durch Gesundheitsleistungen hergestellt wird. In der Realität lässt sich allerdings feststellen, dass die Bereitschaft, etwas für die eigene Gesundheit zu tun oder zu zahlen, nicht so groß ist wie angegeben und angenommen. Gesundheit unterscheidet sich von anderen Gütern insbesondere dadurch, dass z sie in erheblichem Maße zufallsbedingt ist, z dem Individuum weitgehend die Kenntnisse über die Möglichkeiten der (Wieder-)Herstellung von Gesundheit fehlen, z die Gesundheit des Einzelnen Auswirkungen auf den Nutzen der übrigen Mitglieder der Gesellschaft haben kann (Zweifel 1993 Sp. 360 f.). Determinanten der Gesundheitsherstellung Gesundheitsleistungen sind ein Input in Gesundheit zusammen mit vielen anderen Faktoren, wie etwa Ernäh2 Gesundheit als ökonomisches Gut Inhalt Suchen 16 z 05 01 Hilfe Treffer rung, Hygiene etc. Gesundheit ist ein wesentliches Element unseres Wohlbefindens oder Nutzens. Wir können diese Beziehung für eine bestimmte Person, die einen gegebenen Gesundheitszustand G0 hat, als eine mathematische Funktion beschreiben. Dabei symbolisieren U den Nutzen, m die Gesundheitsleistungen und X ein Konsumgüterbündel; die Gesundheit wird beeinflusst von X und m: Dezember 2000 U = U (X, m). Im Güterbündel X gibt es viele gegensätzliche Einflüsse. In der Realität treten nicht selten Konflikte auf, denn einige Nahrungsmittel steigern das psychische Wohlbefinden, aber auch das Risiko einer später folgenden Erkrankung (z. B. fette Ernährung). Andererseits müssen die Folgen dauerhaften Verzichts und die damit verbundene mögliche Unzufriedenheit auf den Gesundheitszustand gegengerechnet werden. Die Beziehung zwischen Gesundheit und Gesundheitsleistungen ist durch Unsicherheit gekennzeichnet: z Die medizinische Wissenschaft hat nur ein begrenztes Wissen über den Zusammenhang zwischen Gesundheitsleistungen und Gesundheitszustand. Sie kennt zumeist nur statistische Wahrscheinlichkeitszusammenhänge. So lässt sich z. B. kein eindeutiger Zusammenhang zwischen der Höhe der Gesundheitsausgaben und Kindersterblichkeit feststellen (Jee u. Or 1998). z Gesundheit und Krankheitsereignisse folgen in unregelmäßigen Abständen aufeinander, ihre Gründe sind vielfältig. Die Nachfrage nach Gesundheitsleistungen (ausgenommen Leistungen, die nicht von der Krankenversicherung gezahlt werden) hängt von der Nach3 Konflikt zwischen psychischem und physischem Wohlbefinden Schwacher Zusammenhang von Gesundheit und Ausgaben Versicherung nur gegen das finanzielle Risiko 16 z 05 01 Gesundheit als ökonomisches Gut Inhalt Suchen Treffer Hilfe frage nach Gesundheitsversicherung ab. Das, was angeboten wird, ist allerdings keine Versicherung als „Garantie für Gesundheit“, sondern die Absicherung gegen das Risiko der Ausgaben im Krankheitsfall. Deshalb ist es notwendig, den Zusammenhang von Versicherungsmärkten mit Angebot und Nachfrage von Gesundheitsleistungen zu beachten. Ziel: Nutzensteigerung Das ökonomische Prinzip Gesundheit als „Bestandsgut“ Exkurs: Gesundheitskonsum und Gesundheitsproduktion Gesundheitskonsum Die ökonomische Konsum- und Haushaltstheorie geht davon aus, dass Personen bzw. Haushalte die Befriedigung von Bedürfnissen anstreben. Der Prozess der Bedürfnisbefriedigung vollzieht sich durch den Konsum von Gütern. Es ist der Güterkonsum, der Nutzen stiftet. Die Entscheidung, welche Güter in welchen Mengen von den Haushalten nachgefragt werden, hängt von den Güterpreisen, den Einkommen und der Präferenzstruktur ab. Entsprechend dem ökonomischen Prinzip versucht ein Haushalt, z ein angestrebtes Nutzenniveau mit möglichst geringen Mitteln (Budget) zu erreichen oder z mit einem gegebenen Budget einen möglichst hohen Nutzen zu erreichen. Dieses (mikroökonomische) Kalkül wird in der Gesundheitsnutzentheorie auf den „Konsum“ von Gesundheitsleistungen übertragen. Michael Grossmann hat 1972 als erster „Gesundheit“ als ein nutzenstiftendes „Bestandsgut“ aufgefasst und die Nachfrage nach (kurzfristig schmerzhaften und nutzenmindernden) Gesundheitsleistungen als eine abgeleitete Nachfrage aus der zugrundeliegenden Nachfrage nach Gesundheit verstanden. 4 Gesundheit als ökonomisches Gut Inhalt Suchen Hilfe Treffer „Gesundheit“ ist folglich als ein „langfristiges Gebrauchsgut“ aufzufassen (wie z. B. Bildung oder ein Haus, vgl. Knappe u. Funk 1992). Menschen werden mit einem unterschiedlich hohen Bestand (bzw. Zukunftspotenzial) an Gesundheit geboren. Ein gesundes Baby hat z. B. ein großes Zukunftspotenzial an Gesundheit. Ein „Frühchen“ mit Lungenentzündung, dem Risiko eines Hirnschadens und der Gefahr der Erblindung hat hingegen einen niedrigen Anfangsbestand an Gesundheit. Fast jede Handlung nach der Geburt beeinflusst diesen Gesundheitsbestand. Gehen wir zunächst von einem Bündel von anderen Gütern aus, die wir X genannt haben, medizinischen Leistungen m und von einem nicht beobachtbaren Bestand an Gesundheit G, dann können wir die Nutzenfunktion einer Person folgendermaßen schreiben Dezember 2000 16 z 05 01 Gesundheit als „langfristiges Gebrauchsgut“ Nutzenfunktion eines Menschen U = U (X, G, m). Technisch gesprochen geht es um den Nutzenstrom, den der Gesundheitszustand stiftet, analog z. B. zur Nutzung einer Wohnung, die im Zeitablauf Nutzen spendet. Wie in der allgemeinen Konsumtheorie nehmen wir an, dass ein Mehr an Gesundheit einen höheren Nutzen ermöglicht. Plausibel erscheint ebenfalls, dass der Nutzen anderer Güter und Dienstleistungen, die durch X symbolisiert werden, in der Regel mit höherer Gesundheit steigen. Der Besuch z. B. eines Kinofilmes ist genussbringender, wenn er nicht von Kopfschmerzen gestört wird. Gesundheitsproduktion Den Prozess der Transformation medizinischer Leistungen in Gesundheit kann man sich als eine Standard-Produktionsfunktion vorstellen. Eine Produktionsfunktion 5 Aus höherem Konsum folgt höherer Nutzen Die „Herstellung“ von Gesundheit 16 z 05 01 Gesundheit als ökonomisches Gut Inhalt Gesundheitsproduktionsfunktion Suchen Treffer Hilfe gibt den Zusammenhang zwischen Inputs (z. B. medizinische Leistungen) und Output (z. B. Gesundheit) an. Die Produktion eines Endproduktes (wie z. B. Wohnungen) führt zu einer abgeleiteten Nachfrage für die Produktionsinputs (wie z. B. Bausteine, Rohre, Kabel etc.). Analog verhält es sich mit dem „Endprodukt“ Gesundheit und der daraus abgeleiteten Nachfrage nach medizinischen Inputs. Die Produktion von Gesundheit erfordert den Einsatz medizinischer Leistungen, um Gesundheit (wieder-)herzustellen bzw. zu „produzieren“. Gesundheitsleistungen (m) werden in Gesundheit (G) transformiert. Die Produktionsfunktion gibt diesen funktionalen Zusammenhang zwischen verschiedenen Niveaus von (m) und (G) an: G = f (m). Im Normalfall entsteht durch mehr (m) auch mehr (G). Die (marginale) Produktivität medizinischer Leistungen ist dann positiv. Wie bei anderen „normalen“ Gütern auch ist davon auszugehen, dass die Zusatzwirkungen von (m) auf (G) mit steigendem (m) immer kleiner und sogar negativ werden können, z. B. bei einer „Überdosis“. Diese „Gesundheitsproduktionsfunktion“ hängt auch vom Krankheitsbild einer Person ab. Für einige Krankheiten hat die moderne Medizin sehr effektive Therapien zur Verfügung, was bei anderen (noch) nicht der Fall ist. Folglich ist die „Produktionsfunktion von Gesundheit“ sowohl von Krankheit (K) als auch von Medizin (m) abhängig, wobei Interaktionseffekte zwischen den beiden Inputs zu beachten sind. G = f (m, K). 6 Gesundheit als ökonomisches Gut Inhalt Suchen 16 z 05 01 Hilfe Treffer Dezember 2000 Abb. 1: Gesundheitsproduktionsfunktion für drei unterschiedliche Erkrankungen. (Nach Phelps 1997 S. 17) In Abbildung 1 sind drei verschiedene Gesundheitsproduktionsfunktionen abgebildet. z Ohne medizinische Behandlung (m = 0) macht z. B. Krankheit I das betreffende Individuum nicht sonderlich krank, und medizinische Leistungen können zur Besserung des Gesundheitszustandes beitragen, es kann aber kein „optimaler“ Gesundheitszustand erreicht werden. Beispiele für derartige Krankheiten sind Allergien oder chronische Müdigkeit. z Krankheit II bewirkt beim betroffenen Individuum dagegen einen sehr viel schlechteren Gesundheitszustand, aber die Medizin ist wesentlich wirksamer und kann zu einem sehr viel besseren Gesundheitsniveau verhelfen. Ein Beispiel hierfür wäre etwa ein gebrochenes Bein. z Krankheit III bewirkt zwar keine wesentliche Verschlechterung des Gesundheitszustandes. Ärzte haben jedoch nur begrenzte Möglichkeiten, die entstandene Krankheit zu heilen. Das Niveau der Gesundheit mit oder ohne medizinische Behandlung ist relativ ähnlich. Die Gesundheit einer Person variiert folglich nur 7 Verschiedene Produktionsfunktionen 16 z 05 01 Gesundheit als ökonomisches Gut Inhalt Suchen Treffer Hilfe wenig mit (m) (z. B. eine Erkältung, die mit oder ohne Arztbesuch 7 Tage dauert). Gesamt- und Marginaleffekt Kein homogener Input Gesundheitsniveau Vier ökonomisch wichtige Ergebnisse gibt es festzuhalten: z Für fast jede mögliche medizinische Leistung gibt es einen Punkt, bei dem die marginale Produktivität, d. h. die Verbesserung des Gesundheitszustandes durch weitere medizinische Leistungen, sehr gering, evtl. sogar negativ wird. Die Wirksamkeit der Behandlung an sich, ökonomisch gesprochen die Gesamtproduktivität, kann dennoch sehr hoch sein. Krankheit II in Abb. 1 wäre ein solches Beispiel. Insgesamt ist die Medizin sehr wirksam, dennoch erreicht der Einsatz von (m) einem Punkt, an dem die marginale Produktivität auf Null sinkt. Folglich flacht sich die Gesundheitsproduktionsfunktion auch bei Krankheit II ab. Gesamt- und Marginaleffekt dürfen nicht verwechselt werden. z In der Realität ist (m) natürlich kein homogener Input. Die medizinische Produktionsfunktion muss vielmehr gedacht werden als eine Sammlung verschiedener medizinischer Eingriffe, die jeweils bei speziellen Krankheiten anzuwenden sind. Die erste Gesetzmäßigkeit gilt jedoch für alle Input-Output-Beziehungen in ähnlicher Weise. z Viele medizinische Eingriffe bewirken vor allem einen schnelleren Heilungsprozess (oder einer Verlangsamung des Krankheitsverlaufs), ohne das Gesundheitsniveau im Vergleich zu davor zu verbessern (z. B. ein Schnitt in die Hand, dessen Heilung durch antibakterielles Spray etc. beschleunigt werden kann). Die meisten medizinischen Maßnahmen führen jedoch nur zu einer Linderung von Beschwerden ohne das 8 Krankenversicherung Inhalt Dezember 2000 z Suchen 16 z 05 02 Hilfe Treffer Gesundheitsniveau vor Ausbruch der Krankheit wieder herstellen zu können (typisch: chronische Krankheiten, vgl. auch Gesundheitsproduktionsfunktionen I und II in Abb. 1). Sofern diese Maßnahmen Leben retten oder verlängern, führen sie zu einem (dauerhaften) Bedarf an medizinischen Maßnahmen. Medizin (und medizinischer Fortschritt) erhöht dann zwar den Nutzen, der empirisch feststellbare Gesundheitszustand der Bevölkerung wird dadurch jedoch schlechter, während gleichzeitig die Ausgaben für Medizin immer höher werden (Sisyphus-Syndrom, s. u. 16.05.04). Umfangreiche medizinische Versorgung führt dann (ursächlich) zur Verschlechterung des messbaren Ergebnisses. Außer durch medizinische Leistungen wird Gesundheit auch durch den Lebensstil, die Ernährung etc. beeinflusst. Das allgemeine Güter- und Dienstleistungsbündel, das wir zuvor als (X) bezeichnet haben, muss weiter aufgespalten werden in solche Güter und Dienstleistungen, die dem Bestand an Gesundheit schaden (Rauchen, hoher Alkoholkonsum, Drogenmissbrauch), die ihm nützen (z. B. gesunde Ernährung und Sport) oder die keine direkten Effekte haben (z. B. ein monatlicher Kinobesuch) (vgl. weitergehend Phelps 1997 S. 20 ff.). Beeinflussende Güter 16 z 05 | 02 Krankenversicherung Informationsasymmetrien Asymmetrische Information hat Einfluss auf vielen Märkten. Sie liegt vor, wenn eine Marktseite, z. B. die Nachfrager, über einen relevanten Tatbestand mehr oder weniger wissen als die andere Marktseite, die Anbieter. Beispielsweise wissen die Anbieter von Gütern (z. B. Autos oder 9 Moral Hazard, Adverse Selektion 16 z 05 02 Krankenversicherung Inhalt Suchen Treffer Hilfe Abb. 2: Formen Asymmetrischer Information Videorecorder) zumeist mehr über Preis und Qualität ihrer Produkte als die Nachfrager. Diese Informationsasymmetrien beeinträchtigen generell die Effizienz von Märkten, wenn Transparenz nur schwer bzw. teuer herstellbar ist. In Abb. 2 sind die beiden Formen asymmetrischer Information aufgeführt: Moral Hazard (s. a. Kap. 16.01.04) und Adverse Selektion. Unterschied Private Versicherung Besonderheiten der Privat- und Sozialversicherung Der Unterschied zwischen Sozialversicherung und privater Versicherung liegt i. d. R. in der Freiwilligkeit bzw. der Pflicht zum Versicherungsabschluss und der unterschiedlichen Berechnung des Beitrages (der Prämie). Unterstellt man in der privaten Versicherung zwei Risikogruppen (gute und schlechte Risiken), so ergeben sich zwei verschiedene Prämien, d. h. zwei „faire Preise“. Kann eine Versicherung auf einem Markt die unterschiedlichen Risikogruppen nicht identifizieren, muss sie für hohe wie niedrige Risiken dieselbe Einheitsprämie verlangen. Das ist günstig für die schlechten, aber ungünstig für die guten Risiken. Haben die Individuen „asymmetrische Informationsvorteile“, d. h. kennen sie ihr individuel10 Möglichkeiten der Finanzierung von Gesundheitssystemen Dezember 2000 Inhalt Suchen 16 z 05 03 Hilfe Treffer les Risiko, dann werden die guten Risiken das Versicherungsangebot als für sie „überteuert“ erkennen. Sie werden daher ihre Versicherungsnachfrage reduzieren, statt einer Vollversicherung eine Teilversicherung vorziehen, oder ganz auf einen Versicherungsabschluss verzichten. Im Versicherungsmarkt ergibt sich dann das Problem der Adversen Selektion. Im Extremfall verbleiben nur die schlechten Risiken, für die eine hohe (faire) Prämie erhoben werden muss. Die guten Risiken werden aus dem Markt gedrängt. Im Falle einer Sozialversicherung werden gute wie schlechte Risiken zwangsweise zu einer Risikogemeinschaft zusammengefasst. Die Prämien werden nach Umverteilungskriterien festgelegt. Erhebt die Sozialversicherung z. B. eine Einheitsprämie für alle (was tendenziell durch die Kopfpauschale nach dem Schweizer Modell angestrebt wird), müssen die guten Risiken für die schlechten mitbezahlen. Die Umverteilungsziele können in einer Sozialversicherung jedoch sehr viel weiter gehen wie z. B. in der Gesetzlichen Krankenversicherung in Deutschland. Hier sollen Versicherte mit hohem Lohneinkommen (bis zur Versicherungspflichtgrenze) für andere mit geringem Lohneinkommen und Einpersonenhaushalte für Familien mitbezahlen. Je umfangreicher die Umverteilungsabsichten, um so größer ist die Gefahr der Abwanderung der Benachteiligten und um so straffer muss die Zwangsmitgliedschaft überwacht werden. Sozialversicherung 16 z 05 | 03 Möglichkeiten der Finanzierung von Gesundheitssystemen Der einfachste Weg, Gesundheitssysteme zu kategorisieren, ist das Kriterium der Finanzierung. Die Finanzierung medizinischer Ausgaben kann entweder auf privatem We11 Ansätze der Kategorisierung 16 z 05 03 Möglichkeiten der Finanzierung von Gesundheitssystemen Inhalt Modell mit Kostenerstattung Suchen Treffer Hilfe ge oder über öffentliche Kassen organisiert werden. Dasselbe gilt auch für das Angebot an Gesundheitsleistungen. Hieraus ergeben sich vier zentrale Fälle. Obwohl dies ein häufig gewählter Ansatzpunkt ist, ist er nicht optimal. Denn ein System, das privat – aber mit Pflichtbeiträgen – finanziert wird (wie beispielsweise in Deutschland), hat mehr mit einem Gesundheitssystem gemeinsam das aus Steuern finanziert wird, als mit einem völlig freiwilligen System wie in den USA. Eine geeignetere Klassifikation findet sich in Tabelle 1, die auf Arbeiten von Evans (1981) und der OECD beruht. Die meisten Länder haben Mischsysteme. In einigen Ländern (z. B. Frankreich) ist die Mischung so stark, dass diese in mehr als eine Kategorie fallen. z In einem System mit Kostenerstattung wählen die Patienten ihren Anbieter, erhalten für erbrachte medizinische Leistungen Rechnungen und senden diese dann an die Versicherung zur Bezahlung. Es besteht hier keine direkte Verbindung zwischen Versicherer und Anbieter. Tabelle 1: Klassifizierung von Gesundheitssystemen (nach Connolly u. Munro 1999 S. 366) Art der Finanzierung Freiwillige Finanzierung Pflichtversicherung oder Steuerfinanzierung 12 Kostenerstattung Schweiz Direkte Verträge Schweiz, USA Integriertes System USA Frankreich, Belgien Frankreich, Belgien, Großbritannien und Neuseeland (jew. Post-Reform), Niederlande, Deutschland, Irland, Kanada, Japan Großbritannien und Neuseeland (jew. Vor-Reform), Schweden, Spanien, Irland Möglichkeiten der Finanzierung von Gesundheitssystemen Inhalt z Dezember 2000 z Suchen 16 z 05 03 Hilfe Treffer Bei Modellen mit direktem Kontakt tritt der Versicherer (oder der Staat) in den Vertrag für die Leistung ein, beobachtet die Leistung und bezahlt sie zu Bedingungen, die zum Zeitpunkt der Vertragsunterzeichnung vereinbart worden sind. Anbieter können auch Teil des Gesundheitsservices sein (wie in Großbritannien) oder über Selbstverwaltung, Ärztegruppen oder andere Non-Profit-Organisationen oder private Anbieter gesteuert sein. In einem integrierten Modell verschmelzen Anbieter und Versicherer (zu sog. Health Maintenance Organizations HMO). Freiwillige versus Pflichtfinanzierung Der entscheidende Unterschied zwischen freiwilliger Finanzierung zu risikoäquivalenten Prämien und i. d. R. nicht versicherungsäquivalenter Pflichtversicherung zeigt sich vor allem in einer anderen Verteilung, aber auch in einer anderen Allokation, also Steuerung. In freiwilligen Systemen sind die Prämien proportional zur Höhe der Leistungen (d. h. zum Umfang des Versicherungsschutzes). Die Prämien spiegeln den Grad des ersichtlichen Risikos wider. Pflichtversicherungen beziehen die Beiträge i. d. R. nicht auf das Risiko. Für unterschiedliche Risikoabdeckung nehmen sie dieselbe Prämie oder für gleiche Risiken unterschiedliche Prämien. Häufig werden die Prämien nicht auf das Risiko, sondern als Prozentsatz vom (Lohn-)Einkommen erhoben (wie z. B. in Deutschland), wobei meist nicht das individuelle Einkommen, sondern das Familieneinkommen zugrunde gelegt wird und auch der Risikoschutz sich auf die Familie und nicht das Individuum bezieht. 13 Modell mit direktem Vertrag Integriertes Modell Unterschiedlicher Risikobezug 16 z 05 03 Möglichkeiten der Finanzierung von Gesundheitssystemen Inhalt Verteilungswirkung der Pflichtversicherung Tendenz zur Kostensteigerung Suchen Treffer Hilfe Solche Pflicht- oder Sozialversicherungen haben weitreichende Umverteilungswirkungen zwischen Beziehern hoher und niedriger Einkommen, zwischen Haushalten mit vielen und wenigen Mitgliedern, aber auch zwischen Jungen und Alten, Frauen und Männern. Pflichtversicherungen, die außerhalb der USA in den OECD-Staaten dominieren, zielen weit mehr auf Umverteilung ab als das System der USA, wo beispielsweise 14% der Bevölkerung nicht über Krankenversicherungsschutz verfügen und ein Großteil der Bevölkerung Leistungen von staatlichen Gesundheitsdiensten (Medicare und Medicaid) bezieht. Pflichtversicherung mit Kostenerstattung In einem System der Kostenerstattung erhalten die Patienten (alle) ihre Ausgaben für Gesundheitsleistungen zurück. Weil dadurch der Preis für medizinische Leistungen für den Patienten effektiv Null ist, gibt es einen Anreiz für die Patienten und ihre Ärzte, die Nachfrage nach Gesundheitsleistungen über das Optimum hinaus auszuweiten, z. B. durch teure Untersuchungen für geringfügige Erkrankungen. Solange Staat oder Versicherung die Rechnungen für alle Behandlungen bezahlen, aber keinen direkten Kontakt zu dem Anbieter haben, haben die Leistungserbringer nur geringe Anreize zur Kostensenkung. Diese Form der Versicherungsorganisation leidet mittelfristig unter ansteigenden Kosten und ist in ihrer reinen Form kaum mehr anzutreffen. Üblicherweise werden in solchen Systemen unterschiedliche Formen von Selbstbeteiligung eingeführt, bei denen die Kosten zwischen Patienten und Versicherern aufgeteilt werden, um den Patienten Anreize zu mehr Sparsamkeit zu geben. 14 Möglichkeiten der Finanzierung von Gesundheitssystemen Dezember 2000 Inhalt Suchen 16 z 05 03 Hilfe Treffer Pflichtversicherung mit direkten Verträgen Der große Vorteil von Kostenerstattungssystemen liegt darin, dass durch die Macht der Patienten medizinische Leistungen patientenorientiert angeboten werden. Ein auffallendes Beispiel ist Belgien, wo der Patient sowohl zu Fachärzten als auch zu Hausärzten freien Zugang hat und wo die Hausärzte mehr Patienten zu Hause aufsuchen als in ihre Praxis kommen. In Großbritannien machen Hausärzte dagegen kaum Hausbesuche und agieren als Gatekeeper für die Fachärzte. In Vertragssystemen besteht eine enge Bindungen zwischen Anbietern und den Geldgebern. Dadurch wird die Wahlfreiheit des Patienten und die Konsumentenmacht verringert. In einem Vertragssystem verhandelt der Versicherer die Leistungsbedingungen mit Krankenhäusern und anderen Anbietern aus, wobei Preise für Leistungen und evtl. auch Ausgabenbeschränkungen, z. B. in Form von sektoralen oder globalen Budgets, festgelegt werden. Da der Versicherer seine Zahlungen an den Leistungserbringer und nicht an den Patienten leistet – letzterem die Sachleistungen „direkt“ zur Verfügung stellt – spricht man in diesem Fall auch von Sachleistungsprinzip. Hier haben die Versicherungen die Möglichkeit, Entgelte und Leistungen vertraglich zu gestalten und damit Ausgaben zu kontrollieren. Dagegen geht im Vergleich zum Kostenerstattungsprinzip ein Teil der Einflussmöglichkeiten für die Patienten verloren. Pflichtversicherung mit Integration Im Vergleich zu Kostenerstattungssystemen führen Vertragssysteme zu geringeren Verwaltungskosten, verursachen allerdings höhere Verhandlungskosten, wenn die Verhandlungspartner den „korrekten“ Preis für eine Leistung bestimmen wollen. Die Leistungsanbieter streben ei15 Steuerungsmöglichkeiten durch die Versicherung Verhandeln statt Verwalten 16 z 05 03 Möglichkeiten der Finanzierung von Gesundheitssystemen Inhalt Niedrige Ausgaben, aber Unterversorgung Wettbewerbselement durch HMO Suchen Treffer Hilfe nen möglichst hohen Betrag an und neigen dazu, ihre Kosten gegenüber dem Verhandlungspartner zu übertreiben. Die Versicherungen möchten hingegen den Preis für die Leistungen möglichst gering halten. Diese Verhandlungskosten werden (zum Teil) reduziert, wenn Anbieter und Kostenträger eine Einheit bilden. Die meisten dieser Integrationssysteme werden durch Steuern finanziert. Das Geld folgt nicht den Patienten, die Anbieterwahl ist eingeschränkt und die Ausgabenprioritäten werden von den Anbietern gesetzt. Diese Systeme neigen zu einer Unterversorgung und langen Wartelisten. Die Gesamtausgaben können jedoch in der Regel niedrig gehalten werden (z. B. National Health Service in Großbritannien). Steuerfinanzierte Integrationssysteme leiden zudem unter den Ineffizienzen wettbewerbsfreier bürokratisch-staatlicher Großorganisationen. Hier zeigt sich besonders deutlich der Unterschied zwischen „geringen Ausgaben“ und „Allokationseffizienz“. „Geringe Ausgaben“ können sehr wohl ineffizient sein, wenn diesen entsprechend geringe Leistungen gegenüberstehen. Umgekehrt können hohe Ausgaben durchaus effiziente Leistungserbringung bedeuten, wenn das umfangreiche Leistungsvolumen genau den Präferenzen der Individuen entspricht. Ein anderes Integrationssystem liegt vor, wenn sich zwar Versicherung und Leistungserbringer zu einer Einheit zusammenschließen (z. B. in Formen der in den USA und neuerdings der Schweiz bekannten HMOs oder der sich in Deutschland bildenden Medical Center), diese integrierten Einheiten miteinander jedoch im Wettbewerb um Kunden stehen. Hier sorgt der Wettbewerb für eine effizientere und den Versichertenpräferenzen besser entsprechende Leistungserbringung. 16 Möglichkeiten der Finanzierung von Gesundheitssystemen Inhalt Suchen Hilfe Treffer Die Probleme verschiedener Gesundheitssysteme reflektieren die jeweiligen Schwächen unterschiedlicher institutioneller Formen. Durch die OECD-Länder zieht sich die Klage über steigende Ausgaben, den steigenden Anteil der Gesundheitsausgaben an den Staatsausgaben und am Bruttoinlandsprodukt (BIP): z Der Anteil der Gesundheitsausgaben am BIP ist gestiegen. z „Medical Inflation“, d. h. die Preissteigerung im Gesundheitsbereich hat die normale Inflation übertroffen. z Der Anteil realer Ressourcen, die im Gesundheitsbereich eingesetzt werden, ist angestiegen, sowohl insgesamt als auch pro Kopf der Bevölkerung. Dezember 2000 16 z 05 03 Absolut und relativ steigende Gesundheitsausgaben Diese Fakten sagen jedoch direkt nichts über die Effizienz bzw. Ineffizienz der Leistungserbringung und der Gesundheitssysteme aus. Private und Gesetzliche Krankenversicherung in Deutschland In Deutschland ist das System der Gesundheitssicherung zweigeteilt in Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) und Private Krankenversicherung (PKV). Die PKV ist freiwillig für einen Teil der Bürger (z. B. oberhalb der Versicherungspflichtgrenze). Für Arbeiter und Angestellte mit Lohneinkommen unterhalb der Versicherungspflichtgrenze gilt i. d. R. die Pflichtmitgliedschaft in der GKV (s. Kap. 15.01.03). In der Krankenversicherung sind zahlreiche Faktoren für ein hohes oder geringes Krankheits- bzw. Schadensrisiko verantwortlich. Zu den bekannten und gut kalkulierbaren Risikofaktoren gehören beispielsweise Ge17 Risikofaktoren 16 z 05 03 Möglichkeiten der Finanzierung von Gesundheitssystemen Inhalt Wettbewerb um Neukunden, nicht um Wechsler Lohnabhängige Prämie Suchen Treffer Hilfe schlecht, Vorerkrankungen und Alter. Bis auf wenige Risikotatbestände (Geschlecht, Vorerkrankung) dürfen die Prämien in der PKV nicht differenziert werden. Insbesondere dürfen Prämien nicht erhöht werden, wenn mit dem Alter das Risiko eines Versicherten systematisch ansteigt. Je nach Eintrittsalter muss die PKV daher eine konstante Prämie für die zukünftige Lebenserwartung kalkulieren, was folglich die Bildung von Altersrückstellungen erforderlich macht. Die Prämie ist daher um so höher, je später ein Versicherter eintritt. Sie ist dann aber konstant zu halten, wenn ein Versicherungsnehmer älter wird. Die Prämie kann und muss allerdings steigen, wenn die allgemeinen Gesundheitskosten (durch medizinischen Fortschritt, steigende Lebenserwartung) zunehmen. Dabei müssen die Prämien für alle – sowohl für Neueinsteiger als auch für Altverträge – angehoben werden, „paradoxerweise“ aber stärker für die Altverträge, für die die Prämien gerade konstant bleiben sollten. Da außerdem die Altersrückstellungen beim Versicherungswechseln nicht ausgezahlt werden, lohnt sich nach einigen Jahren der Wechsel selbst zu einer günstigeren Versicherung nicht mehr, weil dem Wechsler die Rückstellung verloren geht und diese in der neuen Versicherung neu aufgebaut werden muss. Der Versicherungswettbewerb ist in der PKV daher weitgehend auf Neueinsteiger beschränkt. Wesentliche Besonderheiten der GKV sind die Pflichtversicherung und die risikounabhängigen Prämien, die als Prozentsatz vom Lohneinkommen (ca. 13,6%, je zur Hälfte von Arbeitgeber und Arbeitnehmer zu zahlen) erhoben werden. Das hat Einfluss auf die individuelle Wohlfahrt der Versicherten. Nachteile haben vor allem „gute Risiken mit hohem Lohneinkommen“ (z. B. Singles). Die 18 Möglichkeiten der Finanzierung von Gesundheitssystemen Dezember 2000 Inhalt Suchen 16 z 05 03 Hilfe Treffer Vorteile kommen den hohen Risiken (Kranke, unfallträchtige Tätigkeiten, große Familien) bei geringem Lohneinkommen zugute. Daraus ergeben sich vielfältige Umverteilungsprozesse zwischen den Versicherten, insbesondere zwischen Haushalten mit hohem und niedrigem Lohneinkommen sowie in Abhängigkeit von der Zahl der Haushaltsmitglieder. Im Vergleich mit einer Vollversicherung zu risikoäquivalenten Prämien verbessern sich Versicherte mit hohem Risiko und geringen Lohn, solche mit geringem Risiko und hohem Lohn verschlechtern sich. Dennoch fordern letztlich beide eine Ausweitung des Versicherungsschutzes, da ihre individuellen Prämien dadurch nicht direkt berührt werden. Das erklärt, warum hohe Prämien zwar zu Unzufriedenheit führen können, aber die Versicherungsnachfrage nicht sinkt. Auch die Zahlung der Hälfte des Beitrages direkt über den Arbeitgeber verschleiert den Versicherten die tatsächlichen Kosten der GKV, obwohl sich daraus keine tatsächliche Umverteilung von Arbeitgebern zu Arbeitnehmern ergibt, da die Arbeitgeberbeiträge (weitestgehend) als „vorenthaltener Lohn“ anzusehen sind. Damit ist bereits angedeutet, dass sich durch den Versicherungsschutz in jedem Fall das Verhalten der Versicherten ändert. Da Versicherungsschutz den Sinn hat, dass im „Schadensfall“ (also hier im Krankheitsfall) der Bedarf an Leistungen nicht (oder nur teilweise) aus eigenen Mitteln zu bezahlen ist, sondern aus dem Finanzpool der Versicherung, bestehen Anreize, eigene Aufwendungen für Vorsorge und Risikominderung zu unterlassen und entfallen Anreize, Leistungen im Krankheitsfall sparsam in Anspruch zu nehmen (sog. ex ante und ex post Moral Hazard). Diese Anreize treiben die Kosten für Ver19 Umverteilung zwischen „gutem“ und „schlechtem“ Risiko Einfluss auf das Verhalten 16 z 05 03 Möglichkeiten der Finanzierung von Gesundheitssystemen Inhalt Suchen Treffer Hilfe Abb. 3: Magisches Dreieck der Sozialpolitik. (van Suntum 1991) Nicht lösbarer Zielkonflikt sicherungsschutz in die Höhe. Dieser Kostenauftrieb ist nur schwer zu kontrollieren. (Kranken-)Versicherungen, allgemein jede Sozialpolitik, befinden sich daher in einem grundsätzlichen Dilemma, in einem Konflikt zwischen drei nicht gänzlich zu vereinbarenden Zielen. Dieser Konflikt lässt sich anhand des „Magischen Dreiecks der Sozialpolitik“ darstellen (Abb. 3). Die drei Ziele „wenig Risiko“, „wenig Missbrauch“ und „wenig Kontrolle“ können normalerweise nicht gleichzeitig erreicht werden. Will man das Risiko und die Kosten im Schadensfall für den Betroffenen relativ gering halten und gleichzeitig Missbrauch verhindern, so ist eine starke Kontrolle erforderlich, die wiederum mit hohen Kosten und bürokratischem Aufwand verbunden ist. Soll jedoch eine starke Kontrolle nicht stattfinden, muss damit gerechnet werden, dass verstärkt Mitnahmeeffekte und Missbrauch auftreten oder man muss das Leistungsniveau entsprechend niedrig ansetzen, damit genügend Anreize bestehen, den Schadensfall nicht herbeizuführen oder so gering wie möglich zu halten. In einem solchen Fall steigen allerdings das Risiko und die potenziellen Kosten des einzelnen. Ziel ist es nun, diese Zielkonflikte so gering wie möglich zu halten und einen optimalen Kompromiss zwischen diesen Zielen zu erreichen. 20 Möglichkeiten der Finanzierung von Gesundheitssystemen Dezember 2000 Inhalt Suchen 16 z 05 03 Hilfe Treffer „Kostenfaktor“ Gesundheit? Warum wird so viel über Gesundheit und die hierdurch entstehenden Ausgaben diskutiert? Das Symptom, das wohl als erstes ins Auge fällt, wenn man über das Gesundheitswesen spricht, ist das ständig wachsende Ausgabenvolumen. Während sich das Bruttosozialprodukt von 1970 bis 1990 um etwa das 2,5-fache erhöht hat, sind die Leistungsausgaben der GKV in dieser Zeit um das 6,5-fache angestiegen. Die Gesundheitsausgaben sind somit mehr als doppelt so schnell gestiegen. Dieses hohe Ausgabenwachstum wird häufig als „Kostenexplosion“ im Gesundheitswesen bezeichnet und dementsprechend nach den Möglichkeiten einer „Kostendämpfung“ im Gesundheitssektor gefragt. Allerdings handelt es sich nicht um einen „Kosten-“, sondern einen „Ausgabenanstieg“. Änderungen der Ausgaben können sowohl Ergebnis einer Preisänderung als auch einer Mengenänderung sein. Ein Anstieg der Ausgaben (für Gesundheitsgüter) ist per se weder positiv noch negativ zu bewerten. Entscheidend ist, dass die Leistungen effizient, d. h. nicht zu überhöhten Kosten erstellt werden und dass Menge und Qualität den Präferenzen der Versicherten entsprechen und höheren Nutzen stiften als ihre Kosten. Entscheidend ist ein hoher „value for money“. In der Ökonomie spricht man von „optimaler Allokation“. Ist diese sichergestellt, sind (sogar überproportional) steigende Ausgaben positiv zu bewerten. Im Rahmen der Expansion einer gesamten Volkswirtschaft wachsen in der Regel auch die einzelnen Sektoren absolut, d. h. ihr Ausgabenvolumen steigt. Im Dienstleistungsbereich (z. B. bei Gesundheitsleistungen) ist dabei mit überproportional steigenden Ausgaben zu rechnen, ein sektoraler Wandel zugunsten des Dienstleistungssektors ist typisch im Wachstumsprozess. 21 Ausgabenexplosion im Gesundheitssektor Ziel: Effiziente Leistung 16 z 05 04 Angebot und Nachfrage nach Gesundheitsleistungen Inhalt Suchen Treffer Hilfe Die wahren Probleme Es sind nicht die Ausgaben an sich, die im Gesundheitswesen das zentrale Problem darstellen, sondern spezielle Regulierungen, die die Vermutung rechtfertigen, z das Leistungsvolumen sei überhöht (Versicherungsschutz, geringe Kontrolle), z die Leistungserbringung erfolge wenig effizient (Entlohnung der Leistungserbringer), z Versicherungsschutz und Leistungserbringung richteten sich wenig nach den Präferenzen der Versicherten und Patienten, z die finanzielle Belastungsfähigkeit der Versicherten steige an ihre Grenzen (Pflichtbeiträge) und z die Arbeitskosten würden in die Höhe getrieben (Arbeitslosigkeit durch steigende Lohnnebenkosten). 16 z 05 | 04 Angebot und Nachfrage nach Gesundheitsleistungen Zwei Bereiche für Effizienz Grundsätzlich lassen sich Gesundheitsleistungen ökonomisch gesehen wie jedes andere Gut analysieren. Im Vordergrund stehen dabei die „Effizienz der Leistungserbringung“ und „Gerechtigkeit ihrer Zuteilung“. Effizienz lässt sich in zwei Bereiche unterteilen. Ein Prozess ist technisch effizient, wenn ein gegebener Output mit minimalem Input hergestellt wird, d. h. wenn ein gegebener Output bei gegebenen Preisen der Produktionsfaktoren zu den geringsten Kosten produziert wird. Die Zuteilung der ökonomischen Ressourcen auf die unterschiedlichen Prozesse ist allokativ effizient, wenn die Produktionen in Menge und Qualität den Präferenzen der Konsumenten bestmöglich entsprechen. Dann gibt es keine Umverteilung der Ressourcen zwischen den Produktionen, durch die eine Person besser gestellt werden kann, ohne dass eine andere schlechter gestellt werden muss. 22 Angebot und Nachfrage nach Gesundheitsleistungen Inhalt Suchen Hilfe Treffer Die Verwendungskonkurrenz um knappe Ressourcen zeigt sich auf zwei Ebenen. z Zum einen ist die Effizienz innerhalb eines Sektors zu analysieren. Im Gesundheitswesen wird in diesem Zusammenhang die Aufteilung der vorhandenen Mittel auf verschiedene Gesundheitsleistungen betrachtet, z. B. die Entscheidung zwischen einer Herzoperation oder einer Hüftoperation. z Eine zweite Ebene ist die Aufteilung von Ressourcen auf die verschiedenen Sektoren einer gesamten Volkswirtschaft, z. B. Gesundheitswesen, Bildung, Verteidigung oder privater Konsum. Hier wird der Nutzen zusätzlicher Ausgaben für Gesundheitsleistungen relativ zu dem Nutzen betrachtet, der durch zusätzliche Ausgaben in einem anderen Bereich entsteht. Dezember 2000 16 z 05 04 Nachfrage nach Gesundheitsleistungen Wie erwähnt liegen die Wachstumsraten der Ausgaben im Gesundheitssektor erheblich über den Wachstumsraten der meisten anderen Sektoren. Im Rahmen wirtschaftlichen Wachstums einer Volkswirtschaft wachsen aber typischerweise nicht alle Sektoren im gleichen Maße. Einige Sektoren wachsen überproportional (z. B. Dienstleistungssektoren) und andere unterproportional (z. B. Industriesektoren), einige Sektoren schrumpfen sogar absolut (z. B. Rohstoffproduktion). Folglich lässt sich aus der außerordentlichen Höhe der Wachstumsraten allein nicht herauslesen, ob es sich dabei um eine „unerwünschte“ Entwicklung handelt. Vielmehr kann es sich dabei auch um eine gewünschte Ausweitung von Gesundheitsangebot und -nachfrage handeln, die durch Präferenz- und/oder Einkommensänderungen in der Bevölkerung zustande kommt. Ein Teil der über23 Zwei Ebenen der Ressourcenkonkurrenz Unterschiedliche Entwicklung volkswirtschaftlicher Sektoren Ausgabenwachstum kann begründet sein 16 z 05 04 Angebot und Nachfrage nach Gesundheitsleistungen Inhalt Nachfrage- und Angebotsbereich Besonderheiten der Nachfrage Verfügbares Einkommen Suchen Treffer Hilfe durchschnittlich hohen Wachstumsraten der Ausgaben im Gesundheitssektor kann demnach mit einer „natürlichen“ Verlagerung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage hin zu besonders erwünschten Gesundheitsleistungen erklärt werden. Bei der Erklärung und der Beurteilung der Ausgabenentwicklung müssen daher zwei Ansatzpunkte unterschieden werden: der Nachfrage- und der Angebotsbereich, die beide über die „Preise“ miteinander verbunden sind. Als Nachfrage nach Gesundheitsgütern wird hier das verstanden, was Wirtschaftssubjekte bei gegebenen Einkommen, Preisen und Präferenzen kaufen wollen, was sie bereit und in der Lage sind zu bezahlen. Exkurs: Ableitung der Marktnachfrage nach medizinischen Leistungen Die individuelle Nachfrage nach Gütern lässt sich aus den in Abschnitt 16.05.01 dargestellten Nutzenfunktionen bzw. Indifferenzkurven bestimmen. Eine Besonderheit des Bedarfs an Gesundheitsleistungen (m) besteht darin, dass dieser nicht permanent gegeben ist (Ausnahme: Hygieneund Vorsorgeaufwendungen), manchmal nur selten (seltene Krankheiten) und möglicherweise mit außergewöhnlicher Dringlichkeit (schwerer Unfall und Krankheiten) auftritt und dann die Finanzierungsmöglichkeiten eines Individuums weit übersteigen kann. Eine weitere Besonderheit der Nachfrage nach Gesundheitsgütern besteht in ihrer Rückwirkung auf das verfügbare Einkommen eines Haushaltes. Normalerweise beziehen Haushalte Einkommen aus ihrer Arbeit und ihrem Kapitalangebot. Dieses Einkommen kann für Konsumgüter verwendet werden, wobei unterstellt wird, dass die Verwendung keinen Einfluss auf die Einkommenshöhe 24 Angebot und Nachfrage nach Gesundheitsleistungen Dezember 2000 Inhalt Suchen 16 z 05 04 Hilfe Treffer selbst hat. Genaugenommen stimmt das nicht für alle Konsumgüter: Ein eigener PKW kann das erzielbare Lohneinkommen erhöhen, genauso ein eigener PC. Dennoch ist der Fehler, der in der „Unabhängigkeitsannahme“ von Einkommen und Einkommensverwendung liegt, klein. Ganz anders ist das in Bezug auf die Verwendung des Einkommens für Gesundheitsleistungen. Hier hat der Gesundheitszustand direkten und massiven Einfluss auf das erzielbare Arbeitseinkommen. Der Gesundheitszustand ist aber wiederum vom Input an Gesundheitsleistungen abhängig (vgl. Breyer u. Zweifel 1992 Kap. 1.2, 3.4, 3.5). Es lässt sich zeigen, dass durch Versicherungsschutz und Nulltarifregelung (ohne finanzielle Beschränkungen) die Nachfrage ausgeweitet wird. Dies erhöht scheinbar die Wohlfahrt deutlich, da gleichzeitig (weil für die medizinischen Leistungen m kein Preis zu entrichten ist) auch die Nachfrage steigen kann, ohne das Budget zu belasten. Das gilt aber nur aus der Sicht des Einzelnen. Da aber durch Versicherungen für die Gesamtbevölkerung kein zusätzliches Einkommen entsteht (sondern nur zwischen Personen mit und ohne Bedarf umverteilt wird), muss über die Beiträge die tatsächliche Inanspruchnahme der Gesundheitsleistungen bezahlt werden. Die (versicherungsbedingte) Inanspruchnahme von mehr Gesundheitsleistungen führt zu entsprechend höheren Ausgaben und Versicherungsprämien (für den Durchschnittsbürger). Dies ist gemeint mit dem Argument, Versicherungsschutz ohne Kontrolle des Moral-Hazard-Verhaltens führe zu einer „kollektiven Selbstschädigung“ der Versicherungsnehmer. Die Selbsttäuschung der Versicherten wird in Deutschland durch die vermeintliche Umverteilungswirkung des Arbeitgeberbeitrages noch gefördert. Die lohn25 Die „kollektive Selbstschädigung“ 16 z 05 04 Angebot und Nachfrage nach Gesundheitsleistungen Inhalt Nachfrage ist zu hoch Ausweitung des Angebots Menge und Preis steigen weiter Suchen Treffer Hilfe bezogenen Beiträge lassen es aus individueller Sicht zudem rational erscheinen, jede Nachfragebeschränkung als „Aushöhlung des Versicherungsschutzes“ abzulehnen und Nulltarif, freie Arztwahl und Ausweitung des Versicherungsumfanges zu fordern. Diese individuell rationale, aber kollektiv wohlfahrtsvermindernde Sichtweise wird von den Leistungserbringern aus Eigeninteresse nach Kräften gefördert. Im Gesundheitswesen ist deshalb die Nachfrage aus vielen Gründen höher als das im Modell ausgewiesene Optimum. Selbst bei unverändertem Preis muss für eine größere Leistungsmenge eine größere Ausgabensumme aufgebracht werden. Dieser Anstieg der Ausgaben ist sozialpolitisch gewollt und ist quasi der Preis des sozialpolitischen Zieles „umfassender Krankenversicherungsschutz für alle“ oder „ungehinderter Zugang zu Gesundheitsleistungen“. Eine Sozialpolitik, die eine Nachfrageausweitung bewirkt, hat weitere gravierende ökonomische Konsequenzen (s. a. Kap. 16.01.04): z Mehr Konsum setzt mehr Angebot voraus. Ein höheres Angebot erfordert i. d. R. mehr Anbieter, es müssen daher Preise geboten werden, die auch für kostenungünstigere Leistungsanbieter kostendeckend sind. Mit anderen Worten: Für ein höheres Angebot wird man höhere Preise bezahlen müssen. Selbst bei kosteneffizienter Leistungserbringung werden daher zusätzliche Ausgaben gedeckt werden müssen. Das ist buchstäblich der Preis der „sozialpolitisch gewünschten Allokation“. z Da unter diesen Bedingungen Marktwettbewerb nicht existiert, ergeben sich weitere Folgerungen. Die Patientennachfrage wird leichter durch die Anbieter be26 Angebot und Nachfrage nach Gesundheitsleistungen Inhalt Dezember 2000 z Suchen 16 z 05 04 Hilfe Treffer einflusst werden, Leistungserbringer können Patienten den Bedarf an Leistungen leichter „einreden“ oder den Bedarf sogar selbst bestimmen (anbieterinduzierte Nachfrage). Wenn der Preiswettbewerb zwischen den Leistungserbringern gering ist, werden diese weniger auf die Kosten achten, kostensenkender technischer Fortschritt wird im Laufe der Zeit vernachlässigt. Menge und Preis durchschnittlicher Leistungen erhöhen sich abermals. Bis zum Beginn der Ausgabendämpfungspolitik war auf allen Sektoren von Gesundheitsleistungen eine starke Ausweitung der Kapazitäten (bei Arzneimitteln, Ärzten und Krankenhäusern) zu beobachten. Ein Hineindrängen weiterer Anbieter in einen Sektor setzt jedoch Preise voraus, die für zusätzliche Anbieter „attraktiv“, d. h. in der Regel mehr als kostendeckend sind. In der Ökonomie spricht man davon, dass die tatsächlichen Preise „über den Grenzkosten“ liegen müssen oder einen „marktlagenbedingten quasi-monopolistischen Aufschlag“ beinhalten müssen. Gilt dieser Preisaufschlag für alle, erzielen die Anbieter – gemessen an Wettbewerbsmärkten – „überhöhte“ Einkommen. Insbesondere durch Festbeträge für Arzneimittel, Budgetierung etc. hat die Ausgabendämpfungspolitik zu einem deutlichen Abbau dieser „monopolistischen Preisaufschläge“ beigetragen. Speziell bei den niedergelassenen (Zahn-)Ärzten sind die Einkommen sogar absolut gesunken, während sie sich im Rest der Volkswirtschaft weiter erhöht haben. Das sozialpolitische Ziel wird daher durch vielfältige Allokationsund Kostenineffizienz „teuer erkauft“. 27 „Überhöhte“ Einkommen der Leistungsanbieter 16 z 05 04 Angebot und Nachfrage nach Gesundheitsleistungen Inhalt Überdurchschnittlicher technischer Fortschritt Besonderheiten beeinflussen den Preis Die Folge: Ausgaben steigen Suchen Treffer Hilfe Angebot an Gesundheitsleistungen Technologische Machbarkeit Der Gesundheitsmarkt ist ein außerordentlich dynamischer Markt. Medizinisch-technischer Fortschritt im Gesundheitswesen bedeutet, dass entweder neue Verfahren entwickelt werden, mit denen eine Krankheit kostengünstiger behandelt werden kann als durch eine vorherige Behandlungsform (Prozessinnovation). Oder es werden neue Produkte bzw. neue Behandlungsverfahren entwickelt, durch die zuvor nicht behandelbare Krankheiten geheilt werden können (Produktinnovation). Normalerweise führt technischer Fortschritt (Prozessinnovationen bei gegebenen Preisen von Arbeit und Kapital) daher immer auch zu sinkenden Kosten und bei funktionierendem Wettbewerb zu fallenden Marktpreisen. Ist die Nachfrage nach dem Gut unelastisch (auf eine Preisänderung erfolgt nur eine geringe oder gar keine Änderung der nachgefragten Menge), so wie es in der Regel bei Gesundheitsleistungen infolge der Versicherungsdeckung der Fall ist, dann wäre das Ergebnis ein Sinken der Gesamtausgaben. Allerdings begünstigt die unelastische Nachfrage gerade Produktinnovationen und führt zu einer systematischen Vernachlässigung dieser kostensenkenden Prozessinnovationen. Beide vorherrschenden Entwicklungsrichtungen lassen das Ausgabenvolumen ansteigen, wobei der medizinischtechnische Fortschritt in Form von Produktinnovation grundsätzlich erwünscht ist. Das Problem ist die – durch die Regulierung verursachte – Vernachlässigung von Prozessinnovationen und die preisunelastische und durch Anbietereinfluss leicht manipulierbare Nachfrage, sowie die nicht ausreichende Berücksichtigung von Patientenpräferenzen (z. B. durch wenig patientengerechte Versor28 Angebot und Nachfrage nach Gesundheitsleistungen Inhalt Suchen 16 z 05 04 Hilfe Treffer gungsformen) sowie die weitgehende Vernachlässigung der Versichertenpräferenzen (z. B. durch minimale Wahlmöglichkeiten der Versicherten). Dezember 2000 Demografischer Wandel Der demographische Wandel wird als eines der größten Probleme für die Finanzierung des modernen Wohlfahrtsstaates angesehen. Zunächst werden die wichtigsten Veränderungen und ihre Ursachen aufgezeichnet. Der (demografische) Wandel einer Bevölkerung wird bestimmt z durch die Entwicklung der Geburtenrate, z die Entwicklung der Lebenserwartung sowie z die Netto-Wanderungsströme. Die immer wieder prognostizierte Alterung und damit die Verschiebung in der Altersstruktur der Bevölkerung hin zu den älteren Jahrgängen ist vor allem verursacht durch die bereits Anfang der 60er Jahre beginnende deutliche Verringerung der Geburtenhäufigkeit, eine Entwicklung, die sich in nahezu allen entwickelten Volkswirtschaften auf ähnliche Weise wiederfindet. Die sinkende Geburtenrate führt sowohl zu einer Verschiebung in der Altersstruktur als auch langfristig zu einer Abnahme der Gesamtbevölkerung. Dem wirkt teilweise die bisher permanent steigende Lebenserwartung bei Geburt wie auch die zunehmende fernere Lebenserwartung z. B. ab dem Alter von 65 Jahren – was die Gesamtzahl der Bevölkerung betrifft – entgegen. Dieser Effekt verstärkt jedoch die Verschiebung in der Altersstruktur. Ein gleichgerichteter Einfluss auf die Altersstruktur (Verjüngung) und die Gesamtzahl der Bevölkerung (Zunahme) ergibt sich aus Netto-Zuwanderungsströmen, die in der Vergangenheit die Regel waren. Allerdings kam 29 Drei Determinanten Verschiebung der Altersstruktur Immer weniger und immer ältere Menschen 16 z 05 04 Angebot und Nachfrage nach Gesundheitsleistungen Inhalt Folgen für die Krankenversicherung Mehr Ausgaben, steigende Beiträge Suchen Treffer Hilfe es zeitweilig (z. B. 1967, Mitte der 70er sowie Anfang der 80er Jahre) auch zu einer Netto-Abwanderung mit entsprechend umgekehrten Wirkungen. Alle Schätzungen über die zukünftige Bevölkerungsentwicklung gehen daher davon aus, dass es auf Dauer zu einer ständigen Erhöhung des Durchschnittsalters, einem permanent wachsenden Anteil der Älteren an der Bevölkerung und zu einer ungefähr im Jahr 2010 beginnenden absoluten Abnahme der Bevölkerungszahl kommen wird. Die Effekte des demografischen Wandels auf die GKV werden einerseits aus den typischen altersbezogenen Ausgabenprofilen ersichtlich. Die Ausgabenprofile zeigen, dass der Pro-Kopf-Bedarf an Gesundheitsleistungen besonders ab einem Lebensalter von 40 Jahren kontinuierlich zunimmt (vgl. Enquête-Kommission 1998 S. 432 f.). Diese Entwicklung wird vor allem durch Ausgaben und den Leistungsbedarf im Bereich Krankenhaus und Arzneimittel, weniger dagegen durch die Ausgaben für Zahnersatz und zahnärztliche Leistungen determiniert. So liegt z. B. der durchschnittliche Gesamtbedarf an Ausgaben der GKV für einen Älteren (über 80 Jahre) ca. 6-mal höher als der durchschnittliche Bedarf eines Jugendlichen (bis 14 Jahre). Bei den besonders altersabhängigen Ausgaben für stationäre Behandlung und Arzneimittel sind diese Unterschiede entsprechend größer. Wenn sich im Laufe des demografischen Wandels die Gewichte der Altersgruppen hin zu den älteren Jahrgängen verschieben, sich der Altenquotient tendenziell verdoppelt, so ergibt sich allein daraus ein Anstieg des Leistungsbedarfs. Voraussichtlich folgt diesem ein Anstieg der Gesamtausgaben der GKV, der über entsprechende Beitragssätze finanziert werden muss, falls dieser Anstieg stärker ist als das Wachstum der Lohneinkommen. 30 Angebot und Nachfrage nach Gesundheitsleistungen Dezember 2000 Inhalt Suchen 16 z 05 04 Hilfe Treffer Im Umlageverfahren der GKV ist damit jedoch nur eine Seite der demografischen Wirkungen erfasst. Die Auswirkungen auf den Beitragssatz werden dadurch verstärkt, dass von der Einnahmenseite negative Finanzierungseffekte zu erwarten sind. Unterteilt man die Lebensphasen eines durchschnittlichen Mitglieds in der GKV in die Jugendphase (A), die Phase der Erwerbstätigkeit (B) und das Rentenalter (C), so sind in der Jugend (A) üblicherweise (infolge mangelnden eigenen Einkommens) keine Eigenbeiträge zu zahlen, allerdings sind auch die Gesundheitsausgaben in der Regel gering. In der Erwerbstätigkeitsphase (B) werden entsprechend dem durchschnittlichen Beitragssatz und dem typischerweise im Laufe des Erwerbslebens zunehmenden Arbeitseinkommen steigende Beiträge entrichtet. In der Altersphase, in der die meisten als Rentner ein sehr viel niedrigeres Einkommen (Rente) beziehen, werden schließlich entsprechend niedrigere Beitragszahlungen entrichtet. Hieraus ist unmittelbar ersichtlich, dass eine Verschiebung in der Altersstruktur hin zu den niedrigere Beiträge zahlenden Rentnern tendenziell zu Einnahmeneinbußen der GKV führen wird. Da die Rentner infolge ihrer geringeren Beiträge nur einen Teil ihres eigenen Ausgabenrisikos tragen, müssen die erwerbstätigen Mitglieder einen Transfer zu den Rentnern leisten und höhere Beiträge zahlen als es ihrem persönlichen Ausgabenrisiko entspricht. Für das Jahr 1998 errechnen sich die durchschnittlichen Beitragseinnahmen pro Erwerbstätigen auf ca. 5 340 DM (bei 3 700 DM Ausgaben), während die durchschnittlichen Beiträge, die Rentner an die GKV leisten, bei ca. 2 750 DM liegen (bei 6 960 DM Ausgaben). Vergleicht man diese Beitragsleistungen mit einem typischen Ausgabenprofil, so erkennt man, dass in der Ju31 Probleme auf der Finanzierungsseite Nur Erwerbstätige gewährleisten Beitragsüberschüsse 16 z 05 04 Angebot und Nachfrage nach Gesundheitsleistungen Inhalt Erhebliche Konsequenzen für die Beitragsentwicklung Erhöhung des Beitragssatzes um ca. 3–4 Prozentpunkte Suchen Treffer Hilfe gendphase niedrige Ausgaben mit typischerweise NullBeiträgen zusammenfallen und die Jugendphase aus der Sicht der GKV eine „Defizitphase“ darstellt. Auch die Rentnerphase, die im statistischen Durchschnitt etwa mit dem 60. Lebensjahr beginnt, stellt sich als „Defizitphase“ dar, in der sich entsprechend der Situation des Jahres 1998 pro Rentner im Durchschnitt ein Defizit von ca. 4210 DM pro Jahr ergibt (s. Abb. 4). Diese Defizite sind durch „Überzahlungen“ der erwerbstätigen Mitglieder abzudecken, so dass diese in etwa einen Pro-Kopf-Überschuss von jährlich 1 640 DM zusätzlich zu ihren eigenen Ausgaben zu finanzieren haben. Verschiebt sich nun die Altersstruktur von einem heutigen Altenquotient von ca. 40% auf ca. 80% im Jahre 2040 und geht man davon aus, dass sich dementspre- Abb. 4: Einnahmen und Ausgaben für Gesundheitsleistungen eines GKVMitglieds im Laufe des Lebens. (Erweiterte Darstellung nach Knappe u. Rachold 1997) 32 Angebot und Nachfrage nach Gesundheitsleistungen Inhalt Suchen 16 z 05 04 Hilfe Treffer Dezember 2000 chend der Rentnerquotient in der GKV ebenfalls etwa verdoppelt, dann lässt sich aus solchen Hochrechnungen unter Status-quo-Bedingungen die wahrscheinliche Erhöhung des Beitragssatzes ablesen (um ca. 3–4 Prozentpunkte). Wichtig ist es festzuhalten, dass der demografische Wandel sowohl von der Ausgabenseite (infolge der altersspezifischen Ausgabenprofile) als auch von der Einnahmenseite aufgrund des notwendigen Transfers von Beiträgen der erwerbstätigen Mitglieder an Rentner die Beitragssatzentwicklung nach oben treiben wird. Technischer Fortschritt und demografischer Wandel in ihrer Wechselwirkung Die Faktoren demografischer Wandel und medizinischtechnischer Fortschritt lassen sich nicht einfach additiv verbinden. Dass zwischen ihnen eine verstärkende Wirkung besteht, lässt sich auf zweierlei Weise begründen. Technischer Fortschritt, der zur Behandelbarkeit von immer mehr Krankheiten führt, hat eine lebensverlängernde Wirkung häufig ohne endgültige Heilung. Die hieraus resultierende Zunahme des Durchschnittsalters der Bevölkerung führt zu einer weiteren Steigerung der Ausgaben im Gesundheitswesen. Der zunehmende Anteil älterer Wähler begünstigt im politischen Prozess wiederum das Wachstum dieser Ausgaben. Das fördert seinerseits neue technischen Möglichkeiten, eine weitere Steigerung der Lebenserwartung und einen weiteren Ausgabenanstieg. Dieser Effekt wird als „Sisyphus-Syndrom“ bezeichnet (Zweifel 1990). Im Zuge der steigenden Lebenserwartung steigt im Allgemeinen auch die Morbidität einer Bevölkerung, insbesondere die Multimorbidität. Das Leben des Patienten wird verlängert, allerdings wird er nicht gesund, es treten 33 Verstärkende Wirkung Das „SisyphusSyndrom“ „Zusätzliches“ Alter steigert die Behandlungsbedürftigkeit 16 z 05 04 Angebot und Nachfrage nach Gesundheitsleistungen Inhalt Aber auch dämpfende Wirkung Suchen Treffer Hilfe andere Krankheiten auf, die wiederum neue Behandlungen erfordern. Demnach werden die Personen in den höheren Altersgruppen immer behandlungsbedürftiger (was höhere Ausgaben verursacht) und ihre Zahl steigt zusätzlich an (weitere Ausgabensteigerung). Es gibt jedoch im Wechselspiel von demografischem Wandel und medizinisch-technischem Fortschritt einen Effekt, der sich ausgabendämpfend auswirkt. Grundlage dieser Argumentation ist die These, dass die Gesundheitsausgaben nicht primär vom Alter, sondern von der Nähe zum Tod abhängen. Um das Leben dieser Patienten kämpft die Medizin mit allen verfügbaren Mitteln (und zu entsprechend hohen Kosten). Die Ausgaben für solche Patienten gehen jedoch in sehr hohem Alter absolut zurück. Dieser Sachverhalt ist in Abb. 5 stilisiert dargestellt. Abb. 5: Sinkende „Sterbekosten“ im hohen Alter 34 Angebot und Nachfrage nach Gesundheitsleistungen Dezember 2000 Inhalt Suchen 16 z 05 04 . Hilfe Treffer Die sog. Sterbekosten für einen 95-Jährigen belaufen sich im Durchschnitt im Jahr auf 20 098 DM. Das ist weit weniger als für einen im Alter von 65 Jahren Versterbenden (88 553 DM). Die Sterbewahrscheinlichkeit eines 95-Jährigen liegt bei 22,88% (weit höher als die eines 65-Jährigen mit 1,54%). Die durchschnittlichen Ausgaben für einen 95-Jährigen, der in diesem Jahr nicht verstirbt, liegen bei 5639 DM, die Überlebenswahrscheinlichkeit bei 77,12%. Addiert man die Ausgabenerwartungswerte, kommt man zu durchschnittlichen Ausgaben für 95-Jährige allgemein von 8947 DM. Aus diesen allgemeinen Ausgabenwahrscheinlichkeiten für die jeweiligen Altersklassen ergeben sich die Ausgabenprofile wie z. B. in Abb. 4 eingezeichnet Tendenziell bleibt festzuhalten: In der letzten Phase vor dem Tod schnellen die individuellen Gesundheitsausgaben steil in die Höhe. Allerdings sinken in hohem Alter die Spitzenwerte wiederum ab. Die Abb. 5 veranschaulicht auch, dass die Gesundheitsausgaben mit zunehmendem Alter der „Überlebenden“ nur wenig ansteigen. Man erwartet, dass zumindest die steigende Lebenserwartung die Gesundheitsausgaben nicht in die Höhe treibt (Kompressionsthese). Dem steht die Medikalisierungsthese gegenüber, die – bedingt durch den medizinisch-technischen Fortschritt – von einem Anstieg der Morbidität in allen Altersklassen ausgeht (Enquête-Kommission 1998 S. 411 f.). Dennoch bleibt das Altersausgabenprofil der Abb. 4 richtig, da die rückläufigen Ausgaben der sog. „Sterbekosten“ durch die steigende „Sterbewahrscheinlichkeit“ im Alter weit überkompensiert werden. Im Gegenteil, der medizinisch-technische Fortschritt hat im Laufe der Zeit die Altersausgabenkurve immer höher, aber auch immer steiler werden lassen („Versteilerung“, vgl. Enquête-Kommission 35 Sterbekosten Kompressionsthese contra Medikalisierungsthese Schätzung: ein Beitragssatz von mehr als 20% 16 z 05 04 Angebot und Nachfrage nach Gesundheitsleistungen Inhalt Suchen Treffer Hilfe 1998 S. 432). Vorausberechnungen der Beitragssätze, die sowohl die demografische Entwicklung als auch diese Versteilerung durch den medizinisch-technischen Fortschritt zusammenfassen, kommen zu Beitragssätzen für 2030/2040 von weit über 20% (vgl. Oberdieck 1998; Breyer u. Ulrich 1999; Knappe u. Rubart 2000). z fazit Die Gesundheitspolitik wird solche Beitragssatzentwicklungen (allein wegen der Abgabenlast der Arbeitnehmer und der steigenden Arbeitslosigkeit durch Lohnnebenkosten) verhindern müssen. Die bisher praktizierte Ausgabendämpfungspolitik wird ein derartiges Sparprogramm, wie es zur „Stabilisierung der Beitragssätze“ erforderlich wäre, kaum erfolgreich bewältigen können. Erfolgversprechender ist der Weg eines konsequenten Ausbaus wettbewerblicher Elemente auf der Ebene der Krankenversicherungen und der Leistungserbringer. Das ist auch die einzige Chance, aus dem national orientierten deutschen Gesundheitswesen langfristig ein integriertes Element des gemeinsamen europäischen Binnenmarktes und der Europäischen Union zu machen, wie es vom Europäischen Gerichtshof in den Kohll/Decker-Urteilen (Knappe 1998) angemahnt wurde. Literatur Andersen HH, Henke KD, Schulenburg JM Graf vd (Hrsg) (1992) Basiswissen Gesundheitsökonomie. Berlin Breyer F, Ulrich V (1999) Gesundheitsausgaben, Alter und medizinischer Fortschritt: eine ökonomische Analyse. 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