Einleitung Inhalt Suchen 10 z 04 01 Hilfe Treffer Wirtschaftliche und qualitative Effekte integrierter RIS/PACS-LoÈsungen 10 z 04 Klaus Wecker, Martin KroÈger, Sven Nissen-Meyer, Volker Wetekam inhaltsuÈberblick Der Beitrag geht zunaÈchst auf die wesentlichen Anforderungsbereiche fuÈr RIS/PAC-Systeme ein. Der Schwerpunkt liegt in der Beschreibung der VeraÈnderungen des qualitativen und monetaÈren Nutzens einer integrierten RIS/ PACS-Installation in einem Krankenhaus. ZunaÈchst werden hierzu die radiologischen Arbeitsprozesse analysiert und wesentliche ProzeûveraÈnderungen durch PACS herausgearbeitet. Die quantifizierte Darstellung des qualitativen Nutzens einer IT-LoÈsung wird durch eine sog. Nutzwertanalyse bewerkstelligt. Die Wirtschaftlichkeit eines PACS wird mit Hilfe einer dynamischen Investitionsrechnung und einer Risikoanalyse dokumentiert. Einleitung 10 z 04 | 01 Ein wesentlicher Bestandteil in der Arbeitsleistung einer radiologischen Einrichtung, wie z. B. der radiologischen Abteilung eines Krankenhauses, ist die Verwaltung von Patientendaten, die Akquisition von Bildern und das ZugaÈnglichmachen der Filme fuÈr verschiedene Personengruppen, die in den diagnostischen Prozeû einbezogen sind. Charakteristisch fuÈr die Bildgebung und -verteilung sind eine patientenspezifische Akquisition von Bildern, eine gewisse ¹Ausschuûquoteª durch Fehlaufnahmen, sowie lange Transportwege und -zeiten zwischen den Zugriffen auf Filmmaterial. Die Verwaltung von Patientendaten ist haÈufig gekennzeichnet durch aufwendige Papierarbeit, mehrfache Eingaben gleicher DatensaÈtze an ver- Verwaltung von Patientendaten 1 10 z 04 01 Einleitung Inhalt Einsatz informationstechnologischer LoÈsungen Hoher Investitionsaufwand, qualitativer Nutzen Suchen Treffer Hilfe schiedenen Orten und einen hohen Koordinations- und Transportaufwand. Umstrukturierungen und Prozeûstraffungen koÈnnen eine Effizienzsteigerung beim radiologischen Arbeitsprozeû bewirken. GroÈûere Wirtschaftlichkeits- und QualitaÈtsspruÈnge werden jedoch durch den Einsatz informationstechnologischer (IT) LoÈsungen erwartet. Hierzu gehoÈren RadiologieInformations-Systeme (RIS) sowie Bildarchivierungs- und -kommunikationssysteme (PACS: Picture Archive and Communication System). Funktional faÈllt einem RIS die Aufgabe zu, radiologisch-diagnostisch relevante Patientendaten zu verwalten und die Anbindung an Krankenhaus-Informations-Systeme oder auch Abrechnungsmodule usw. zu ermoÈglichen. Mit Hilfe eines PACS koÈnnen digitale radiologische Bilddaten erfaût werden, die Befundung dieser Bilder am Monitor unterstuÈtzt sowie die Demonstration, Archivierung und Verteilung im Krankenhaus auf elektronischem Wege durchgefuÈhrt werden. Durch den Einsatz eines RIS und PACS integrierenden Systems werden bei allen beteiligten Personengruppen Ønderungen im Arbeitsablauf zu beobachten sein. Trotz notwendiger struktureller und organisatorischer VeraÈnderungen liegt eine Grundvoraussetzung einer IT-LoÈsung in der Beibehaltung bzw. Verbesserung der QualitaÈt der Leistungserbringung, naÈmlich der radiologischen Diagnose beim Patienten. Daher sollten sich einerseits Verbesserungen des qualitativen Nutzens ergeben. Andererseits erfordert die Anschaffung und Installation eines RIS/PACS einen hohen Investitionsaufwand, der wirtschaftlich gesehen nur durch dauerhaft niedrigere laufende Kosten gerechtfertigt werden kann. Im Beitrag wird zunaÈchst auf die wesentlichen Anforderungsbereiche fuÈr RIS/PAC-Systeme eingegangen. Jedes 2 Einleitung Inhalt Suchen 10 z 04 01 Hilfe Treffer marktfaÈhige System muû einem BuÈndel von Anforderungen genuÈgen. Hierzu gehoÈren meist allgemeine rechtliche Rahmenbedingungen und grundlegende FunktionalitaÈten des radiologischen Arbeitsprozesses. Dagegen existiert im Bereich der diagnostischen UnterstuÈtzung und der Krankenhausverwaltung ein teils stark individualisiertes Feld spezifisch geforderter Eigenschaften eines solchen Systems. Der Schwerpunkt des Beitrages liegt in der Beschreibung der VeraÈnderungen des qualitativen und monetaÈren Nutzens einer integrierten RIS/PACS-Installation in KrankenhaÈusern. ZunaÈchst werden hierzu die radiologischen Arbeitsprozesse analysiert und wesentliche ProzeûveraÈnderungen durch PACS herausgearbeitet. Die FunktionalitaÈt der technologischen LoÈsung erschlieût sich durch das fuÈr eine radiologische Einrichtung individuelle Anforderungsprofil an ein solches System. Die quantifizierte Darstellung des qualitativen Nutzens einer IT-LoÈsung wird durch eine sog. Nutzwertanalyse bewerkstelligt. Die Wirtschaftlichkeit eines PACS wird mit Hilfe einer dynamischen Investitionsrechnung und einer Risikoanalyse dokumentiert. Die Vorgehensweise wird in dem entsprechenden Abschnitt skizziert. Das Ziel des Beitrages besteht darin, die fuÈr die qualitative und monetaÈre Bewertung einer PACS-LoÈsung wichtigen Argumente und Parameter zu identifizieren und zu charakterisieren. Ergebnisse von Analysen koÈnnen nicht der AllgemeinguÈltigkeit gerecht werden, sondern sind fuÈr jede radiologische Einrichtung individualtypisch. Der Investitionsentscheidung muÈssen aber aufgrund des aÈuûeren finanziellen Druckes zunehmend die beschriebenen rationalen Analysemethoden zugrunde gelegt werden. 3 Schwerpunkt des Beitrages Ziel des Beitrages 10 z 04 02 Anforderungen an integrierte RIS/PACS-LoÈsungen Inhalt 10 z 04 | 02 Noch keine Norm Øquivalente Rechtsstellung von Filmtechnik und digitaler Archivierung Gesicherte Aufbewahrung Suchen Treffer Hilfe Anforderungen an integrierte RIS/PACS-LoÈsungen Rechtliche Rahmenbedingungen Die Beschreibung von RIS/PACS-Produkten im Rahmen rechtlicher Anforderungen (z. B. MPG Medizinproduktegesetz) ist in Deutschland noch nicht sehr umfassend. RIS und PACS sind allerdings in der Medizinprodukte-Nomenklatur der EU (UMDNS Universal Medical Device Nomenclature System) bereits aufgenommen. Die Verwendung dieser Nomenklatur wird bisher zwar empfohlen, hat aber noch nicht den Status einer Norm (CEN) erreicht. Bis 1996 hat in Deutschland eine weitgehende Rechtsunsicherheit uÈber die digitale Archivierung von medizinischem Bildmaterial geherrscht (Schulz 1996). Im Herbst 1996 wurde in der 37. Sitzung des LaÈnderausschusses RoÈV (Verordnung uÈber den Schutz vor SchaÈden durch RoÈntgenstrahlen ± RoÈntgenverordnung) beschlossen, daû in der digitalen Radiografie eine unmittelbare digitale Dokumentation und Archivierung zulaÈssig ist, da es sich bei einer digitalen Radiografie nicht um eine Direktradiografie im Sinne von §8 V RoÈV handelt (Protokoll 1996). Aufgrund der prinzipiell gleichen Funktion von radiologischen Filmen und elektronisch gespeicherten Bildern wurde eine aÈquivalente Rechtsstellung von Filmtechnik und digitaler Archivierung angesetzt, so z. B. in der GoØ vom 12. 11. 1982 (BGBl. I S. 1522), zuletzt geaÈndert durch die 4. Ønderungsverordnung vom 23. 12. 1995 (BGBl. I S. 1861 ff., GebuÈhrenverzeichnis, Buchstabe O, Ziffer 2): ¹Die Leistungen fuÈr Strahlendiagnostik mit Ausnahme der Durchleuchtung(en) (Nummer 5295) sind nur bei Bilddokumentation auf einem RoÈntgenfilm oder einem anderen LangzeitdatentraÈger berechnungsfaÈhigª. Weitere Rahmenbedingungen werden beim Umgang mit Patientendaten durch das Bundesdatenschutzgesetz 4 Anforderungen an integrierte RIS/PACS-LoÈsungen Inhalt Suchen 10 z 04 02 Hilfe Treffer (BDSG) und die LaÈnderdatenschutzgesetze gesetzt. Die Anforderung, daû eine elektronische Dokumentation zulaÈssig ist, wenn besondere Sicherungs- und Schutzmaûnahmen getroffen werden, um deren VeraÈnderung, Vernichtung oder unrechtmaÈûige Verwendung zu verhindern, ergibt sich aus § 15 Abs. 5 MBO (Musterberufsordnung). Die Dauer der Aufbewahrungspflicht von aÈrztlichen Aufzeichnungen betraÈgt gemaÈû § 15 Abs. 2 MBO in der Regel mindestens 10 Jahre. Die RoÈV sieht eine Aufbewahrungsfrist fuÈr RoÈntgenaufnahmen und sonstige Aufzeichnungen uÈber RoÈntgenuntersuchungen uÈber einen Zeitraum von 10 Jahren nach der letzten Untersuchung vor, bei RoÈntgenbehandlungen sogar uÈber 30 Jahre nach der letzten Untersuchung. Bei der Ûbermittlung von Patientendaten an Dritte (Datentransfer) sind die aÈrztliche Schweigepflicht und datenschutzrechtliche Vorschriften zu beachten. Ein Datentransfer wird in diesem Rahmen nur durch gesetzliche Vorschrift, die Einwilligung des Patienten oder durch einen besonderen Rechtfertigungsgrund legitimiert. Im Detail wurde auf die Problematik beispielsweise im Deutschen Ørzteblatt (1996) eingegangen. Als problematisch hat sich die QualitaÈtssicherung aÈrztlicher Leistungen im Krankenhaus (§ 137 a SGB V in der Ønderung durch das 2. GVK-NOG) erwiesen. Da im SGB V und im aÈrztlichen Berufsrecht unterschiedliche Regelungen zur QualitaÈtssicherung herrschten, wurde (durch § 137 a 2. GVK-NOG) eine Harmonisierung vorgenommen. Ein Katalog weiterer rechtlicher Rahmenbedingungen eroÈffnet sich auf dem Hintergrund weiterer rechtlicher Bestimmungen, z. B. Produkthaftungsgesetz oder Kreislaufwirtschaftsgesetz. Darauf wird im folgenden nicht weiter eingegangen. 5 QualitaÈtssicherung 10 z 04 02 Anforderungen an integrierte RIS/PACS-LoÈsungen Inhalt Nur einfache Anforderungen Zielstrukturplan, Projektstrukturplan Suchen Treffer Hilfe Anforderungen aus klinischer Sicht Rahmenbedingungen, die von Seiten des Klinikpersonals vorgegeben werden, sind stark vom Arbeitsumfeld, vom Ausbildungs- und Wissenstand sowie von der technischen VerfuÈgbarkeit von FunktionalitaÈten abhaÈngig. Daher lassen sich nur sehr eingeschraÈnkt allgemeinguÈltige Aussagen treffen. Im einfachsten Rahmen wird ein RIS beispielsweise zur Verwaltung demographischer und leistungsbezogener Daten und ein PACS dazu verwendet, um wissenschaftlich-statistische Datenbanken mit Bildmaterial in geringer QualitaÈt zu unterfuÈttern. StandardmaÈûig sollen jedoch bei marktfaÈhigen LoÈsungen saÈmtliche patientendaten-, untersuchungs-, befund- und filmbezogene Arbeiten von RIS/ PACS uÈbernommen bzw. unterstuÈtzt werden koÈnnen (Anmeldung, Befundung, Demonstration, Datenarchivierung, -transport und -verteilung). DaruÈber hinaus muÈssen explizit Schwachstellen des konventionellen Arbeitsablaufs abgestellt werden (Verwechslung von Patientendaten, Wiederholungsaufnahmen durch Falschbelichtung, verlorene Filme, lange Wartezeiten bei notwendigen Transportschritten etc.). Typischerweise werden Anforderungen vom Klinikpersonal nicht auf Anhieb als spezifische FunktionalitaÈten oder Systemeigenschaften eines RIS/PACS formuliert. Vielmehr aÈuûern sich die kuÈnftigen BeduÈrfnisse durch die Probleme und offensichtlichen Nachteile der konventionellen Arbeitsweise. Aus dem Artikulieren dieser BeduÈrfnisse sollten projektspezifische Ziele in Form eines Zielstrukturplanes nach anerkannten Methoden des Projektmanagements erstellt werden. Dies geschieht am besten durch den Kunden selbst, wenn er die erforderliche Erfahrung mit diesen Methoden besitzt. Weitere MoÈglich6 Anforderungen an integrierte RIS/PACS-LoÈsungen Inhalt Suchen 10 z 04 02 Hilfe Treffer keiten bestehen in der UnterstuÈtzung durch einen unabhaÈngigen Berater oder unter gewissen Voraussetzungen mit potentiellen Lieferanten von RIS/PAC-Systemen. Aus dem Zielstrukturplan sollte ein Projektstrukturplan erstellt werden. Auf Basis dieser beiden PlaÈne werden von den Lieferanten, die Angebote abgeben, jeweils ProduktstrukturplaÈne erstellt. Auf diesen bauen sie ihre Angebote auf. Mit Hilfe der drei PlaÈne sollte der Kunde (evtl. in Zusammenarbeit mit dem Berater) den Grad der ErfuÈllung seines Zielstrukturplanes am besten abschaÈtzen koÈnnen. Auf diese Weise kann gut nachvollziehbar eine Angebotsauswahl getroffen werden. Weiterhin kann kuÈnftig eine starke Ausweitung der AnspruÈche an ergebnisorientierte QualitaÈtssicherungsmaûnahmen erwartet werden. Die gestiegenen Anforderungen (rechtliche, Imagepflege, erhoÈhter Wettbewerb zwischen KrankenhaÈusern um Patienten, bessere Dienstleistungen am Patienten) fuÈhren zu wesentlich hoÈheren AnspuÈchen an QualitaÈtssicherung und -verbesserung und somit an die Dokumentation. Der Versuch, diesen AnspruÈchen im Rahmen der konventionellen Arbeitsweise nachzukommen, wuÈrde zu einem nicht abschaÈtzbaren hoÈheren Personalbedarf fuÈhren, der mit vorhandenen Ressourcen nicht erfuÈllt werden kann. Auûerdem ist die FehleranfaÈlligkeit bei der konventionellen Arbeitsweise systemimmanent deutlich hoÈher als bei (ausgetesteten!) RIS/PAC-Systemen. RIS/PACS kann die QualitaÈtssicherung auf verschiedene Arten unterstuÈtzen und erleichtern. Hier seien nur einige Beispiele genannt: z Eine automatische Patientendatenverwaltung verringert die FehleranfaÈlligkeit beim haÈndischen Eingeben von Daten. 7 QualitaÈtssicherung und -verbesserung 10 z 04 02 Anforderungen an integrierte RIS/PACS-LoÈsungen Inhalt Suchen z z z z Finanzierung im Budget Treffer Hilfe Durch die Systemkonfiguration wird der Prozeûablauf in den wesentlichen Schritten festgelegt und standardisiert (z. B. durch Prefetching, Autorouting). Patientendaten werden in verschiedenen Systemen einheitlich, also konsistent dokumentiert (z. B. durch Ûbernahme aus dem Krankenhausinformations-System). Der DICOM-Standard fuÈr radiologische Bilder sichert den verlustfreien Transfer von personenbezogenen Bilddaten. Statistische Auswertungen dokumentieren die Ergebnisorientierung von QualitaÈtssicherungsmaûnahmen. Anforderungen aus administrativer Sicht Aus Sicht der Verwaltung der radiologischen Einrichtung ist zur Entscheidung uÈber Investitionsvorhaben, die die Krankenhausfinanzierung betreffen, ein Informationsbedarf in zweierlei Richtungen vorhanden. Einerseits muû der qualitative medizinische Nutzen einer Investition in Medizintechnik nachgewiesen werden, andererseits die Wirtschaftlichkeit einer solchen LoÈsung verdeutlicht werden. Die Finanzierung eines RIS/PACS kann im Rahmen des Budgets durchgefuÈhrt werden. Auûerdem kann sie auf einer EinzelfoÈrderung nach § 9 Abs. 1 Krankenhausfinanzierungsgesetz (KHG), sowie § 3 Abs. 2 und § 4 AbgrV beruhen. Unter gewissen nachzuweisenden Voraussetzungen kann die Anschaffung/Herstellung von AnlageguÈtern auûerhalb einer Errichtungsmaûnahme gefoÈrdert werden. Die anschlieûende Instandhaltung ist jedoch seit dem 1. 1. 1997 (2. NOG) im Pflegesatz zu beruÈcksichtigen, sofern keine FoÈrderung durch das Bundesland erfolgt. 8 Anforderungen an integrierte RIS/PACS-LoÈsungen Inhalt Suchen 10 z 04 02 Hilfe Treffer FuÈr die Zukunft kann angenommen werden, daû die Bedeutung des EinzelfoÈrderungstatbestandes nach § 9 Abs. 2 KHG zunehmen wird, in der Hinsicht daû eine FoÈrderung der Nutzung von AnlageguÈtern anstelle der Anschaffung/Herstellung erfolgt. Die Nutzung von AnlageguÈtern beruht beispielsweise auf einem Leasing-Vertrag, einem Risk-sharing-Vertrag oder anderen VertraÈgen, die zu einer zeitlichen Verteilung von finanziellen Lasten fuÈhren. Andererseits sind jedoch auch Darlehenslasten foÈrderungsfaÈhig, wenn das Darlehen fuÈr wiederum foÈrderungsfaÈhige Investitionskosten eingesetzt wird. Eine groÈûere Planungssicherheit fuÈr RIS/PACS-Vorhaben koÈnnte durch die Finanzierung auf Grundlage des § 18 b des Krankenhausfinanzierungsgesetzes (KHG) fuÈr gefoÈrderte KrankenhaÈuser und Hochschulkliniken erzielt werden. Handelt es sich um eine Rationalisierungsinvestition im Sinne des § 18 b KHG, so besteht ein Rechtsanspruch des Krankenhauses auf Abschluû eines Investitionsvertrages. Das Land ist also zur FoÈrderung einer solchen Investition verpflichtet. Damit wird auch ein Ausweg aus der Budgetdeckelung eroÈffnet. Die fruÈher aus § 10 KHG hervorgegangene Pflicht zur Abstimmung der Wirtschaftlichkeit des Einsatzes von medizinisch-technischen GroûgeraÈten mit der zustaÈndigen LandesbehoÈrde wurde aufgehoben (2. GKV-NOG vom 23. 6. 1997). Die Entscheidung uÈber den Bedarf, aber auch der Nachweis der FoÈrderungsfaÈhigkeit liegen beim Krankenhaus. Voraussetzungen zur Finanzierung nach § 18 b KHG liegen in: z Einsparungen bei den Betriebskosten, z einer Amortisationszeit der Investition von la È ngstens 7 Jahren und z einer Entlastung des Budgets. 9 FoÈrderungsfaÈhigkeit Rationalisierungsinvestition nach KHG 10 z 04 02 Anforderungen an integrierte RIS/PACS-LoÈsungen Inhalt Keine budgetmaÈûige Anpassung Neuen BundeslaÈnder, Unikliniken Standard-Netzwerk Inhalt des Conformance Statements Suchen Treffer Hilfe Weicht im Anschluû an die Installation eines Systems die tatsaÈchliche Entwicklung von der Vereinbarung ab, so erfolgt keine budgetmaÈûige Anpassung (Ausnahme: nicht vom Krankenhaus beeinfluûbare Preisentwicklungen). Die zugrunde liegenden Kalkulationen sollten daher einerseits einen hohen Detaillierungsgrad aufweisen. Andererseits muÈssen die Risiken klar herausgestellt, quantifiziert und in die Kalkulation integriert werden. Die FoÈrderungspflicht im Rahmen des § 18 b KHG gilt jedoch fuÈr KrankenhaÈuser in den neuen BundeslaÈndern bis 2004 nicht (Art. 14 Abs. 3 GSG). Dort wird die MoÈglichkeit einer gemeinsamen Finanzierung durch den Bund und die LaÈnder (gemaÈû Art. 14 Abs. 1 und 2 GSG) im Rahmen eines Investitionsprogrammes geschaffen. FuÈr UniversitaÈtskliniken und Forschungseinrichtungen bestehen zudem FinanzierungsmoÈglichkeiten uÈber staatliche Einrichtungs- und ForschungsfoÈrderungen wie z. B. HBFG-(Hochschulbau-FoÈrderungsgesetz-)Verfahren und SFB (Sonderforschungsbereiche). DICOM-Standard Der DICOM-Standard (Digital Imaging and Communications in Medicine; gegenwaÈrtiger Stand ACR-NEMA DICOM 3.0) wurde entwickelt, um den Anforderungen von Herstellern und Nutzern zu begegnen, medizintechnisches Equipment uÈber ein Standard-Netzwerk zu verbinden. Dies erlaubt zudem eine unproblematische Systemerweiterung, ein erleichtertes Updating und die konsistente Datenkommunikation zwischen Systemteilen. FuÈr jedes medizintechnische Produkt, das uÈber ein DICOM-Interface verfuÈgt, wird ein sog. DICOM-Conformance Statement benoÈtigt. Darin wird durch den Hersteller der Nachweis uÈber die DICOM-Implementierung im 10 Anforderungen an integrierte RIS/PACS-LoÈsungen Inhalt Suchen 10 z 04 02 Hilfe Treffer Rahmen eines Produktes erbracht. Der Inhalt des Conformance Statements ist definiert. Folgende Punkte muÈssen enthalten sein: z Implementation Model, z Application entity specifications, z Communication Profiles, z Extensions/Specializations/Privatizations, z Configurations, z Support of extended Character Sets, Appendix. Bei dokumentierter KonformitaÈt mit dem DICOM-Standard ist dennoch derzeit nicht von einer uneingeschraÈnkten InteroperabilitaÈt zwischen verschiedenen medizintechnischen Systemteilen auszugehen. GruÈnde hierfuÈr koÈnnen in unterschiedlichen Interpretationen der im DICOMStandard noch bestehenden Freiheiten oder auch beispielsweise in fehlenden bzw. unvollstaÈndigen Datenelementen oder der Bildidentifikation in unterschiedlichen Hierarchieebenen (Patienten-ID, Visit-ID, Study-ID, Study-Component-ID, Serien-ID, Image-ID) liegen. Daher muÈssen fuÈr jedes System individuell die MoÈglichkeiten und EinschraÈnkungen des Datenaustausches evaluiert werden. Im Einzelnen sind unter anderem folgende positive Effekte durch die Standardisierung der Bilddatenkommunikation denkbar: z Die Auslastung des Printsystems kann verbessert werden. Ein einzelner Printer kann beispielsweise von verschiedenen ModalitaÈten aus angesteuert werden. z Die Anzahl der Interfaces fu È r die Anbindung von ModalitaÈten und GeraÈten verschiedener Hersteller kann reduziert werden. 11 Probleme der Standardisierung Vorteile der Standardisierung 10 z 04 03 RIS/PACS-Projektbeschreibung fuÈr ein groûes UniversitaÈtsklinikum Inhalt Suchen z z Treffer Hilfe Die Anbindung von KIS (Krankenhaus-Informationssystem) und RIS (Radiologie-Informationssystem) an PACS wird zumindest von Seiten des PACS erleichtert. Der Zugang zu langzeitarchivierten Bilddaten wird wesentlich vereinfacht. Es erfolgt eine einheitliche Datenkonstruktion und -rekonstruktion bei Einsatz verschiedener DatentraÈger. 10 z 04 | 03 RIS/PACS-Projektbeschreibung fuÈr ein groûes UniversitaÈtsklinikum Zwei Hauptanforderungen Im Rahmen eines Beratungsprojektes an einem UniversitaÈtsklinikum wurden fuÈr RIS/PACS zwei Hauptanforderungen identifiziert: saÈmtliche Befunde sollen in Verbindung mit den befundrelevanten Bilddaten ¹sofortª (innerhalb geforderter Zugriffszeiten) bei Bedarf verfuÈgbar sein. Dies gilt fuÈr jeden Zeitpunkt, also an 24 Stunden/ Tag und 7 Tage/Woche. Die VerfuÈgbarkeit muû zudem uÈberall im Klinikum gleichzeitig an dafuÈr vorgesehenen Orten sichergestellt sein. Auûerdem sollen die durchschnittlichen Patientenwartezeiten im Klinikum reduziert werden. Eine ÛberpruÈfung des Effekts muû mit Hilfe von quantitativen Kennzahlen moÈglich sein. Im weiteren wurden diesen Hauptanforderungen Teilziele zugeordnet. Die Teilziele sind in einem Zielstrukturplan zusammengefaût. In Abb. 1 sind die ProzeûablaÈufe grafisch zusammengefaût, die mit radiologischen Untersuchungen und deren dokumentierten Ergebnissen zu tun haben. Die genannten Teilziele laufen im wesentlichen darauf hinaus, die in den numerierten Arbeitsschritten von Abb. 1 erkannten Schwachstellen zu beseitigen. DaruÈber hinaus wurden technische Ziele (SystemhochverfuÈgbarkeit, Systemarchitekturen, EinfuÈgen des Projekts in uÈbergeordnete vorhandene und vorgesehene Systemland- ProzeûablaÈufe im Zielstrukturplan 12 RIS/PACS-Projektbeschreibung fuÈr ein groûes UniversitaÈtsklinikum Inhalt Suchen 10 z 04 03 Hilfe Treffer schaften), soziale Ziele (Arbeitsplatzgestaltung, Performance des Gesamtsystems), oÈkologische Ziele (Reduktion von Film- und Chemieverbrauch), sowie Datenschutzund Datensicherheitsziele formuliert. Das aus den Zielsetzungen resultierende technische Konzept ist in Abb. 2 dargestellt. Bei der Konfigurierung des technischen Konzepts sind einige wesentliche Punkte zu beachten: z Es mu È ssen in der Radiologie ausreichend viele BefundungsarbeitsplaÈtze vorgesehen werden, an denen die Radiologen performant ihr taÈgliches Pensum an Untersuchungen filmlos am Monitor befunden koÈnnen. z Das online bzw. ¹nearlineª digitale Bildarchiv muû ausreichend dimensioniert werden, damit historische Bilder (Voraufnahmen) eines Patienten mittels automatischer Prefetchingmechanismen rechtzeitig an die vorgesehenen ArbeitsplaÈtze uÈbertragen werden koÈnnen, schon bevor sie dort benoÈtigt werden. Dies gilt sowohl fuÈr ArbeitsplaÈtze auf den Stationen und in den Polikliniken gleich nach dem Zugang im Krankenhaus als auch fuÈr BefundungsplaÈtze in der Radiologie gleich nach Anforderungen neuer radiologischer Untersuchungen. z Das Datennetz sowohl innerhalb der Radiologie als auch im Krankenhaus fuÈr die anfordernden Stellen muû ausreichend dimensioniert werden, um die Bilder in akzeptabler Zeit zu den ArbeitsplaÈtzen hin zu uÈbertragen. z Das Rechnersystem fu È r den RIS-Server muû ebenfalls ausreichend fuÈr die kalkulierten Untersuchungszahlen und RIS-ArbeitsplaÈtze dimensioniert werden, um die gewuÈnschten Antwortzeiten zu erzielen. 13 Konfigurierung des technischen Konzepts Abb. 1: Untersuchungsbezogene Prozeßabläufe rund um die Radiologie mit konventioneller Arbeitsumgebung (ohne RIS/PACS) Inhalt Suchen Treffer Hilfe 10 z 04 03 RIS/PACS-Projektbeschreibung fuÈr ein groûes UniversitaÈtsklinikum 16 Abb. 2: Technisches Konzept einer RIS/PACS-Installation RIS/PACS-Projektbeschreibung fuÈr ein groûes UniversitaÈtsklinikum Inhalt Suchen 10 z 04 03 Hilfe Treffer Diese vier Punkte koÈnnen nur mit sorgfaÈltiger Analyse der relevanten MengengeruÈste behandelt werden. Desweiteren sollten bei den anfordernden Stellen des Hauses multifunktionelle Arbeitsplatzrechner eingesetzt werden. Im folgenden wird davon ausgegangen, daû an diesen Stellen ausreichend viel KapazitaÈt mit modernen PCs vorhanden ist, um die Verteilung der groûen Masse an Bilddaten mittels JPEG-komprimierter, befundrelevanter Bilder in Web-Technologie zu bewaÈltigen. An einzelnen ausgewaÈhlten ArbeitsplaÈtzen werden die Anforderungen an die BildqualitaÈt hoÈher sein. An diesen Stellen muÈssen PCs mit qualitativ hoÈherwertigen Monitoren installiert werden, an denen man die Bilder in voller, unkomprimierter AufloÈsung betrachten kann. Diese vergleichsweise wenigen, hoÈherwertigen ArbeitsplaÈtze muÈssen in der Regel im RIS/PACS-Projekt mit vorgesehen werden. In Tabelle 1 sind die vorzusehenden FunktionalitaÈten des RIS/PAC-Systems zusammengefaût. Es ist fuÈr den Kunden ratsam, darauf zu achten, daû durch die Gestaltung der FunktionalitaÈten die Benutzer sehr schnell und effizient das System bedienen koÈnnen. Denn nur bei einer zuÈgigen Bedienung der Systeme koÈnnen auch wirklich die weiter unten im Text charakterisierten Rationalisierungsgewinne erzielt werden. Es ist bei den vielfaÈltigen BedienoberflaÈchen von RIS und PAC-Systemen durchaus nicht trivial, solche Details vor der Herstellerauswahl zu beachten. Wie aus Abb. 2 und Tabelle 1 zu erkennen ist, spielt die Kommunikation zwischen den verschiedenen Systemen eine groûe Rolle. In der Tat sind die entsprechend herzustellenden Schnittstellen notwendige Voraussetzungen dafuÈr, daû die geforderten FunktionalitaÈten verfuÈgbar werden und vor allem, daû die weiter unten in den dar17 Arbeitsplatzrechner, Monitor Vorzusehende FunktionalitaÈten Bedeutung der Kommunikation 10 z 04 03 RIS/PACS-Projektbeschreibung fuÈr ein groûes UniversitaÈtsklinikum Inhalt Suchen Treffer Tabelle 1: Vorgesehene RIS/PACS FunktionalitaÈten Beteiligte Systeme KIS/RIS Funktion Schnittstellen fuÈr regelmaÈûige KrankenhausstammdatenuÈbernahme aus dem KIS KIS/RIS/Archiv Prefetching von Voraufnahmen aus Langzeitarchiv auf schnellen Bildcache beim Zugang zum Klinikum RIS/Digit./Archiv Digitalisierung von analogen Altaufnahmen beim Zugang zum Klinikum Stationssysteme/RIS/Archiv Auf Anforderung Voruntersuchungslisten, Vorbefunde und befundrelevante Voraufnahmen auf Stationen/in Ambulanzen RIS Zentrale Terminvergabestelle, wenn moÈglich in Koordination mit sonstigen Terminverwaltungssystemen des Krankenhauses Stationssysteme/RIS Elektronische Terminvereinbarung fuÈr radiologische Untersuchungen, wenn moÈglich in Koordination mit sonstigen Terminverwaltungssystemen des Krankenhauses RIS/Transportdienstsystem Dynamische, automatische Ûbermittlung von Untersuchungsterminen, auch aktualisierte bei verschobenen bzw. bei laÈnger dauernden vorherigen Untersuchungen im gleichen Raum, wenn moÈglich in Koordination mit sonstigen Terminverwaltungssystemen des Krankenhauses Stationssysteme/RIS Elektronische Untersuchungsanforderungen (Order Entry) RIS Steuerstellen: Manuelle Untersuchungsanforderungen erfassen RIS/Archiv/PACS Prefetching von relevanten Voraufnahmen vom Bildcache auf PACS-Befundungsworkstation RIS ¹Patient Trackingª 18 Hilfe RIS/PACS-Projektbeschreibung fuÈr ein groûes UniversitaÈtsklinikum Inhalt Suchen 10 z 04 03 Hilfe Treffer Tabelle 1 (Fortsetzung) Beteiligte Systeme RIS/ModalitaÈten Funktion GeraÈtebezogene Arbeitsplatzlisten mit Patientendaten an UntersuchungsgeraÈte ModalitaÈten/RIS Ûbertragung DICOM-Protokoll Element: Performed Procedure Step an RIS RIS Leistungserfassung am Arbeitsplatz der MTRA RIS/TransportdienstÛbermittlung Status ¹Patient fertigª an system Transportdienstsystem ModalitaÈten/PACS Ûbertragung der (DICOM-)Bilder an PACS Workstations (und evtl. ans Archiv) RIS Diverse Arbeitslisten, wie z. B. fuÈr die Befundung durch Radiologen, fuÈr SchreibkraÈfte, fuÈr Befundfreigabe RIS Vorbefunde einsehen PACS Bildbefundung am Monitor, einschl. Einsehen von vorgeladenen Voraufnahmen und Markieren von befundrelevanten Einzelbildern RIS Befunderfassung direkt ins RIS uÈber Diktatfiles und/oder Befundungssysteme, spaÈter auch uÈber Spracherkennung PACS Autorouting von Bildern und Befunden zur Klinikkonferenz in DemonstrationsraÈumen RIS Befunddiktaterfassung im SchreibbuÈro uÈber Standardtextverarbeitungssysteme PACS/Archiv Automatisches Archivieren von neuen Originalbildern und nachverarbeiteten Bildern in das zentrale Bildarchiv PACS/RIS/Stationssysteme Autorouting von neuen Befunden und neuen markierten Einzelbildern an anfordernde Stelle, je nach Bedarf in komprimierter Form und/oder in voller AufloÈsung RIS Online Auslastungsmonitoring der Abteilung(en) 19 10 z 04 04 Analyse der ProzeûablaÈufe Inhalt Suchen Treffer Hilfe Tabelle 1 (Fortsetzung) Beteiligte Systeme RIS RIS/KIS RIS RIS RIS RIS/PACS KIS/RIS/Archiv Funktion KV- und Gutachtenabrechnungen, Privatliquidation Ûbermittlung von Leistungsdaten an KIS fuÈr interne Leistungsverrechnungen RegelmaÈûige Standardstatistiken Spezielle Auswertungen fuÈr VortraÈge und wissenschaftliche Arbeiten Performante Volltextrecherchen in Radiologiebefunden Aufbau von Bildlehrarchiv Entlassungsmeldung vom KIS veranlasst ein zusammenhaÈngendes Archivieren aller Bilder des Patienten vom Cache ins Langzeitarchiv und LoÈschen der Bilder vom Cache gestellten Analysen zu erwartenden quantitativen und qualitativen Nutzen des Projekts tatsaÈchlich eintreffen. Dabei ist zu beachten, daû sowohl auf der RIS/PACS/Archiv-Seite als auch beim Kommunikationspartner (KIS, Transportdienstsystem, Stationssystem) die Schnittstellen programmiert werden muÈssen, damit der Datenaustausch im gewuÈnschten Umfang gewaÈhrleistet ist. 10 z 04 | 04 Analyse der ProzeûablaÈufe Ansatz uÈber reine radiologische Untersuchung hinaus Im Fluûdiagramm der Abb. 1 sind alle Arbeitsschritte zusammengefaût, die mit radiologischen Untersuchungen zusammenhaÈngen, von der Aufnahme des Patienten im Krankenhaus uÈber die Entlassung bis zur Abrechnung und Archivierung seiner Unterlagen. Diese Prozesse muÈssen weiter gefaût werden als nur die Untersuchung in der Radiologie, da dies wesentlichen Einfluû auf die Dimensionierung der KapazitaÈten des Netzes und des Archivs 20 Nutzwertanalyse Inhalt Suchen 10 z 04 05 Hilfe Treffer hat. Aus diesem Diagramm sieht man, daû Zugriffe auf radiologische Daten eines Patienten stattfinden koÈnnen, lange bevor der Patient fuÈr eine neue Untersuchung in der Radiologie angemeldet ist. Die Numerierung der Arbeitsschritte in Abb. 1 dient dazu, die entsprechenden VorgaÈnge in einer RIS-PACS-Umgebung zu kennzeichnen, die den jeweiligen Arbeitsschritt unterstuÈtzen oder gar ganz ersetzen sollen. Die Umsetzung dieser VorgaÈnge in einem umfassenden RIS-PACS-Komplex ist ausfuÈhrlich beschrieben bei Adelhard et al. (1999), Nissen-Meyer et al. (1993; 1996) und Pistisch et al. (1998). Eine Verfeinerung der Analyse und Darstellung der Arbeitschritte in Abb. 1 wurde im Rahmen einer Wirtschaftlichkeitsstudie durchgefuÈhrt. Der konventionelle Arbeitsprozeû wurde einem Vergleich mit den entsprechenden Arbeitsschritten in einer RIS-PACS-Arbeitsumgebung unterzogen. Die Analyse bezog sich auf den zeitlichen Gewinn als auch auf qualitative VeraÈnderungen der einzelnen Subprozesse des radiologischen Untersuchungsprozesses. Durch diese Analyse konnte festgelegt werden, welche ArbeitsplaÈtze in der Radiologie mit welchen RIS und/oder PACS-FunktionalitaÈten ausgestattet werden sollen und welche Kommunikationsfunktionen mit anderen Stellen des Klinikums vorgesehen werden muÈssen. Nutzwertanalyse Datengewinn aus Wirtschaftlichkeitsstudie 10 z 04 | 05 Die EinfuÈhrung von RIS/PACS tangiert quantitative und qualitative Aspekte des Arbeitsablaufes. Im folgenden Abschnitt soll die Methode der Nutzwertanalyse von qualitativen Effekten beschrieben werden. Die Nutzwertanalyse baut auf den Erfahrungen mit dem gegenwaÈrtigen Arbeitsprozeû und den Erwartungen an eine RIS/PACS-Arbeitsumgebung auf. Diesen Erwar21 Nutzwert 10 z 04 05 Nutzwertanalyse Inhalt Alternativenbewertung Kriteriengruppen Vergleich RIS-PACSLoÈsung zu konventioneller Arbeitsweise Suchen Treffer Hilfe tungen liegt die ausgearbeitete technische RIS/PACS-Konfiguration zugrunde. Die Bewertung selbst erfolgt mit Hilfe eines Scoring-Modells, das fuÈnf Gruppen qualitativer Kriterien unterscheidet. Dies sind QualitaÈtseffekte (z. B. Bildnachbearbeitungsfunktionen), Zeiteffekte (z. B. digitale Bild- und Befundverteilung), Systemkriterien (z. B. Standards ± DICOM), Humankriterien (z. B. keine Fehlbelichtungen) und oÈkologische Kriterien (z. B. Filmentsorgung). Der Nutzwert bildet dabei das VerhaÈltnis zwischen einer Alternative und einem Optimalzustand ab. Werden beispielsweise Zeiteffekte fuÈr den digitalen Zugriff mit 90% bewertet, so wird eine optimale Zugriffsgeschwindigkeit lediglich um 10% hoÈher gesehen (standardmaÈûig bei 100%). Im weiteren Verlauf wird die Nutzwertanalyse als ein Verfahren zur Alternativenbewertung fuÈr den qualitativen Nutzen eines Informationssystems am Beispiel eines UniversitaÈtskrankenhauses dargestellt. Diesem Beispiel werden im Anschluû die Ergebnisse weiterer Projektstudien gegenuÈbergestellt. Bei den untersuchten KrankenhaÈusern handelt es sich in einem Fall ebenfalls um ein UniversitaÈtsklinikum, bei den anderen um weitere HaÈuser mit verschiedenen Betten- und Untersuchungszahlen. Den Kriteriengruppen sind Einzelkriterien zugeordnet, deren Bewertung im Rahmen von Interviews mit Mitarbeitern der Radiologie und den uÈberweisenden Kliniken erfolgt. ZunaÈchst ist in Abb. 3 dargestellt, wie die fuÈnf Kriteriengruppen im Durchschnitt im Vergleich zueinander gewertet werden. Die Interviews, die zur Ermittlung des Nutzwertes an einem UniversitaÈtsklinikum durchgefuÈhrt wurden, zeigten, daû die GespraÈchspartner die qualitativen Effekte einer integrierten RIS-PACS-LoÈsung im Vergleich zur kon22 Nutzwertanalyse Inhalt Suchen 10 z 04 05 Hilfe Treffer Abb. 3: Ergebnisse der Nutzwertanalyse (Mittelwerte aller Ergebnisse) ventionellen Arbeitsweise hoÈher bewerten. Die Ergebnisse der Nutzwertanalyse sollten gemeinsam mit den im folgenden Abschnitt dargestellten Wirtschaftlichkeitsergebnissen in die Investitionsentscheidung einflieûen (Wetekam u. Lindhardt 1996). In Abb. 4 werden die Resultate von Nutzwertanalysen zusammengefaût, die in vier verschiedenen KrankenhaÈuser (KH) durchgefuÈhrt wurden. In diesem Diagramm werden nicht die Kriteriengruppen differenziert. Es werden jeweils die Gesamtnutzwerte einer LoÈsung dargestellt. Dabei wird deutlich, daû aus Sicht der Nutzer der qualitative Nutzen eines RIS-PACS in jedem Fall positiver eingeschaÈtzt wird als beim bisherigen Arbeitsprozeû. Daher liegt es nahe zu urteilen, daû der Nutzwert eines solchen integrierten Systems hauptsaÈchlich auf die Erleichterungen und Vereinfachungen des radiologischen Arbeitspro23 Gesamtnutzwerte einer LoÈsung 10 z 04 06 Dynamische Investitionsrechnung Inhalt Suchen Treffer Hilfe Abb. 4: GegenuÈberstellung der kumulierten Gesamtnutzwerte fuÈr verschiedene KH zesses zuruÈckgeht und nur in zweiter Linie krankenhausspezifisch ist. Beim untersuchten KH 4 wird der Gesamtnutzwert vergleichsweise sehr gering bewertet. Auch die Bewertung einer RIS/PACS-Umgebung bleibt in diesem Fall hinter den Vergleichswerten zuruÈck. 10 z 04 | 06 Dynamische Investitionsrechnung Wirtschaftlicher Nutzen Eine Investitionsentscheidung fuÈr eine RIS/PACS-LoÈsung haÈngt in hohem Maûe vom wirtschaftlichen Nutzen eines solchen Systems ab. Die Grundlage fuÈr diese Information bilden die Ergebnisse der dynamischen Investitionsrechnung und einer Risikoanalyse. In den folgenden beiden Abschnitten wird die DurchfuÈhrung dieser Methoden am Beispiel eines UniversitaÈtsklinikums dargestellt. 24 Dynamische Investitionsrechnung Inhalt Suchen 10 z 04 06 Hilfe Treffer Die Methode der dynamischen Investitionsrechnung stellt den klassischen Ansatz zur Bewertung von Investitionen dar. Die Kalkulation stellt die Kosten (Investitionskosten und laufende Kosten) und die Einsparungspotentiale des Investitionsobjektes auf Basis von abdiskontierten ZahlungsstroÈmen (Barwerten) gegenuÈber. Die wesentlichen Parameter der Kalkulation sind damit: z Kosten von RIS/PACS: Investitionssumme; Schulungsund Engineeringkosten; Wartungskosten; Personalkosten; laufende Kosten digitaler Speichermedien. z Einsparungspotentiale von RIS/PACS: Materialeinsparungen; alternative Investitionskosten; PersonalkapazitaÈtsgewinnung; Prozeûkosteneinsparungen (Wetekam u. Lindhardt 1996). Bei den Einsparungspotentialen handelt es sich damit im Grunde um KostengroÈûen der konventionellen Variante. Das Modell berechnet zwei EntscheidungsgroÈûen: Erstens die dynamische Amortisationszeit und zweitens den Kapitalwert. Amortisationsrechnung Die Amortisationsdauer ist die Zeit, die vergeht, bis die Anschaffungsauszahlung fuÈr das System durch die EinzahlungsuÈberschuÈsse wiedergewonnen wird (Pay-BackTime). Bei der dynamischen Amortisationsrechnung werden die Barwerte der EinzahlungsuÈberschuÈsse beruÈcksichtigt. Das heiût, daû alle Kosten und Einsparungspotentiale durch eine Abzinsung mit Hilfe des sog. Kalkulationszinsfuûes zeitlich ,vergleichbar` gemacht werden. Die HoÈhe des Kalkulationszinsfuûes richtet sich haÈufig nach dem Kapitalmarktzins. In dem Rechenbeispiel dieses Beitrags wurde ein Zinssatz von 6% p. a. angenommen (Bamberg u. Coenenberg 1996; Perridon u. Steiner 1997). 25 Kalkulation auf Basis von Barwerten Parameter der Kalkulation Rechenbeispiel 10 z 04 06 Dynamische Investitionsrechnung Inhalt Suchen Treffer Hilfe Abb. 5: Auf- und Abzinsung bei dynamischen Investitionsrechenverfahren Kapitalwert Unter dem Kapitalwert einer Investition versteht man die Summe aller abgezinsten Einsparungen und Kosten, die uÈber den Nutzungszeitraum anfallen. Ist der Kapitalwert positiv, so ist das Investitionsvorhaben im Vergleich zur Unterlassensalternative positiv zu bewerten (Manz u. Dahmen 1993). Ûbertragbarkeit der Zahlen Parameter der Analyse Im vorliegenden Beispiel wurde zunaÈchst der jaÈhrliche Filmverbrauch der bildgebenden GeraÈte kalkuliert. FuÈr den Verbrauch von digitalen Speichermedien wird auûerdem die Datenproduktion in Gigabyte (GB) pro Jahr berechnet. Diese Bilddatenmengen wurden im Klinikum Groûhadern ermittelt. ZusaÈtzlich werden Archivraum, Krankenhausverweildauer und PersonalkapazitaÈtsgewinnung beruÈcksichtigt. Letzteres wird in einer eigenen Prozeûanalyse ermittelt, die nicht nur die Radiologie, sondern auch die bildanfordernden Stellen des Klinikums betrifft. Die uÈbrigen Parameter (Kosten und Einsparungspotentiale des Systems) stellen Annahmen dar, die auf Ergebnissen diverser Beratungsprojekte in Kliniken in Europa basieren. Die Parameter sind typisch fuÈr KrankenhaÈuser, die eine stark zentralisierte Radiologie aufweisen und deren Kliniken in einem GebaÈude zusammengefaût sind. Dennoch sind sie stark von der GroÈûe, Struktur und Arbeits26 Dynamische Investitionsrechnung Inhalt Suchen 10 z 04 06 Hilfe Treffer weise der Kliniken abhaÈngig und somit kann dieses Beispiel nur Tendenzen moÈglicher Effekte aufzeigen. Die Methodik der Untersuchung kann auf andere Installationen uÈbertragen werden, die Parameter und Ergebnisse sind jedoch beschraÈnkt uÈbertragbar und daher in jedem Einzelfall neu zu ermitteln. Kosten des Informationssystems Der Analyse wurde eine fiktive Investitionssumme zugrundegelegt, die eine typische GroÈûe fuÈr ein UniversitaÈtsklinikum darstellt. Das Gesamtinvestitionsvolumen von 9 000 000 DM besteht aus RIS- und PACS-Hardware und Softwarekomponenten, Systemengineering und allen Schnittstellen zu bildgebenden ModalitaÈten sowie zwischen den Systemen KIS, RIS und PACS. Alle Preise enthalten die gesetzliche Mehrwertsteuer. Die genaue RIS/ PACS-Systemkonfiguration ist dem Abschnitt 2 zu entnehmen. ZusaÈtzlich zu den Investitionskosten werden Engineeringkosten, Schulung, laufende Wartungskosten und laufende Speichermedienkosten berechnet. Bei groûen KrankenhaÈusern bzw. UniversitaÈtskliniken ist es zudem notwendig, daû die Systemadministration und Nutzerbetreuung von einem Systemadministrator erledigt wird. Die Kosten hierfuÈr werden ebenfalls in der Kalkulation mit beruÈcksichtigt. Im konkreten Beispiel sind folgende Kosten beruÈcksichtigt worden: Investitionen 9 000 000 DM; Engineering, Schulung und Inbetriebnahme 950 000 DM; Wartungskosten ab dem 2. Jahr 750 000 DM p. a.; Personalkosten fuÈr zusaÈtzlichen Systemadministrator 108 000 DM p. a. 27 Beispiel fuÈr eine UniversitaÈtsklinik 10 z 04 06 Dynamische Investitionsrechnung Inhalt Andere Investitionskosten, Filmkosten Personal, Patienten Die gesparten BetraÈge Suchen Treffer Hilfe Einsparungspotentiale des Informationssystems Die Einsparungspotentiale, die durch die kombinierte RIS/PACS LoÈsung realisierbar sind, ergeben sich durch geringere laufende Kosten einer digitalen Arbeitsumgebung, wenn sie mit der konventionellen Arbeitsweise verglichen wird. Durch den Wegfall von alternativen Investitionskosten, wie z. B. der Erneuerung von FilmentwicklungsgeraÈten, lassen sich Einsparungen realisieren. Ebenso ergibt sich ein bedeutsames Potential durch Filmkosteneinsparungen. Das Ersetzen der Filmtechnik durch die digitalisierte Arbeitsumgebung findet nurmehr dort Grenzen, wo wirtschaftliche technische LoÈsungen noch nicht den klinischen Anforderungen entsprechen oder wo die Verteilung elektronischer Bilddaten aufgrund mangelnder technischer Ausstattung eingeschraÈnkt ist (z. B. Bilder fuÈr den Hausarzt). Einsparungseffekte durch veraÈnderte ProzeûablaÈufe in der Klinik fuÈhren zu PersonalkapazitaÈtsgewinnungen in den Personengruppen MTRA, uÈberweisende Ørzte, Pflegepersonal, Sekretariate und Archivpersonal. DaruÈber hinaus hat die beschriebene RIS/PACS-Konfiguration in anderen mittleren und groûen KrankenhaÈusern zu einer PatientenverweildauerverkuÈrzung von ca. 0,1 bis 0,3 Tagen gefuÈhrt. Bei einem Teil der stationaÈren Patienten kann durch den beschleunigten Zugriff auf radiologische Bilder und Befunde die Therapie beispielsweise einen Tag fruÈher eingeleitet werden und die Entlassung demnach auch fruÈher stattfinden. Um der groûen Unsicherheit bei diesem Wertebereich gerecht zu werden, wurde in der Kalkulation ein konservativer Wert von 0,1 Tag beruÈcksichtigt (Wetekam u. Lindhardt 1996). Folgende Einsparungspotentiale ergeben sich nach EinfuÈhrung von RIS/PACS in dem konkreten Fallbeispiel: 28 Dynamische Investitionsrechnung Inhalt Suchen Hilfe Treffer Tabelle 2: Eingabeparameter der dynamischen Wirtschaftlichkeitsanalyse Kalkulationsparameter Gemeinsame Variable Arbeitstage pro Jahr Investitionskosten je m2 Jahreszinsatz Inflation Variable ¹Informationssystemª Investment PACS/RIS Hardware und Software Engineering, Schulung, Inbetriebnahme Wartungskosten 1. Jahr (in % des Investments) Wartungskosten Folgejahre (in % des Investments) Restanteil Film Preis je 5 1/4 WORM Physikalische SpeicherkapazitaÈt WORM WORM-Preissenkung pro Jahr Verlustfreier Kompressionsfaktor Onlinedauer der digitalen Bilder FlaÈche/TB (= 12 kl./4 gr. Jukeboxen) online FlaÈche/TB (= 700 Optical Disks) offline Anteil MR-Bilder mit 512er Matrix Variable ¹konventionellª Raumkosten Filmarchiv pro Jahr Kosten fuÈr Filmregale pro Jahr Alternative Investitionskosten fuÈr 8 Jahre Wartungskosten alternative Investion pro Jahr Filmkosten gesamt je Filmblatt Filmkosteninflation pro Jahr OpportunitaÈtskosten RIS Wartungskosten RIS pro Jahr ZusaÈtzliche Filme Kosten pro BeschaÈftigte/r und Jahr Mehrpersonal pro 10 000 Untersuchungen und Jahr Anzahl der Fallpauschalen pro Jahr HoÈhe variabler Kosten am Tagespflegesatz Verweildauer konventionell Verweildauer PACS 10 z 04 06 Wert 250 Tage 5000 DM 6,0% 3,0% 9 000 000 DM 950 000 DM 0,1% 8,0% 5,38% 180 DM 1,70 GB 20% 2,5 60 Monate 15 m2 2 m2 70% 76 270 DM 61 217 DM 239 698 DM 8% 3,40 DM 0% 1 250 668 DM 8,0% 4,5% 80 000 DM 1,04 Stellen 6932 148,50 DM 8,97 Tage 8,87 Tage 29 10 z 04 06 Dynamische Investitionsrechnung Inhalt Kalkulationsparameter Nach 4 Jahren refinanziert Erhebliche Kostenvorteile Suchen Treffer Hilfe Filmeinsparungen: ca. 1,3 Mio. DM p. a.; alternative Investitionskosten: 240 000 DM; PersonalkapazitaÈtsgewinnung: ca. 1,4 Mio. DM p. a.; Prozeûkosteneinsparungen: ca. 100 000 DM p. a. In der Wirtschaftlichkeitsanalyse werden drei Gruppen von Kalkulationsparametern unterschieden (Tabelle 2). Die erste Gruppe, ,Gemeinsame Variable`, bezieht sich auf beide ± die konventionelle und digitale ± Arbeitsweisen. Dazu gehoÈren beispielsweise die Inflation und ein Marktzinssatz. Die zweite Gruppe, ,Informationssystem`, enthaÈlt relevante Parameter der digitalen RIS/ PACS-Arbeitsumgebung, wie z. B. der Restfilmanteil oder Daten zu optischen Speichermedien. Die Variable ,konventionell` faût Parameter zusammen, die sich auf einen Radiologiebetrieb ohne RIS/PACS beziehen. Ergebnisdarstellung Die Amortisationsentwicklung des Investments mit abdiskontierten (realen) Werten ist in Abb. 6 dargestellt. Es ist deutlich zu erkennen, daû sich bei BeruÈcksichtigung aller Einsparungspotentiale das Investment nach ca. 4 Jahren refinanziert. Nach 8 Jahren Nutzung wird voraussichtlich ein Kapitalwert von 10 322 359 DM erreicht. Dem Klinikum wuÈrden durch ein Investment in ein RIS/PACS System nach 8 Jahren Nutzung also zusaÈtzliche finanzielle Mittel in HoÈhe von ca. 10 Mio. DM zur VerfuÈgung stehen. Dies gilt fuÈr den Vergleich zur FortfuÈhrung der konventionellen Arbeitsweise. Die Investitionskosten und die laufenden Kosten der konventionellen Variante sowie die der digitalen Arbeitsumgebung (RIS/PACS) uÈber einen Zeitraum von acht Jahren zeigt Abb. 7. Obwohl die Investitionskosten des Informationssystems ca. zehnmal hoÈher sind als bei FortfuÈh30 Dynamische Investitionsrechnung Inhalt Suchen 10 z 04 06 Hilfe Treffer Abb. 6: Dynamische Amortisationsrechnung einer RIS/PACS-LoÈsung Abb. 7: Barwertvergleich der Kosten konventionell versus RIS/PACS rung der konventionellen Arbeitsweise, ergeben sich auf die gesamte Laufzeit gesehen erhebliche Kostenvorteile. Diesem Kalkulationsbeispiel werden drei weitere Untersuchungen zur Ermittlung der Amortisationsdauer in Tabelle 3 gegenuÈbergestellt, die in anderen HaÈusern durchgefuÈhrt wurden (KH 2, 3 und 4; s. a. Nutzwertanaly31 Weitere Untersuchungen: Amortisation nach 4 bis 6 Jahren 10 z 04 06 Dynamische Investitionsrechnung Inhalt Suchen Treffer Hilfe Tabelle 3: Amortisationszeiten fuÈr RIS/PACS-Projekte in verschiedenen KrankenhaÈusern Krankenhaus Untersuchungszahlen Nr. Untersuchungen/Jahr 1 170 000 2 90 000 3 60 000 4 94 000 Situation bei jedem Krankenhaus anders Amortisationsdauer Jahre 4 6 4,5 4,75 se). Im Ergebnis wurden Amortisationszeiten zwischen 4,5 und 6 Jahren ermittelt. Diese Zeiten gelten bei der Kalkulation verschiedener technologischer bzw. Umsetzungsszenarien als die kuÈrzesten ermittelten Amortisationen und damit als die jeweils wirtschaftlichsten Varianten. Es sei beispielsweise erwaÈhnt, daû beim KH 3 eine Berechnung fuÈr drei, ebenfalls im Kapitel Nutzwertanalyse unterschiedene, technologische Varianten des RIS/ PACS erfolgte, wobei Amortisationsdauern zwischen 4,5 und 6,3 Jahren resultierten. Da die in die Kalkulation eingehenden Parameter weitgehend krankenhausspezifisch sind, ist kein einfacher funktionaler Zusammenhang zwischen Untersuchungszahl (radiologische Untersuchungen) und Amortisationsdauer zu formulieren. Der Kapitalwert der Investition bei anderen Projekten kann nicht zu einer Orientierung fuÈr den Kunden herangezogen werden, da der Umfang des Investitionsvorhabens wiederum krankenhausspezifisch von den vorhandenen technischen Einrichtungen, individuellen WuÈnschen und AnspruÈchen sowie von der gewuÈnschten zukuÈnftigen technologischen Ausrichtung des Krankenhauses abhaÈngt. Die kuÈrzeste Amortisationsdauer, die im Rahmen eines Projektes bei verschiedenen technologischen Varian32 Dynamische Investitionsrechnung Inhalt Suchen 10 z 04 06 Hilfe Treffer ten errechnet wird, muû bei der Investitionsentscheidung nicht praÈferiert werden. Weitere Entscheidungskriterien stammen beispielsweise aus der Nutzwertanalyse der qualitativen Effekte oder den MoÈglichkeiten zum Ausbau und zur Erweiterung der technischen Einrichtung. Probleme bei der Realisierung von Einsparungspotentialen Bei der Wirtschaftlichkeitsanalyse werden auf der Einsparungsseite zunaÈchst die Potentiale, also unter gewoÈhnlichen UmstaÈnden der beste Fall, kalkuliert. Es wird allerdings keine Aussage daruÈber getroffen, ob und mit welcher Wahrscheinlichkeit bzw. in welcher HoÈhe diese Potentiale von der Klinik umgesetzt werden koÈnnen. Ein Hindernis bei der Realisierung von Potentialen kann die Umsetzung der PersonalkapazitaÈtsgewinnung darstellen. In vielen Kliniken wird das Potential nur durch natuÈrliche Fluktuation und Weiterbildungsmaûnahmen und anschlieûende AufgabenveraÈnderung realisierbar sein. Einsparungspotentiale im Personalbereich sollten also in den ersten Jahren mit geringeren Werten angenommen werden als in den Folgejahren der Systemnutzung. Weiterhin ist es u. U. schwierig, Filmeinsparungen bereits im ersten Jahr in voller HoÈhe umzusetzen, da sich die Mitarbeiter erst an die Systemnutzung gewoÈhnen muÈssen und Radiologen und anfordernde Ørzte die Befundung bzw. Betrachtung von RoÈntgenbildern am Monitor erlernen muÈssen. Es wird in vielen Projekten daher im ersten Jahr und evtl. in Folgejahren zu einem hoÈheren Restfilmanteil kommen, der ebenfalls in der Kalkulation beruÈcksichtigt werden muû. Zu dem Problem des konstanten Verlaufs der Realisierungsgrade der Einsparungen in der Wirtschaftlichkeits33 Einsparungspotentiale im Personalbereich anfangs geringer SchaÈtzungenauigkeiten 10 z 04 07 Dynamische Risikoanalyse Inhalt Genauere SchaÈtzung durch Risikoanalyse 10 z 04 | 07 Ziel der Analyse Unsichere InputgroÈûen Suchen Treffer Hilfe analyse kommt hinzu, daû Einsparungspotentiale sowie Kostenfaktoren nur mit gewissen Ungenauigkeiten zu quantifizieren sind und oft lediglich Best-Case- und Worst-Case-Berechnungen durchgefuÈhrt werden koÈnnen. An diesem Punkt setzt die im folgenden beschriebene Risikoanalyse an. Sie versucht, genau diese Unsicherheiten in das Entscheidungsmodell einflieûen zu lassen. Mit der Risikoanalyse wird versucht, fuÈr jedes Einsparungspotential (z. B. Film) und jeden Kostenfaktor (z. B. Restfilm) in jedem Nutzungsjahr ein Szenario festzulegen, das die EintrittsmoÈglichkeiten der einzelnen Werte am besten beschreibt. Das Ergebnis der Risikoanalyse stellt somit das realistische Abbild aller EntwicklungsmoÈglichkeiten des Investments dar (Kegel 1991). Dynamische Risikoanalyse Risikoanalyse FuÈr Investitionsvorhaben, die uÈber eine laÈngere Nutzungsdauer betrachtet werden, gilt grundsaÈtzlich, daû Ungewiûheit daruÈber besteht, wie Einsparungen bzw. Einzahlungen und Auszahlungen in der Zukunft verlaufen werden. Ziel der Risikoanalyse ist es, zu untersuchen, zu welchem Zeitpunkt Einsparungen in welcher HoÈhe und mit welcher Wahrscheinlichkeit realisiert werden koÈnnen. Damit wird dem EntscheidungstraÈger eine erhoÈhte Sicherheit bei der Investitionsentscheidung ermoÈglicht (Grey 1995; Perridon u. Steiner 1997). Bei der Risikoanalyse wird folgendermaûen vorgegangen: ZunaÈchst werden diejenigen InputgroÈûen ausgewaÈhlt, die als unsicher angesehen werden koÈnnen. Bei einer RIS/ PACS-Investition sind dies: z alternative Investitionskosten; z alternative Wartungskosten; Archivkosten; 34 Suchen Inhalt Hilfe Treffer Kosten PersonalkapazitaÈtsgewinnung 2. Jahr EW: 30% Min: 20% Max: 40% 3. Jahr EW: 40% Min: 30% Max: 50% 4. Jahr EW: 70% Min: 60% Max: 80% 5. Jahr EW: 80% Min: 70% Max: 90% 6. Jahr EW: 85% Min: 70% Max: 100% 7. Jahr EW: 90% Min: 80% Max: 100% 8. Jahr EW: 95% Min: 90% Max: 100% EW: 65% Min: 50% Max: 80% EW: 75% Min: 60% Max: 90% 100% 100% 100% 100% 100% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 10 z 04 07 1. Jahr EW: 10% Min: ±200 000 Max: 20% Filmkosten, Wartungsko- EW: 35% sten, Prozeûkosten, alter- Min: 20% native Investitionskosten, Max: 50% digitale Speichermedien Archivkosten 10% Dynamische Risikoanalyse Tabelle 4: Charakteristische Werte fuÈr die Inputfunktionen zur Prognosesimulation 35 10 z 04 07 Dynamische Risikoanalyse Inhalt Suchen z z z Eintrittswahrscheinlichkeiten und RealisierungsmoÈglichkeiten Diskrete oder kontinuierliche Verteilungen Treffer Hilfe Personalkosten; Filmkosten und Kosten fuÈr digitale Speichermedien. Noch bestehende langfristige VertraÈge mit fixierten Bedingungen koÈnnen die Unsicherheit bei diesen Parametern beispielsweise innerhalb der Vertragsfrist deutlich reduzieren. Im zweiten Schritt werden die Eintrittswahrscheinlichkeiten und RealisierungsmoÈglichkeiten fuÈr die InputgroÈûen abgeschaÈtzt. So werden z. B. PersonalkapazitaÈtsgewinnungen durch eine digitale Arbeitsumgebung in den ersten Jahren der Nutzung schwerer zu realisieren sein als in spaÈteren Jahren. Durch Expertenbefragungen, z. B. im Rahmen von GespraÈchen mit den EntscheidungstraÈgern des Klinikums, werden AbschaÈtzungen uÈber den Verlauf der Realisierungen vorgenommen. Dazu sind fuÈr saÈmtliche Einsparungspotentiale und Kostenfaktoren, die als unsicher identifiziert wurden, fuÈr jedes Jahr Minimalwerte und Maximalwerte erfragt worden, die auf jeden Fall bzw. hoÈchstens erreicht werden koÈnnen. FuÈr alle Werte, die innerhalb dieser Grenzen liegen, wird eine Verteilungsfunktion festgelegt, die die Eintrittswahrscheinlichkeiten der einzelnen Variablen am besten beschreibt. Bei den Wahrscheinlichkeitsverteilungen kann es sich um diskrete oder um kontinuierliche Verteilungen handeln. Diskrete Zufallsvariablen sind dadurch gekennzeichnet, daû sie nur endlich oder abzaÈhlbar viele Werte annehmen koÈnnen (Fisz 1980). Bei kontinuierlichen Verteilungen kann es sich z. B. um eine Normal-, Beta-, Dreiecks- oder Trapezverteilung handeln. Charakteristisch fuÈr eine kontinuierliche Verteilungsfunktion ist ihr gleichmaÈûiger Kurvenverlauf (Liebl 1995; MuÈller-Merbach 1988). 36 Dynamische Risikoanalyse Inhalt Suchen 10 z 04 07 Hilfe Treffer Im konkreten Kalkulationsbeispiel wurden folgende Daten fuÈr die Risikoanalyse angenommen: Die Inputfunktionen werden durch Normalverteilungen beschrieben, die durch die Angabe des Erwartungswertes sowie von Minimal- und Maximalwerten charakterisiert sind. In dieser Phase der Risikoanalyse wird die eigentliche Simulation mit Hilfe des sog. Monte-Carlo-Verfahrens (Kegel 1991; Liebl 1995) durchgefuÈhrt. Dabei werden mehrere tausend Kapitalwerte mit Zufallszahlen, deren HaÈufigkeit durch die angegebenen Wahrscheinlichkeitsverteilungen beeinfluût werden, ermittelt. Aus den hiermit ermittelten Zahlen wird eine zusammenfassende Wahrscheinlichkeitsverteilung ermittelt, die alle Ergebnisse in einer Grafik darstellt. Diese zusammenfassende Grafik ist aus Abb. 8 zu entnehmen. Der Mittelwert in diesem Beispiel betraÈgt rund 1,4 Mio. DM, der minimal zu erwartende Kapitalwert 483 360 DM und der Abb. 8: Wahrscheinlichkeitsverteilung des Kapitalwertes nach Simulation 37 Monte-Carlo-Verfahren Zusammenfassende Wahrscheinlichkeitsverteilung 10 z 04 07 Dynamische Risikoanalyse Inhalt Unterschied zwischen Wirtschaftlichkeitsund Risikoanalyse Suchen Hilfe Treffer maximal erreichbare Kapitalwert 2 316 456 DM. Hierbei laÈût sich ablesen, daû ein Verlust in diesem konkreten Beispiel innerhalb des Betrachtungszeitraumes nicht zu erwarten ist. Die Wahrscheinlichkeit fuÈr einen positiven Kapitalwert (Kapitalwert = 483 360 DM oder groÈûer) betraÈgt 100%. Dennoch ist festzuhalten, daû sich zwischen den Ergebnissen der Wirtschaftlichkeitsanalyse und der Risikoanalyse erhebliche Differenzen ergeben. Diese Differenzen fallen je nach GroÈûe des Krankenhauses und je nach Umsetzungsstrategie sehr unterschiedlich aus und sollten fuÈr jedes Haus individuell ermittelt werden. Der gesamte Ablauf der Risikoanalyse ist noch einmal zusammengefaût in Abb. 9 dargestellt. Wirtschaftlichkeitsanalyse p(x) 100 % 1,2 0,8 8686 7893 0 8289 0,4 7497 Ermittlung der Häufigkeitsverteilung der Kapitalwerte 7100 0,12 0,08 0,04 0 5131 Simulation aller Entwicklungsmöglichkeiten des Kapitalwertes 4781 Monte Carlo Simulation 4431 Festlegung der Verteilungsfunktionen 4080 0% 3730 unsichere Inputdaten ermitteln Kumulierung der Kapitalwerte und Wahrscheinlichkeiten Abb. 9: Ablaufdarstellung einer simulativen Risikoanalyse 38 MonetaÈre Effekte in der Langzeitbetrachtung Inhalt Suchen 10 z 04 08 Hilfe Treffer MonetaÈre Effekte in der Langzeitbetrachtung 10 z 04 | 08 Der hier betrachtete Zeitraum betrug lediglich eine angenommene Nutzungsdauer eines RIS/PAC-Systems von 8 Jahren. Dabei wurde die Problematik bei der Realisierung von Einsparungspotentialen eines RIS/PACS deutlich. Die Einsparungspotentiale in den Folgejahren lassen sich jedoch wesentlich leichter realisieren. Dies gilt unter der plausiblen Annahme, daû bei den Folgeinvestitionen keine so drastischen organisatorischen Ønderungen stattfinden wie bei der ErsteinfuÈhrung des RIS/PACS-unterstuÈtzen filmlosen Betriebs. Daher macht auch eine Betrachtung der zweiten und dritten PACS-Generation Sinn. In den NutzungszeitraÈumen nach AbloÈsung des ersten Systems muû eine schrittweise ErhoÈhung der Einsparungspotentiale uÈber die Jahre in der zweiten PACS-Generation nicht mehr hingenommen werden. Alle Einsparungspotentiale koÈnnen sofort in der gesamten HoÈhe realisiert werden. 39 Einsparung durch lange Nutzungsdauer 10 z 04 08 MonetaÈre Effekte in der Langzeitbetrachtung Inhalt Suchen z zusammenfassung Treffer Die beispielhafte Wirtschaftlichkeitsanalyse fuÈr ein auf eine UniversitaÈtsklinik zugeschnittenes PACS zeigt positive qualitative und monetaÈre Effekte des Systems. Auch weitere Projektbeispiele unterstuÈtzen diese Aussage. Selbst bei einer konservativen EinschaÈtzung der Realisierungsgrade der Einsparungspotentiale in der Risikoanalyse erscheint die Investition fuÈr den EntscheidungstraÈger vorteilhaft, da unter den getroffenen Annahmen in dem detailliert beschriebenen Beispiel ein positiver Kapitalwert mit einer Wahrscheinlichkeit von 100% zu erwarten ist. Der minimale Kapitalwert, der mit dem Investment realisiert werden kann, belaÈuft sich auf 400 000 DM, der maximale Kapitalwert betraÈgt 2,3 Mio. DM. Hieraus ist ersichtlich, daû selbst bei einer schwachen Umsetzung der Einsparpotentiale kein Verlust durch das Investment nach Ablauf der Nutzungsdauer zu erwarten ist. Festzuhalten bleibt, daû die hier aufgezeigte Methodik von allgemeinem Charakter ist und somit in allen RIS/PACSProjekten angewandt werden kann. Die Investitionssumme haÈngt jedoch stark von der Konfiguration des Gesamtsystems ab und auch die HoÈhe der Einsparungspotentiale wird von der individuellen Situation der Klinik beeinfluût. Die Ergebnisse sind daher in jedem Einzelfall neu zu ermitteln. 40 Hilfe MonetaÈre Effekte in der Langzeitbetrachtung Inhalt Suchen Hilfe Treffer Literatur Adelhard K, Nissen-Meyer S, Pistitsch C, Fink U, Reiser M (1999) Functional Requirements for a HIS-RIS-PACS-Interface Design, including integration of ¹oldª modalities. Meth Inform Med 38:1±8 Bamberg G, Coenenberg AG (1996) Betriebswirtschaftliche Entscheidungslehre. MuÈnchen Deutsches Ørzteblatt (1996) Empfehlungen zu aÈrztlicher Schweigepflicht, Datenschutz und Datenverarbeitung in der Arztpraxis, DØ 93/43:2809±2814 Fisz M (1980) Wahrscheinlichkeitsrechnung. Berlin Grey S (1995) Practical Risk Assessment for Project Management. West Sussex Kegel KP (1991) Risikoanalyse von Investitionen. Darmstadt Liebl F (1995) Simulation: Problemorientierte EinfuÈhrung. MuÈnchen Manz K, Dahmen A (1993) Investition. Frankfurt MuÈller-Merbach H (1988) Operations Research ± Methoden und Modelle der Optimalplanung. 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