MAGAZIN DER LUNGENLIGA /// HERBST 2014 JUBILÄUMSAUSGABE 1 11 JAHRE LUNGENLIGA – MACHEN SIE SICH EIN BILD WETTBEWERB GEWINNEN SIE ZWEI ÜBER NACHTUNGEN IM PANORAMA RESORT & SPA IN FEUSISBERG INHALTSVERZEICHNIS 4–7 CHRONIK 1 11 JAHRE LUNGENLIGA: EIN BEWEGTER WEG 8 – 15 14 FRÜHER UND HEUTE INTERVIEW 18 CARTOON 19 WETTBEWERB / TIPPS Impressum vivo Nr. 5/2014 vivo erscheint sechsmal pro Jahr für Patientinnen und Patienten, Interessierte, Mitglieder, Spenderinnen und Spender der Lungenliga. Abobeitrag (CHF 5.– pro Jahr) im Mitglieder- und Spenderbeitrag inbegriffen. Verlag und Redaktion: Lungenliga Schweiz, Chutzenstrasse 10, 3007 Bern, Tel. 031 378 20 50, Fax 031 378 20 51, [email protected], www.lungenliga.ch Konzept und Layout: advocacy ag, Basel und in flagranti, Lyss Übersetzungen: Syntax Übersetzungen AG, Thalwil Druck: Ziegler Druck- und Verlags-AG, Winterthur EDITORIAL Gemeinsam gegen Lungenkrankheiten Jedes Jahr sterben 9 000 Menschen in unserem Land vorzeitig an den Folgen des Tabakkonsums. Wer raucht, hat ein erhöhtes Risiko, an Krebs zu erkranken, und gefährdet seine Atemwege, sein Herz und seinen Kreislauf. Seit der Einführung des Passivrauchschutzes sind Nichtraucherinnen und Nichtraucher besser geschützt. Nun geht es darum, die Zahl der Rauchenden weiter zu reduzieren und letztere dazu zu motivieren, etwas Gutes für ihre Gesundheit zu tun. Wir sind froh, dass uns die Lungenliga bei unseren Anstrengungen für eine wirksame Tabakprävention tatkräftig unterstützt. Seit 111 Jahren engagiert sich die Lungenliga für das Wohlergehen der Menschen in der Schweiz. Als starker Partner des BAG konnten wir gemeinsam im Kampf gegen Lungenkrank heiten einiges erreichen – aber es gibt noch viel zu tun. Im Mai hat der Bundesrat ein neues Tabakproduktegesetz in die Vernehmlassung geschickt, mit dem er vor allem den Jugendschutz stärken will – denn die Mehrheit der Rauchenden hat vor dem 18. Lebensjahr zum ersten Mal zu Zigaretten gegriffen. Weil Kinder und Jugendliche für die Werbebotschaften der Tabakindustrie sehr empfänglich sind, will der Bundesrat die Tabakwerbung wirksam einschränken. Denn junge Menschen sind oft noch nicht in der Lage, die Folgen und Gefahren dieser Abhängigkeit richtig einzuschätzen. Unser gemeinsames Ziel ist es, die Menschen in der Schweiz vor Lungen- und Atemwegserkrankungen zu b ewahren, aber auch sicherzustellen, dass Erkrankte optimal beraten und betreut werden. Lassen Sie es uns weiterhin mit aller Kraft verfolgen. Doch zunächst möchte ich der Lungenliga Schweiz herzlich zu ihrem stolzen Jubiläum gratulieren! Pascal Strupler Direktor des Bundesamtes für Gesundheit 3 1929 Bundesgesetz gegen die Tuberkulose Das lange erwartete Bundesgesetz gegen die Tuberkulose tritt – verzögert durch den Ersten Weltkrieg – auf den 1.1.1929 in Kraft. Der Bund subventioniert den Kampf gegen die Tuberkulose nun direkt. Das Gesetz regelt unter anderem die Desinfizierung von Wohnräumen Kranker sowie deren Isolation und verbietet es, auf den Boden zu spucken. Lungenliga: e r h 111 Ja eweg ter Weg Ein b 1910 Höhenkuren als wichtigste Behandlung 1903 Hauptpfeiler der HöhenkurBehandlungen ist die Ent fernung der Erkrankten aus oft ungünstigen Hygiene- und Platzverhältnissen zu Hause und/oder am Arbeitsplatz, kombiniert mit Ruhe u nd guter Ernährung. Gemeinsam gegen die Tuberkulose 4 Auf Initiative der «Vereinigung der Ärzte der Lungenheilanstalten in der Schweiz» nimmt die «Schweizerische Zentralkommission gegen die Tuberkulose», die heutige Lungenliga, ihre Arbeit auf. Ihr Ziel ist, die «Volksseuche» Tuberkulose zu bekämpfen, die p rivaten Initiativen zu stärken sowie die Schweiz in der internationalen Tuberkulose bekämpfung zu repräsentieren. Um 1903 werden auch die ersten k antonalen Lungenligen gegründet. 1931 Das Schirmbild Das wichtigste Verfahren, welches Hinweise auf eine Lungentuberkulose gibt, ist das Thorax-Röntgenbild. Um Kosten zu sparen, wird 1931 das sogenannte mobile Schirmbildverfahren entwickelt, welches die rasche Durchleuchtung grösserer Gruppen ermöglicht. 1971 Erstmals Vermietung von Atemtherapiegeräten Atembehinderte Menschen können dadurch trotz Therapie zuhause leben. 1 951 Die BCG-Schutzimpfung 1960 Die nach dem Bazillus Calmette-Guérin benannte BCG-Schutzimpfung gegen Tuberkulose findet erstmals breite Anwendung. Bei Impfaktionen werden alle Kinder präventiv geimpft. 1 944 Antibiotika vereinfachen die TB-Therapie Das 1928 entdeckte Penicillin führt zur Entwicklung einer vollkommen neuen Generation von Medikamenten: den Antibiotika. Damit können nun Infektionskrankheiten wie Meningitis, Tuberkulose, Pocken oder Lungen entzündung besser bekämpft werden. 1944 wird das Streptomycin entdeckt, das erste wirksame Antibiotikum gegen Tuberkulose. Invalidenversicherungsgesetz Das Invalidenversicherungsgesetz tritt in Kraft. Daraus ergeben sich verbesserte Unterstützungsmöglichkeiten für Tuberkulosekranke: Die Invalidenversicherung ermöglicht insbesondere Massnahmen zur Reintegration in den Arbeitsprozess sowie Renten für ehemalige Tuberkulosekranke, die durch die Krankheit invalid geworden waren. 5 1983 Die Anfänge der Tabakprävention Die in den 60er Jahren erstmals ver muteten schädlichen Auswirkungen des Tabakkonsums werden immer klarer durch Studien belegt. Zu Beginn der 1980er-Jahre, als in Büros, Zügen und Restaurants noch geraucht wird, gibt es die ersten Aufklärungskampagnen und Broschüren wie «Nichtrauchen im B etrieb» (1987). 1988 Schlafapnoe wird neues Tätigkeitsfeld der Lungenliga Mit der Vermietung von CPAP-Geräten und Masken entsteht ein neues, wichtiges Aufgabenfeld der Lungenliga. 2 000 Luftholtage – Ferien für Atembehinderte Die Lungenliga lanciert die beliebten «Luftholtage», denn Ferienreisende mit einer Atembehinderung treffen oft auf Hindernisse. Dank der sichergestellten Sauerstoffversorgung und der fachlichen Betreuung können nicht nur die Patientinnen und Patienten, sondern auch ihre pflegenden Angehörigen einmal richtig ausspannen. 1998 Pulmonale Rehabilitation und Patientenschulung 6 Eine Arbeitsgruppe der Lungenliga entwickelt ein Anforderungsprofil und Qualitätskriterien für die pulmonale Rehabilitation. Diese verbessert nicht nur die körperliche Gesundheit der Behandelten, sondern hilft auch bei seelischen und sozialen Beschwerden, die durch die Krankheit entstehen. 2004 Einsatz für eine bessere Luftqualität 2013 Die Anzeichen mehren sich, dass die Luftverschmutzung zur Entstehung von Lungenkrankheiten beiträgt. Die Lungenliga engagiert sich deshalb verstärkt im Rahmen von Politik und Prävention für saubere Luft drinnen und draussen. Sauerstofftankstelle Die Lungenliga feiert im März 2013 ihre 29. Sauerstofftankstelle. An 29 zentralen Orten in der ganzen Schweiz können Atembehinderte nun kostenlos ihre mobilen Sauerstoff behälter mit Flüssigsauerstoff füllen. Dieses dichte Netz vergrössert ihren Mobilitätsradius und ermöglicht ihnen ein aktiveres Leben. 2014 Die Lungenliga bewegt: 111 Jahre Lungenliga Schweiz «Leben heisst atmen» – unter diesem Motto engagiert sich die Lungenliga heute für Menschen mit Lungen- und Atemwegserkrankungen. 2014 feiert der Dachverband Lungenliga Schweiz sein 111-jähriges Bestehen. 2003 100-Jahre-Jubiläum Die Lungenliga feiert ihre 100-jährige Geschichte mit verschiedenen Jubiläumsaktivitäten. Am offiziellen Festakt am 5. September in Bern dankte der damalige Bundespräsident Pascal Couchepin – früher selber P räsident der Kantonalliga Wallis Lungenliga – der Lungenliga im Namen des Bundesrats für ihr gesellschaftliches Engagement. Sie n e h c e Besu a nne nd p m s d a s u n d Fil f B il d c h i v a u r A / a.ch enlig lung ichte . w w w ge s c h 7 ng e n l i g a – u L e Di r und heute he frü er Liegetherapie z d n ur Vo n B e e d h n a e s n s dlun a umf g Wer früher an Tuberkulose erkrankte, hoffte auf die positive Wirkung einer Liegetherapie – denn andere Möglichkeiten gab es nicht. «Das hat sich stark gewandelt», sagt Véronique Jaillot von der Lungenliga Waadt, «im Gegensatz zu früher haben wir heute mehr und modernere Therapieformen». Véronique Jaillot beschreibt die Entwicklung der Liegetherapie zur individuellen, umfassenden Behandlung. Kampf gegen Tuberkulose In den Jahren 1895 und 1905 wüteten zwei Tuberkulose-Epidemien. In der Schweiz starben jeweils über 15 000 Menschen an der Lungenkrankheit. Man erkannte, dass die Lebensbedingungen für die Aus breitung der Krankheit verantwortlich waren. Enga gierte Frauen, meist aus aristokratischen Familien, setzten sich für eine bessere Hygiene ein und über 8 Liegetherapie in der Klinik Barmelweid, um 1930 (Archiv Klinik Barmelweid) nahmen damit neben der Ärzteschaft entscheidende Aufgaben im Kampf gegen die Tuberkulose. Liegetherapie im Höhensanatorium Kurz nachdem die «Schweizerische Zentralkommission gegen die Tuberkulose», die heutige Lungenliga, im Jahr 1903 ihre Arbeit aufnahm, entstanden zahlreiche Sanatorien, in denen Tuberkulosekranke kuriert wur den. Damit erreichte man zwei Ziele: Die erkrankten Personen entkamen ihren schlechten Lebensbedingun gen, wodurch Neuansteckungen verhindert wurden. Die Höhenkur beinhaltete hauptsächlich eine Liege therapie an der Frischluft und hochkalorische Ernäh rung. Bei ungefähr zwei Dritteln der Patientinnen und Patienten führte eine solche Kur innert eines Jahres zum Erfolg. «Es ist für uns zentral, den Betroffenen eine umfassende Beratung und Betreuung zu bieten.» Véronique Jaillot Leiterin Psychosoziale Dienstleistungen, Lungenliga Waadt Antibiotikum gegen Tuberkulose Umfassende Beratung Mit der Entdeckung des ersten wirksamen Antibiotikums gegen Tuberkulose 1944 verloren die Liegekur und da mit die Sanatorien an Bedeutung. Die wirksame Therapie und die verbesserten Hygiene- und Lebensbedingungen dämmten die Tuberkulose in der Schweiz nachhaltig ein. Die Anliegen und Fragen der Betroffenen können sehr verschieden sein: Was tun, wenn die Krankheit die Psyche, die Beziehung oder das Familienleben belastet? Wenn der Beruf nicht mehr ausgeübt wer den kann? Wenn finanzielle Engpässe entstehen? Wir von der Lungenliga bieten Betroffenen und ihren Angehörigen umfassende Beratung im Umgang mit der Krankheit und deren Folgen. Auch Selbsthilfe- und Erfahrungsaustauschgruppen sind eine ideale Platt form für Betroffene. So hat sich die Behandlung von Lungenkrankheiten von der simplen Höhenkur zu einer individuellen, umfassenden Therapie entwickelt. Die moderne Therapie Heute erkranken jährlich rund 500 Personen an Tuber kulose. Eine 6-monatige Antibiotika-Therapie heilt die meisten von ihnen. Anhand der Geschichte der Tuber kulose-Therapie sehen wir deutlich, dass sich die Be handlung von chronischen Erkrankungen nicht einfach «nur» auf die Krankheit selber beschränken darf, sondern die Rahmenbedingungen miteinschliessen muss. Es ist für uns deshalb zentral, den Betroffenen eine umfassende Behandlung und Betreuung zu bieten. Das fängt bei der Medikamenten- und/oder Gerätetherapie an, geht aber noch viel weiter. Übrigens: Wer mehr über die Blütezeit der Sanatorien erfahren möchte, sollte sich den Roman «Der Zauber berg» von Thomas Mann zu Gemüte führen. 9 Von Konzentratoren zu Flüss igsauerstoff-Tankst elle n Früher war die Sauerstoff-Therapie mit Hausarrest gleichzusetzen: Konzentratoren, so gross wie mittlere Möbelstücke, behinderten die Mobilität. «Heute gibt es Tankstellen für Flüssigsauerstoff und sogar Ferienangebote mit Sauerstoffversorgung», sagt Carol Moser, Projektleiter Sauerstofftankstellen der Lungenliga Schweiz. Er erklärt, welche Entwicklung die Sauerstofftherapie in den letzten Jahren durchgemacht hat. Besser atmen Es war Anfang der 1970er Jahre, als die Lungenliga an fing, Inhalatoren und Respiratoren zu vermieten. Die Apparate wurden auf ärztliche Verordnung bei Atem wegserkrankungen abgegeben, die Mietgebühren 10 Patient mit einem Konzen trator erster Generation, ca. 1984 (Archiv Klinik Barmelweid) trugen die Krankenkassen. Mit den Inhalatoren wurde eine Verbesserung oder Normalisierung der behinder ten Ausatmung bezweckt. 1980 kam eine zusätzliche Behandlungsmethode dazu: die Sauerstoffheimtherapie. Diese trug wesentlich dazu bei, dass sich der Zustand von Patientinnen und Patienten mit chronischem Sauerstoffmangel verbesserte. Therapie mit Hausarrest Anfangs war eine Sauerstoffheimtherapie meist mit Hausarrest gleichzusetzen, denn erst ab mindestens 16 Stunden täglich ist die zusätzliche Sauerstoffzufuhr auch wirksam. Viele Betroffene sind sogar rund um die Uhr auf zusätzlichen Sauerstoff angewiesen. Konkret hiess das, zuhause immer mit einem langen Schlauch mit dem Sauerstofftank oder -konzentrator verbunden «An 29 Flüssigsauer stoff-Tankstellen in der ganzen Schweiz können tragbare Geräte kostenlos aufgefüllt werden.» Carol Moser Projektleiter Sauerstofftankstellen, Lungenliga Schweiz zu sein. Alltägliche Besorgungen und auch kurze Aus flüge waren nicht mehr möglich. Eine schwierige Situation. Eine Verbesserung dieser Situation brachten tragbare Sauerstoffgeräte, die in einem Rucksack oder auf einem Rollwägelchen mitgenommen werden können. Aber auch diese sind nach drei bis acht Stunden meist leer. Tankstellen für Flüssigsauerstoff Deshalb haben wir von der Lungenliga 2007 damit angefangen, ein Netz von Flüssigsauerstoff-Tank stellen zu errichten. An 29 gut erreichbaren Orten in der ganzen Schweiz können heute die tragbaren Geräte an 365 Tagen kostenlos aufgefüllt werden. Damit werden auch Ausflüge und längere Reisen wieder möglich. Ferien in Sicht Apropos Reisen: Seit über 10 Jahren bietet die Lungen liga Menschen mit Atembehinderungen, ihren Ange hörigen und Pflegenden auch begleitete Ferienreisen an – damit alle wieder einmal durchatmen können. Seien es Ferien in der Schweiz, am Meer oder gar eine Kreuzfahrt. Wir übernehmen die Organisation (auch die der Sauerstoffversorgung) und sind bei den Gruppenreisen vor Ort mit Fachpersonal und einem medizinischen Pikettdienst mit dabei. Übrigens: Die Standorte aller Flüssigsauerstoff-Tank stellen finden Sie unter www.lungenliga.ch/tankstellen 11 hirmbilduntersuch c S r ung de i s R i k e o n n t i est Vo um Onl z Die Beraterin Linda Wüthrich-Hadorn zeigt auf, welche Auswirkung die damals revolutionäre Schirmbilduntersuchung auf die Tuber kulosekrankheit hatte und welche ebenso wegweisende Bedeutung heute Online-Tests für die Behandlung von Lungenkrankheiten haben. Reihenuntersuchungen dank Schirmbildwagen Für die frühzeitige Entdeckung der Tuberkulose war das 1931 entwickelte Schirmbildverfahren das wich tigste diagnostische Hilfsmittel. Plötzlich war es mög lich, grössere Gruppen rasch zu «durchleuchten». Als erstes beschaffte die Schweizer Armee 12 Geräte und unternahm so während des zweiten Weltkriegs erste Schritte in Richtung systematischer Durchleuchtung. Später gab es Schirmbildwagen, um die Bevölkerung direkt an ihrem Wohnort – auch in abgelegenen Gebieten – zu erreichen. 12 Schirmbilduntersuchung 1964 (Historisches Archiv ABB Schweiz) Frühzeitige Diagnose und Impfung Dank diesen Reihenuntersuchungen wurden zahllose Tuberkulose-Erkrankungen frühzeitig entdeckt. Bis in die 1980er Jahre fuhren die Schirmbildwagen auf Betriebsgeländen und Schulhausplätzen auf. In den 1950er Jahren kam dann auch die sogenannte BCGSchutzimpfung zum Einsatz. Diese Bemühungen und vor allem der Einsatz der Antibiotika trugen Früchte: Die Zahl der Tuberkuloseerkrankungen in der Schweiz nahm rapide ab. Auch bessere hygienische Bedingun gen und die bessere Ernährung trugen dazu bei, dass immer weniger Menschen an Tuberkulose erkrankten oder gar daran starben. Die Tuberkulose verlor ihren Schrecken, auch wenn sie bis heute in der Schweiz vorkommt. Röntgen spielt eine wichtige Rolle Schutzimpfungen und Schirmbild-Reihenuntersuchungen gehören der Vergangenheit an. «Der Lungenfunk tionstest spielt bei der Diagnose von Asthma und COPD eine wichtige Rolle.» Linda Wüthrich-Hadorn Pflegefachfrau, Lungenliga Bern Aber noch heute spielt die radiologische Untersuchung bei der Tuberkulose-Diagnose eine wichtige Rolle, denn Veränderungen im Thoraxröntgenbild ist das aussagekräftigste Zeichen, um einen Verdacht auf Tuberkulose weiterzuverfolgen. Um Tuberkulose zu diagnostizieren, wird eine mikroskopische Untersu chung z. B. des Schleimauswurfs durchgeführt. Zudem wird die Probe einige Wochen im Labor kultiviert; dann zeigt sich das für Tuberkulose typische Bakteri enwachstum. Genauso wichtig ist die Umgebungsun tersuchung bei ansteckenden Tuberkulosefällen: Wir untersuchen alle Personen, die in engem Kontakt mit einer an Tuberkulose erkrankten Person gestanden sind und führen sie bei einem positiven Testergebnis allenfalls einer präventiven Behandlung zu. Online-Risikotest und ärztliche Diagnose diagnostizieren. Bei Schlafapnoe ist zum Beispiel meist unser Online-Risikotest ein erster Schritt: Nach dem Beantworten einiger Fragen wird klar, ob Symptome wie Tagesmüdigkeit und Schnarchen ärztlich abgeklärt werden sollten. Mit einer Untersuchung im Schlaflabor oder mit einem mobilen Gerät, das Atemaussetzer im Schlaf misst, kann Schlafapnoe definitiv diagnostiziert werden. Bei der Diagnose von Asthma und der chro nisch obstruktiven Lungenkrankheit COPD spielt der Lungenfunktionstest mit dem Spirometer eine wichtige Rolle: Volumen und Fluss des Atemstroms werden ge messen. Die Resultate zeigen, ob die Atemwege offen oder verengt sind. Eine Spirometrie ist rasch durchge führt und normalerweise schmerzlos. Übrigens: Der COPD-Online-Test gibt einen ersten Auf schluss über Ihr COPD-Risiko: www.lungenliga.ch/copd Auch andere Lungen- und Atemwegserkrankungen lassen sich heute rascher und einfacher erkennen und 13 rrauchten Zügen zu e v Von besserer Luft Die Wahrnehmung des Rauchens hat sich in den letzten Jahrzehnten stark gewandelt: Vom lässigen Wachmacher hin zum süchtig machenden Krebserreger. Simone Hilber, Projektleiterin «Rauchfreie Lehre», zeigt auf, welche Schritte dazu nötig waren. Der Rauch der Medizinmänner Schon seit hunderten von Jahren gibt es Tabak und damit auch das Rauchen. Ursprünglich Medizinmän nern und Priestern vorbehalten, verbreitete sich das Rauchen bereits im 15. Jahrhundert und trat dann seinen Siegeszug Anfang des 20. Jahrhunderts an. Rauchen war nun nicht mehr nur weltmännisch, sondern wurde auch für Frauen cool und sexy. In den 1950er Jahren galt es sogar als medizinisch emp fehlenswert, beim Autofahren zu rauchen: Nikotin halte wach und trage zur Sicherheit im Strassenver 14 Raucherabteil 1. Klasse SBB, 1960 (SBB Historic) kehr bei. In Filmen, in TV-Talkshows, im Zug, im Auto, in Restaurants, im Büro, in der guten Stube – überall wurde geraucht. Zusammenhang bewiesen Mitte der 1960er Jahre bewiesen Untersuchungen erstmals den Einfluss des Zigarettenkonsums bei der Entstehung chronischer Bronchitis, Lungenkrebs und anderer Lungenkrankheiten. Die Resultate dieser Untersuchungen waren ausschlaggebend dafür, dass sich die Lungenliga (damals noch «Schweizerische Vereinigung gegen Tuberkulose und Lungenkrankhei ten») bei der Aufklärung über die Folgen des Tabak konsums und in der Prävention engagierte. Wir schlos sen uns mit der Krebsliga und anderen Organisationen zusammen, um 1973 die Arbeitsgemeinschaft Tabak prävention Schweiz (AT) zu gründen. «Unser Ziel ist, dass Jugendliche gar nicht erst mit dem Rauchen anfangen.» Simone Hilber Projektleiterin «Rauchfreie Lehre», Lungenliga St. Gallen Erste Erfolge Ein grosser Erfolg: Seit 2003 fliessen 2,6 Rappen pro Zigarettenpackung in den Tabakpräventionsfonds, der Präventionsprojekte finanziert. Nicht nur der Tabak rauch, sondern die Luftverschmutzung im Allgemeinen tragen zur Entstehung von Lungenkrankheiten bei. Ab 2004 verstärkte die Lungenliga deshalb ihre Aktivitäten in den Bereichen Politik, Prävention und Gesundheits förderung. Die Autoindustrie verpflichtete sich, neue Dieselfahrzeuge mit Partikelfilter auszurüsten. Zudem begann die Lungenliga über Themen wie Ozon, Fein staub oder Wohngifte zu informieren. Politisch setzte sie einen Schwerpunkt auf den Schutz vor Passivrau chen und das Rauchverbot in öffentlichen Räumen. Schutz vor Passivrauchen wir 133 000 Unterschriften. Ziel der Initiative war der Schutz der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer – insbesondere des Gastropersonals – vor dem Passiv rauchen. 2012 lehnte die Stimmbevölkerung die Initiative ab. Mit dem Bundesgesetz zum Schutz vor Passivrauchen, das seit 2010 in Kraft ist, ist heute an den meisten Orten ein wirksamer Schutz vor den schädlichen Auswirkungen des Passivrauchens ge geben. Ziel der Rauchstopp-Kurse und Projekte wie «Rauchfreie Lehre» und «Unternehmen rauchfrei» ist es, immer mehr Jugendliche und Erwachsene zum Rauchstopp zu bewegen oder dafür zu sorgen, dass sie gar nicht erst mit dem Rauchen anfangen. Übrigens: In den SBB-Zügen darf bereits seit Dezember 2005 nicht mehr geraucht werden. 2009 lancierten wir die Volksinitiative «Schutz vor Pas sivrauchen». In weniger als einem Jahr sammelten 15 INTERVIEW Was der Blick in die Zukunft verrät Was hält die Medizin von morgen bereit? Wie sieht die Patientin, der Patient der Zukunft aus? Dr. Stephan Sigrist, Leiter des Think-Tanks W.I.R.E., blickt für uns in die Zukunft. Text: Sarah Schmid • Bild: ZVG Gut informiert und mitbestimmend bei der Wahl der Therapie – ist das die Patientin, der Patient der Zukunft? Ja und nein. Richtig ist, dass sich die Patienten zunehmend informieren und bei der Wahl ihrer Therapie mitbestimmen möchten. Doch das Bild von gut informierten Patientinnen und Patienten ist nur bedingt richtig. Durch das Internet stehen uns zwar mehr Informationen zur Verfügung, was aber nicht automatisch bedeutet, dass wir auch gut informiert sind. Denn wir müssen die Informationen nicht nur verstehen, sondern auch einordnen. Und gerade diese Einordnung fällt den meisten schwer. Zudem ist im Internet auch eine Verzerrung in Richtung schwerer Krankheitsfälle zu erkennen: Wer nach Bauchschmerzen sucht, wird in den Gesundheitsforen meist nur auf schlimme Krankheitsfälle stossen. Das Internet hinterlässt also meist eher verängstigte als gut informierte Menschen. Und diese Verunsicherungen werden eher zu- als abnehmen. Inwieweit wird sich auch die Rolle der Ärzte und Ärztinnen verändern? War es früher ausreichend, fachlich kompetent zu sein, erwarten Patientinnen und Patienten von der Ärzteschaft heute wesentlich mehr Beratung. Denn da sich die Patienten vermehrt selber informieren, können sie ihre Bedürfnisse stärker artikulieren und wollen in die Entscheidung über die Therapie mit einbezogen werden. Die Ärztin oder der Arzt muss in dieser Konstellation eher die Rolle einer Beraterin, eines Beraters einnehmen, der den Patienten dahingehend berät, welches die richtige Therapie ist. Dr. Stephan Sigrist 16 Die Technisierung hat insbesondere auch auf die Medizin einen grossen Einfluss. Werden wir bald nur noch via Videotelefonie beim Arzt oder bei der Ärztin vorstellig und Roboter übernehmen den Operationssaal? Roboter in Operationssälen sind längst schon Wirklichkeit. Und auch in Zukunft wird der technische Fortschritt immer weiter in den Operationssaal vordringen. Doch ganz übernehmen werden die Roboter den Operationssaal nicht. Sie werden Assistenten bleiben. Neben Robotern wird auch bereits die Telemedizin getestet: In den USA können sich Patientinnen und Patienten im virtuellen Sprechzimmer mit dem Arzt austauschen und in Irland werden «Telepresence Robots» getestet. Die Ärztin oder der Arzt ist quasi per Bildschirm auf einem fahrbaren Roboter unterwegs und besucht die Patientinnen und Patienten, ohne tatsächlich vor Ort zu sein. Noch stecken diese Entwicklungen in den Kinderschuhen. In den nächsten Jahrzehnten gilt es herauszufinden, was tatsächlich an die Technik ausgelagert werden kann und welche Aufgaben zwingend von einem Arzt bzw. einer Ärztin oder dem Pflegepersonal ausgeführt werden müssen. Welchen Stellenwert wird die Prävention in Zukunft haben? Aus wissenschaftlicher Sicht kommt man fast nicht umhin zu sagen, dass unser heutiges Gesundheitssystem nur noch finanzierbar sein wird, wenn präventiv gehandelt wird. So zum Beispiel im Falle von Diabetes Typ 2: Die Behandlung «Unser heutiges Gesundheitssystem wird nur noch finanzierbar sein, wenn präventiv gehandelt wird.» verursacht hohe Kosten und die Anzahl Erkrankter steigt immer weiter, obwohl es wirksame Präventionsmassnahmen gäbe. Doch die Prävention hat nach wie vor einen schweren Stand, denn die Wirkungen von Präventionsmassnahmen sind schwer nachweisbar und zahlen sich meist erst langfristig aus. Und wir Menschen sind nicht so gut darin, etwas zu verändern, wenn wir keine unmittelbare Wirkung erkennen können. Ändern könnte sich die Einstellung zur Prävention, je besser die Diagnosemöglichkeiten werden, also bspw. durch Gendiagnostik: Wenn mir ein Test heute schon sagen kann, dass ich ein hohes Risiko habe, an Osteoporose zu erkranken, dann ist wahrscheinlich auch meine Motivation höher, tatsächlich etwas an meinem Verhalten zu ändern. Natürlich bergen solche Diagnoseverfahren nicht nur Gutes. Denn es wird dadurch immer mehr «potentielle Kranke» geben, also Menschen, die über mögliche Krankheitsveranlagungen Bescheid wissen. «Die Nähe zu den Betroffenen wird mit zunehmender Technisierung und Spezialisierung der Ärzte unverzichtbar.» Wie wichtig sind Organisationen wie die Lungenliga in Zukunft? Da gibt es eigentlich zwei mögliche Szenarien: In ihrer Funktion als Bindeglied zwischen Ärzteschaft und Patienten ist es möglich, dass die Bedeutung von Patientenorganisationen abnehmen wird, wenn man davon ausgeht, dass die Patientinnen und Patienten zunehmend über verschiedene Kommunikationskanäle den direkten Kontakt zu den Ärzten haben. Plausibler erscheint mir aber, dass Patientenorganisationen in Zukunft noch wichtiger werden. Denn ihre Stärke ist die Nähe zu den Betroffenen. Und gerade diese Nähe wird mit der zunehmenden Technisierung und Spezialisierung der Ärzte unverzichtbar. Dabei besteht aber für die Organisationen die Herausforderung, dass sie diese Nähe zu den Patientinnen und Patienten – trotz zunehmender Professionalisierung und dem Wachsen der Organisation – nicht verlieren. Wichtig erscheint mir einfach eins: Niemand weiss genau, was die Zukunft bringt. Daher sollte sich die Lungenliga nicht der Zukunft ausliefern, sondern immer wieder selbst aktiv werden und herausfiltern, in welchen Feldern sie einen Mehrwert bieten kann, und diese Felder sollte sie anpacken. So ist sie bestens für die Zukunft gewappnet. W.I.R.E. – der Think Tank für Wirtschaft, Gesellschaft und Life Science W.I.R.E. ist ein unabhängiger Schweizer Think Tank, der sich mit globalen Entwicklungen in Wirtschaft, Gesellschaft und den Life Sciences beschäftigt. Ziele sind die kritische Auseinandersetzung mit etablierten Sichtweisen, das Schaffen von Transparenz über ak tuelle Trends sowie die Erarbeitung neuer Konzepte und Ideen für die Zukunft. Auf Basis eines interdiszipli nären Forschungsverständnisses funktioniert W.I.R.E. als Labor für den Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis sowie als Plattform für Netzwerke zwischen Akteuren und Denkern aus verschiedenen Hand lungs- und Wissensgebieten. www.thewire.ch 17 CARTOON 18 WETTBEWERB Luftholen in Feusisberg Wettrb bewe Gewinnen Sie zwei Übernachtungen im en lnehm i e t t z Panorama Resort & Spa in Feusisberg im Jet unter: ch ung. Wert von 1 280 Franken. Sie übernachten vivo@l in der Asian Junior Suite für zwei Wettbewerbsfrage: Wann nahm die «Schweizerische Zentralkommission gegen Personen mit fantastischer Seesicht, die Tuberkulose» (die heutige Lungenliga) ihre Arbeit auf? starten mit dem Champagner-Früh A: 1903 B: 1911 Tipp: Die richtige Antwort finden Sie in diesem Heft. stücksbuffet in den Tag und genies Und so nehmen Sie am Jubiläumswettbewerb teil: Beantworten sen freien Eintritt in den Akari Spa. Sie unsere Wettbewerbsfrage und senden Sie die Antwort www.panoramaresort.ch. (A oder B) bis am 30. September 2014 per E-Mail mit dem Weiter verlosen wir unter allen richtigen Einsendungen 10 exklusive LungenligaJubiläums-Thermoflaschen von Sigg. Betreff «Wettbewerb», Ihrem Namen und Ihrer Adresse an [email protected] oder per Postkarte an Lungenliga Schweiz, vivo Wettbewerb, Chutzenstrasse 10, 3007 Bern. Die Gewinnerin/ der Gewinner wird unter allen richtigen Einsendungen ausgelost. Viel Glück! Der Gewinn wird vom Hotel Panorama Resort & Spa in Feusisberg zur Verfügung gestellt. Teilnahmebedingungen: Teilnahmeberechtigt sind alle in der Schweiz wohnhaften Personen mit Ausnahme der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Lungenliga sowie der am Magazin mitarbeitenden Agenturen und Lieferanten und ihre Angehörigen. Die Teilnahme ist kostenlos. Eine Barauszahlung des Preises ist nicht möglich, über den Wettbewerb wird keine Korrespondenz geführt. Der Name des Gewinners/der Gewinnerin wird in der nächsten Ausgabe veröffentlicht. Der Gewinner der letzten Verlosung – zwei Übernachtungen im Tessin – ist J. Amherdt aus Sion. Herzliche Gratulation! Kurz vor Schluss Ein Ratgeber für Eltern Neue Broschüre TIPPS Rund um die Uhr für Sie da Alle Kinder sind gelegentlich krank. Husten und Erkältungen sind meistens harmlos. Bei hartnäckigem Husten machen sich viele Eltern aber Sorgen. Im Säuglingsalter sind die verschiedenen Formen von Atemwegs erkrankungen, die von pfeifender Atmung oder akuter Atemnot begleitet sein können, oft schwer voneinander zu unterscheiden. Die Lungenliga steht Ihnen auch im Notfall 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche bei. Die Notfallnummern der kantonalen Ligen finden Sie hier: www.lungenliga.ch/notfall Unsere neue, kostenlose Broschüre «Husten, husten, husten» informiert Eltern über Atemwegserkrankungen, Asthma und allergisches Asthma bei Kin dern. Sie hilft mit konkreten Tipps und zeigt auf, wann weitere Abklärun gen nötig sind. Zu bestellen unter www.lungenliga.ch/broschueren Die Lungenliga organisiert regelmässig kostenlose Informationsveranstaltungen und bietet Ratgeber an: www.lungenliga.ch/erbschaften Husten, hu sten, huste Atemwegserk rankungen unter drei Jahr bei Säuglin gen en n und Kleinkin dern Erbschaften und Vorsorge 19 Die Lungenliga bewegt schweizweit z i e Sc hwit in we N ä h e r I hre SH TG BS BL JU ZH AG SO SG BE / a.ch AR AI ZG LU NE enlig lung one . w w w k a nt SZ OW GL NW UR GR FR VD TI GE VS Die Lungenliga Schweiz besteht aus 23 kantonalen Lungenligen, den zentralen Organen und der schweizerischen Geschäftsstelle. Lungenliga Schweiz Chutzenstrasse 10 3007 Bern Tel. 031 378 20 50 Fax 031 378 20 51 [email protected] www.lungenliga.ch Spendenkonto PK 30-882-0
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